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ORK Zentralausschuss Nr. 6
From
smm@wcc-coe.org
Date
15 Sep 1996 08:57:19
------------------- AIDS.WG follows --------------------
Oekumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Veroeffentlichung frei
15. September 1996
ZENTRALAUSSCHUSS Nr. 6
AIDS fordert die Kirchen heraus
Beratungsgruppe des OeRK weist auf alarmierende Entwicklung hin
Auf die alarmierende Ausbreitung der Immunschwaechekrankheit AIDS hat der Oekumenische Rat der Kirchen hingewiesen. Weltweit seien gegenwaertig etwa 20 Millionen Menschen HIV infiziert und taeglich muesse mit schaetzungsweise 6000 Neuinfektionen gerechnet werden, heisst es im Studienbericht einer OeRK-Beratungsgruppe, der am Samstag dem Zentralausschuss vorgelegt wurde.
Die von dem deutschen Tropenmediziner Christoph Benn (Tuebingen) geleitete Beratungsgruppe hat fuer den Rat ein 70seitige Studie zur weltweiten Ausbreitung von AIDS erarbeitet. Darin werden die Kirchen zu staerkerem Engagement in ihrem seelsorgerlichen Dienst, in der Aufklaerungsarbeit zur Krankheitsverhuetung und bei ihrem gesellschaftlichen Engagement aufgerufen.
In dem Bericht dazu wird betont, dass die Ausbreitung der Virusinfektion nicht nur unter medizinischen Gesichtspunkten zu betrachten sei. Sie beruehre auch kulturelle Normen und Praktiken, soziooekonomische Verhaeltnisse, Fragen der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung, der wirtschaftlichen Entwicklung und des persoenlichen Verantwortungsbewusstseins. Hervorgehoben wird, dass AIDS nicht auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen beschraenkt ist und die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Mechanismen, die Laender in Armut verharren lassen, die Ausbreitung foerdern.
Als wirksame Praeventivmassnahmen werden sexuelle Abstinenz, Treue zum Partner, die Benutzung von Kondomen sowie Vorsichtsmassnahmen beim Umgang mit Blut und Spritzen empfohlen. Noetig sei ferner Aufklaerungsarbeit und die Erziehung zu verantwortungsvollen Sexualpraktiken. Einsetzen sollten sich die Kirchen auch fuer die Wahrung der Menschenrechte HIV-Infizierter sowie fuer die Gleichberechtigung von Frauen, die als besonders "verwundbar" gelten.
Selbstkritisch wird in dem Bericht eingeraeumt, dass die Kirchen mitunter die Verbreitung korrekter Informationen ueber AIDS behinderten oder eine offenen Diskussion darueber vermieden haetten. Auch haetten Christen dazu beigetragen, dass Betroffene stigmatisiert und diskriminiert wurden.
Aus theologischer Sicht wird angemerkt, dass die "Schoepfung in Gottes allumfassende Liebe eingebettet" sei. Die volle Bedeutung von Sexualitaet sei aber bis heute nicht bekannt. Bei allelr Moeglichkeit des Missbrauchs sei sie jedoch als "Gabe Gottes" zu bejahen. "Vorrangiger Ort des Ausdrucks" von Sexualitaet in ihren vielfaeltigen Dimensionen sei die Ehe. gelten habe.
Ausdruecklich wird angemerkt, dass Leiden nicht von Gott komme. Handlungen, die bewusst Anderen oder der Schoepfung schadeten, seien Suende. AIDS wie auch andere Krankheiten duerften jedoch nicht als "direkte Strafe Gottes" fuer suendhaftes Verhalten betrachtet werden.
An die Kirchen wird appelliert, sich fuer HIV-Infizierten als "heilende Gemeinschaft" zu oeffnen und ein Umfeld der Liebe, der Annahme und der Unterstuetzung fuer sie zu schaffen. Zu ihren Aufgaben gehoere auch auch, die Rechte Betroffener zu schuetzen, zur Verbreitung korrekter Informationen beizutragen und auf den Zusammenhang zwischen AIDS und Armut hinzuweisen, der die Infektionskrankheit zu einer Entwicklungsfrage mache. Besondere Aufmerksamkeit sollte Wanderarbeitern, Fluechtlingsbewegungen, kommerziellem Sex und dem Drogenkonsum gewidmet werden.
In der Diskussion ueber den Bericht wurde kritisiert, dass die Frage der Suendhaftigkeit und Verantwortlichkeit des Einzelnen ungenuegend beruecksichtigt worden sei. Staerker hervorgehoben werden muesse auch die besondere Not unterdrueckter Frauen bei der Ausbreitung von AIDS. Eine abschliessende Erklaerung des Weltkirchenrats zur Ausbreitung von AIDS wird der Zentralausschuss am Freitag, 20. September verabschieden.
Der Einfuehrung des AIDS-Dokuments im Zentralausschuss war ein Gottesdienst in der Kapelle des OeRK vorausgegangen, bei dem die Brasilianerin Lusmarina Campos-Garcia in einem eindrucksvollen liturgischen Tanz auf die AIDS-Problematik einging. Besucher erhielten die Moeglichkeit, sich szmbolisch durch verteilte rote Schleifen mit HIV-Infizierten zu solidarisieren.
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Der Oekumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 330 Kirchen in ueber 100 Laendern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die roemisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem OeRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefaehr alle sieben Jahre zusammentritt. Der OeRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegruendet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretaer Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Oekumenischer Rat der Kirchen
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