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Message to Graz


From mr@wcc-coe.org
Date 25 Jun 1997 08:16:39

O"kumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Vero"ffentlichung frei
25. Juni 1997 1997

BOTSCHAFT DES O"RK AN DIE O"KUMENISCHE VERSAMMLUNG IN
GRAZ

"Europa braucht die Verso"hnung, nach der Sie suchen", heisst es in
einer Botschaft des O"kumenischen Rates der Kirchen (O"RK) an die
Zweite Europa"ische O"kumenische Versammlung, die am 23. Juni in
Graz, O"sterreich, ero"ffnet worden ist. In der Botschaft des
Generalsekreta"rs, Pfr. Konrad Raiser, wird die Vision eines verso"hnten
Kontinents entworfen und das Thema der Versammlung "Verso"hnung -
Gottes Gabe und Quelle neuen Lebens" reflektiert.

Die Botschaft ruft die Vera"nderungen ins Geda"chtnis, die sich seit der
ersten o"kumenischen Versammlung in Basel im Jahre 1989 vollzogen
haben; seitdem, sagt Raiser, ist Europa "an den widernatu"rlichen
Gra"ben alter nationaler, ethnischer, rassischer, religio"ser und
konfessioneller Feindschaften zerbrochen."

Raiser betont, dass Verso"hnung eine "vielschichtige und angstbesetzte"
Aufgabe sei, und warnt davor, dass Wunden der Vergangenheit auch
"allzu einfach geheilt" werden. "Schuld bekennen reicht nicht aus, wenn
es nicht mit konkreten Akten der Busse und metanoia verbunden ist und
von den Opfern als aufrichtig anerkannt wird." Und "wie Kriege zur
 ethnischen Sa"uberung  in Europa in der ju"ngsten Vergangenheit
gezeigt haben, hat es unser gemeinsames Versagen u"ber die
Jahrhunderte, uns der Wirklichkeit der Opfer zu stellen, ha"ufig
unmo"glich gemacht, wahrhaft gerechte Lo"sungen fu"r Konflikte
unserer Zeit zu finden."

Und Raiser fu"gt hinzu: Christen "werden nur dann als glaubwu"rdige
Verso"hner anerkannt, wenn sie auch zu Verso"hnung untereinander
finden ko"nnen." Deshalb muss die Versammlung der Aufgabe gerecht
werden, die Vision "einer verso"hnten christlichen Kirche zu entwerfen,
die konkret zur Heilung eines noch immer tief gespaltenen Europas
beitragen kann."

Diese Vision muss sich seiner Auffassung nach vor allem auf dem
Gedanken der sozial verantwortlichen Gesellschaft gru"nden - auf einer
Vision von Gerechtigkeit, der sich die Kirchen erneut zuwenden
mu"ssen.

Zweitens muss diese Vision auf religio"se Pluralita"t, Toleranz und
Freiheit gerichtet sein; die Kirchen sollten "helfen, die  Seele Europas  zu
formen", sie sollten aber nicht meinen, selbst die Seele Europas zu sein,
oder sich so in Institutionen einmauern, dass sie... diese Institutionen
nicht mehr an ihre Rechenschaftspflicht mahnen ko"nnen." Diese Vision
muss daru"ber hinaus Orientierung geben, "wie die vordringende Flut der
Fremdenfeindlichkeit, des Rassismus und des Antisemitismus
zuru"ckgedra"ngt,... den Rechten ethnischer, religio"ser und sprachlicher
Minderheiten umfassender Schutz gewa"hrt,... konstruktive Beziehungen
zwischen den Religionen gesta"rkt... und das Recht auf politischen
Dissenz und auf Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgru"nden
garantiert werden ko"nnen."

Eine gesicherte Zukunft mu"sste ebenfalls zu dieser Vision geho"ren;
zugleich fordert Raiser Alternativen zu milita"rischen Lo"sungen. Er stellt
in Frage, ob die Ausdehnung der bestehenden westeuropa"ischen
Institutionen fu"r Sicherheit und Zusammenarbeit die "richtige Antwort
auf die besonderen Bedu"rfnisse Ost- Und Mitteleuropas" sind, und
pla"diert in dieser Frage fu"r "eine gerechte und grosszu"gige
Sichtweise".

Viertens, meint Raiser, mu"sse fu"r die Beziehungen zwischen Staaten,
zwischen einer Mehrheit und Minderheiten, zwischen Ma"nnern und
Frauen und "vor allem in den internen theologischen, dogmatischen oder
konfessionellen Trennungen innerhalb der Kirche" die "Notwendigkeit
eines Feindbildes" durch eine Vision ersetzt werden, die alle Menschen
umfasst.

Raiser erinnert die Versammlung an das Leid, das Europa seinen
fru"heren Kolonien zugefu"gt hat, an seine Verantwortung fu"r
weltweite Gerechtigkeit und Frieden und daran, wie europa"ische
Theologien zur Ausbeutung der Umwelt beigetragen haben, und
schliesst mit der Forderung nach einer Vision, die "Europa mit der Welt
und mit der Scho"pfung" verso"hnt.

Die Zweite Europa"ische O"kumenische Versammlung wurde gemeinsam
von der Konferenz Europa"ischer Kirchen (KEK) und der Europa"ischen
Bishofskonferenz vorbereitet.

**********
Der O"kumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von
inzwischen 330 Kirchen in u"ber 100 La"ndern auf allen Kontinenten und
aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die ro"misch-katholische
Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem O"RK zusammen.
Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefa"hr alle
sieben Jahre zusammentritt. Der O"RK wurde 1948 in Amsterdam
(Niederlande) offiziell gegru"ndet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft
steht Generalsekreta"r Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in
Deutschland.

O"kumenischer Rat der Kirchen
Presse- und Informationsreferat
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