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(LWI 04-09-2010) LutheranerInnen und MennonitInnen: Frieden als gemeinsames Anliegen


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Date Thu, 22 Apr 2010 17:59:46 +0200

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LutheranerInnen und MennonitInnen: Frieden als gemeinsames
Anliegen
Versoehnungsakt kann „neue Hoffnungsszenarien“ schaffen

Bogota (Kolumbien)/Genf, 22. April 2010 (LWI) - LutheranerInnen
und MennonitInnen der Region Lateinamerika und die Karibik haben
sich im Rahmen einer regionalen Konferenz des Lutherischen
Weltbundes (LWB), bei der eine mennonitische Delegation empfangen
wurde, feierlich ihres gemeinsamen Engagements fuer den Frieden
in der Welt erinnert. Die Konferenz fand im kolumbianischen
Bogota statt.

Seit 1980 gibt es lutherischerseits Bemuehungen um engere
Beziehungen zur mennonitischen Tradition. Insbesondere geht es
dabei darum, das Bedauern ueber die Verfolgungen zum Ausdruck
bringen, deren Opfer MennonitInnen und andere AnabaptistInnen
auch auf lutherisches Betreiben hin im 16. und 17. Jahrhundert
waren.

An der Vorbereitenden Konsultation zur LWB-Vollversammlung fuer
die Kirchen in Lateinamerika und der Karibik, in deren Rahmen
auch eine Kirchenleitungskonferenz stattfand, nahm unter anderem
eine Delegation der Mennonitischen Kirche Kolumbiens (IMCOL)
teil. Bei der Tagung wurden sowohl die leidvolle Geschichte, von
der die lutherisch-mennonitischen Beziehungen gepraegt sind, als
auch die in den vergangenen Jahrzehnten erzielten Fortschritte im
oekumenischen Dialog thematisiert.

Anlaesslich seiner Tagung in Genf im Oktober 2009 hatte der
LWB-Rat eine Erklaerung angenommen, in der Gott und die
MennonitInnen um Vergebung gebeten werden fuer „das Leiden, das
unsere Vorfahren im 16. Jahrhundert den Taeufern zugefuegt haben,
fuer das Vergessen oder Ignorieren dieser Verfolgung in den
folgenden Jahrhunderten und fuer alle unzutreffenden,
irrefuehrenden und verletzenden Darstellungen der Taeufer und
Mennoniten, die lutherische Autoren bis heute in
wissenschaftlicher oder nichtwissenschaftlicher Form verbreitet
haben“.

„Wir bitten Gott, dass er unseren Gemeinschaften Heilung unserer
Erinnerungen und Versoehnung schenken moege“, so die Erklaerung
weiter.

Im Rahmen der lateinamerikanischen Vorbereitungstagung
unterstrich Pfr. Tomas Orjuela, Praesident der IMCOL, die
Bedeutung des Zusammentreffens am 14. April. „Fuer uns als
Mennoniten und Mennonitinnen besteht unser Kompromiss darin, dem
Herrn und unserem Land zu dienen“, so Orjuela. Als eine der
historischen „Friedenskirchen“ lehnen MennonitInnen den
Militaerdienst im Allgemeinen ab. Diese pazifistische Haltung
wird staatlicherseits haeufig mit Strafen geahndet. Orjuela
begruesste die lutherischen Initiativen als Zeichen der Demut.

Der designierte LWB-Generalsekretaer Pfr. Martin Junge aeusserte
sich ebenfalls zur lutherisch-mennonitischen Geschichte und zu
dem Versoehnungsakt, der anlaesslich der Elften
LWB-Vollversammlung im Juli geplant ist. „Die Geschichte kann
nicht ungeschehen gemacht werden. Wir muessen Verantwortung fuer
sie uebernehmen und sicherstellen, dass sie sich nicht
wiederholt“, so Junge, derzeit LWB-Gebietsreferent fuer
Lateinamerika und die Karibik.

„Dem Frieden muessen konkrete Formen gegeben werden, so wie es
heute Nachmittag der Fall ist“, betonte Jenny Neme, ein Mitglied
der mennonitischen Delegation, die fuer das christliche Zentrum
fuer Gerechtigkeit, Frieden und gewaltloses Handeln, JUSTAPAZ,
taetig ist. Das seit 1990 bestehende Zentrum hat sich zum Ziel
gesetzt, gegen die Gewalt und soziale Ungerechtigkeit anzugehen,
unter der Teile der kolumbianischen Bevoelkerung leiden. „Diese
Versoehnungsakte sind ein Zeugnis, das weit ueber die Kirchen
hinaus Bedeutung hat, denn es spricht die Sehnsucht der
Menschheit nach Frieden an“, so Neme weiter.

Der mennonitische Pfarrer Ricardo Pinzon erklaerte vor den
lutherischen Teilnehmenden: „In einer Welt der Globalisierung
muessen wir Frieden und gewaltlose Initiativen globalisieren. Ihr
Beschluss eroeffnet uns die Moeglichkeit, auf Vergebung und
Versoehnung neue Hoffnungsszenarien aufzubauen.“

Gemeinsam feierten LutheranerInnen und MennonitInnen einen
Gottesdienst, in dessen Mittelpunkt eine Kerze stand, die die
Farbe Violett - zum Zeichen der Busse -  mit der Farbe Weiss -
als Zeichen der Freude der Auferstehung - vereinte. Die
Gottesdienstteilnehmenden tauschten geschwisterliche Umarmungen
aus.

„Ich werde den heutigen Tag und dieses Fest des Friedens nie
vergessen“, erklaerte Pfr. Errol Inshanally, Praesident der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Guyana. Die Teilnehmenden
stimmten spontan ein Lied basierend auf den Worten des 133.
Psalms an: „Siehe, wie schoen und gut es ist, wenn Brueder und
Schwestern versammelt sind“.

Der Vorsitzende des Zentralausschusses des Oekumenischen Rates
der Kirchen (OeRK) und Kirchenpraesident der Evangelischen Kirche
Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, Pfr. Dr. Walter Altmann,
ueberbrachte die Gruesse des OeRK und stellte einen Bezug her
zwischen dem Einsatz fuer den Frieden der Welt und der vom OeRK
initiierten „Dekade zur Ueberwindung von Gewalt: Kirchen fuer
Frieden und Versoehnung“ (DOV). Altmann verwies auf die
Internationale oekumenische Friedenskonvokation, in deren Rahmen
das im Verlauf der 2001 gestarteten DOV Erreichte gefeiert werden
solle und die 2011 in Kingston (Jamaika) stattfinden wird.

Die LWB-Vorbereitungstagung beendete am Freitag, 16. April, ihre
Geschaeftssitzungen. Es nahmen etwa 50 Personen an der Tagung
teil, darunter 26 Delegierte aus den 16 LWB-Mitgliedskirchen in
der Region sowie VertreterInnen ihrer Missionspartner,
oekumenische Gaeste und LWB-Mitarbeitende. (708 Woerter)

Erfahren Sie mehr ueber die Vorbereitenden Konsultationen zur
LWB-Vollversammlung in der Rubrik „Unterwegs“ auf der
LWB-Vollversammlungswebseite unter:
http://www.lwb-vollversammlung.org

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
70 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit LWI gekennzeichneten
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