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OeRK-Delegation im Irak


From Sheila MESA <smm@wcc-coe.org>
Date 30 Jan 1998 05:26:36

™kumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Ver”ffentlichung frei
30. Januar 1998

™RK-DELEGATION IM IRAK WARNT VOR EINEM  NEUEM
MILITŽRSCHLAG

Eine siebenk”pfige Delegation des ™kumenischen Rates der Kirchen
(™RK), die soeben aus dem Irak zurckgekehrt ist, hat vor einer
neuerlichen milit„rischen Intervention im Irak gewarnt und zu einer
grndlichen šberprfung der bestehenden UN-Sanktionen aufgerufen. 

In einem Bericht ber den einw”chigen Besuch, der dem
™RK-Generalsekret„r Pfr. Dr. Konrad Raiser vorgelegt wurde, empfiehlt
die Delegation den Kirchen in der ganzen Welt nachdrcklich, Schritte bei
ihren Regierungen zu unternehmen, um gegen Milit„raktionen zu
protestieren, mit denen der Irak gezwungen werden soll, den
Forderungen des UN-Sicherheitsrates Folge zu leisten.

Unter Berufung auf irakische Christen heisst es in dem Bericht, dass ein
solcher Kurs nur zu einer Eskalation des Leidens der irakischen
Bev”lkerung fhren wrde, die hilfloses Opfer in diesem Konflikt ist. Die
Delegation berichtet, dass die Kirchen im Irak die Christen in der Welt
aufrufen, sich ihren Gebeten fr eine gewaltlose L”sung der derzeitigen
Krise anzuschliessen.

Weiter heisst es in dem Bericht, dass die bestehenden Sanktionen
ernsthaft die Menschenrechte grosser Teile der irakischen Bev”lkerung
verletzen, weil sie ihnen das Recht auf angemessene
Lebensmittelversorgung, Kleidung, Wohnung, medizinische Versorgung,
soziale Dienstleistungen und Arbeit vorenthalten.

Der ”kumenische Teambesuch bei Kirchen im Irak und anderen von den
Sanktionen Betroffenen fand vom 18.-25. Januar 1998 statt. Damit wurde
einem Gesuch des ™RK-Zentralausschusses entsprochen, der auf
seiner Tagung im vergangenen September eine an den ™RK-Richtlinien
fr die Anwendung von Sanktionen (1995) orientierte Studie ber die
Situation im Irak angefordert hatte.

Der vollst„ndige Bericht der Delegation wird dem
™RK-Exekutivausschuss auf seiner Tagung vom 17.-20. Februar in Genf
vorgelegt werden. Er enth„lt u.a. folgende Schlussfolgerungen:

- Die gesundheitlichen und hygienischen Bedingungen sind kritisch zu
nennen. Es l„sst sich ein drastischer Anstieg der Sterblichkeitsrate, der
Anf„lligkeit fr Krankheiten und der Symptome von Mangelern„hrung
feststellen, speziell bei Kindern und anderen anf„lligen
Bev”lkerungsgruppen. Die Anwendung der Sanktionen verhindert den
Wiederaufbau der im Golfkrieg 1991 zerst”rten Infrastruktur. Sie hindert
den Staat ferner daran, fr Wasser- und Stromversorgung sowie fr
hygienische Bedingungen in dem Umfang zu sorgen, der fr die
”ffentliche Gesundheit unabdingbar ist. Zusammen mit dem schlechten
Zustand von Schulen, Krankenh„usern und anderen medizinischen
Einrichtungen, dem Verlust von Agrarland und menschlichen Ressourcen
sowie dem Verfall der Volkswirtschaft allgemein ergibt sich so ein
„usserst dsteres Bild.

- Hauptgrund dieser Probleme ist die seit sieben Jahren andauernde
Anwendung der UN-Sanktionen, auf deren negative Auswirkungen das
Zugest„ndnis des UN-Sicherheitsrates "Erd”l fr Lebensmittel" kaum
Einfluss gehabt hat.
 
- Da es den Sanktionen an einer klar definierten, vereinbarten
Zielsetzung fehlt und ihre systematische Anwendung zu wnschen
brig l„sst, haben sie kaum mehr erreicht als das Leiden der
Zivilbev”lkerung. Anstatt deren Untersttzung fr das bestehende
Regime zu unterminieren, haben sie das Volk gegen ausl„ndische
Interventionen aufgebracht und engere Bindungen zwischen
verschiedenen ethnischen und religi”sen Gemeinschaften entstehen
lassen.

- Darber hinaus haben sich die Sanktionen auch negativ auf die kleine
christliche Minderheit im Irak ausgewirkt, deren Zeugnis und Dienst
nachhaltig beeintr„chtigt werden. Ihre finanziellen Mittel sind stark
reduziert, und ihre Zahl geht infolge der zunehmenden Auswanderung
von Christen, die vor der wirtschaftlichen Not fliehen, rapide zurck. Die
Kirchen fhlen sich von der brigen christlichen Gemeinschaft im Stich
gelassen und abgeschnitten, weil die Aufrechterhaltung von Kontakten
durch Beschr„nkungen fr die Ein- und Ausreise sowie fr andere
Formen der Kommunikation erschwert ist.

Die Delegation war von den Auswirkungen der Sanktionen auf das
irakische Volk nicht berrascht, da sie sich vor dem Besuch bei
”kumenischen Partnern sowie mit Hilfe von UN-Berichten und Material
anderer humanit„rer Hilfswerke grndlich informiert hatte. Dennoch war
das ™RK-Team bestrzt darber, wie sich die Situation in den
vergangenen Monaten verschlechtert und welches Ausmass das Leiden
der Menschen angenommen hat.

Im Verlauf ihres Besuchs haben die Delegationsmitglieder das ganze
Land bereist und mit Kirchenvertretern, Verantwortlichen in
Gesundheits- und Sozialdiensten wie auch mit normalen Brgern, vor
allem jungen Leuten und Kindern gesprochen. Das Team hat seine
Beobachtungen in Gespr„chen mit UN-Mitarbeitern und Vertretern
privater internationaler humanit„rer Organisationen, die im Irak t„tig sind,
berprfen k”nnen  und wiederholt best„tigt gefunden. Sie stimmten
auch mit den Ansichten irakischer Regierungsbeamter berein, darunter
denen des stellvertretenden Premierministers Tariq Aziz, mit dem die
Delegation ausgedehnte Gespr„che fhrte.

Die Gruppe trat nachdrcklich dafr ein, dass die Kirchen erneut auf die
1995 vom ™RK-Zentralausschuss angenommenen "Richtlinien und
Kriterien fr die Feststellung der Anwendbarkeit und Wirksamkeit von
Sanktionen" aufmerksam gemacht werden mssen. In dem Dokument
heisst es, "Sanktionen sind definitionsgem„ss Zwangsmassnahmen...
und sie fgen der betroffenen Bev”kerung h„ufig zus„tzliches Leid zu.
Das gilt insbesondere fr die Unschuldigsten wie z.B. Kinder". Und
weiter: "Die Kirchen k”nnen ihre friedensstiftende Rolle nicht nur als
Befrworter einer friedfertigen Politik des Staates, sondern auch als
unmittelbare Akteure spielen, indem sie Untersuchung, Vermittlung und
Vers”hnung anbieten. Nach M”glichkeit sollten positive Anreize als
bevorzugtes Mittel zur Vermeidung der Eskalation eines Konflikts
angeboten werden."

Mitglieder der Delegation:

Metropolit Gregorios Yohanna Ibrahim, Erzbischof von Aleppo, Mitglied
des ™RK-Zentralausschusses, Syrisch-Orthodoxes Patriarchat von
Antiochien und dem gesamten Morgenland.

Josh Arnold-Forster, internationaler politischer Berater, Kirche von
England.

Dr. Josephine Ajema Odera, Lektorin, Institut fr diplomatische und
internationale Studien, Universit„t Nairobi, Anglikanische Kirche von
Kenia.

Dr. Leila Richard, Žrztin, Bisch”fliche Kirche, USA.

Stein Villumstad, amtierender Direktor fr internationale Programme,
Norwegische zwischenkirchliche Hilfe, Lutherische Kirche von
Norwegen.

Salpy Eskidjian, ™RK-Mitarbeiterin, Kommission der Kirchen fr
internaionale Angelegenheiten (CCIA), Armenische Orthodoxe Kirche auf
Zypern.

Clement John, ™RK-Mitarbeiter, CCIA, Kirche von Pakistan.

Begleitende Mitarbeiter vom Rat der Kirchen im Mittleren Osten (MECC).

Mike Nahal, Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien im Libanon.

Peter Makari, Presbyterianische Kirche (USA).

Clement John steht fr Interviews zur Verfgung.

**********
Der ™kumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen
330 Kirchen in ber 100 L„ndern auf allen Kontinenten und aus praktisch
allen christlichen Traditionen. Die r”misch-katholische Kirche ist keine
Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ™RK zusammen. Oberstes
Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungef„hr alle sieben Jahre
zusammentritt. Der ™RK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell
gegrndet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekret„r
Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.

™kumenischer Rat der Kirchen
Presse- und Informationsreferat
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