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Namibischer Kirchenrat: Schritte zur nationalen Versoehnung


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 16 Apr 1998 09:10:23

Schuldbekenntnis gesteht Suenden der Apartheid ein

Windhuk (Namibia)/Genf, 16. April 1998 (lwi) - Der namibische Kirchenrat
(CCN) ist, laut einer CCN-Pressemitteilung, seinem Ziel einer "nationalen
Versoehnung aus christlicher Perspektive" auf seiner "Konferenz zum
Wiederaufbau", die vom 5. bis 7. Maerz in Okahandja stattfand,
naehergekommen. Rund 60 Vertreter und Vertreterinnen verschiedener Kirchen,
Ministerien, politischer Parteien und Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
nahmen an der Veranstaltung, die zu dem vom CCN 1997 proklamierten "Jahr
der Gnade Gottes" gehoert, teil.

Ein Schwerpunkt der Konferenz war der Austausch von persoenlichen
Geschichten und Erfahrungen der Isolation waehrend des namibischen
Unabhaengigkeitskampfes und in der Folgezeit.

Aufsehen bei den Konferenzteilnehmenden erregte unter anderem ein
Schuldbekenntnis, in dem der Leiter der Niederlaendischen Reformierten
Kirche in Namibia, Clem Marais, die Suenden der Apartheid eingestand.

Als Zeichen der Vergebung und der oeffentlichen Anerkennung des
Schuldbekenntnisses umarmte CCN-Generalsekretaer Ngeno Nakamhela Marais auf
der Jahrestagung des namibischen Kirchenrates, der im Anschluss an die
Konferenz tagte. "Die Entfremdung ist ueberwunden, und die Kirche Jesu
Christi wird bekennen, sich entschuldigen und Vergebung erhalten", sagte
Nakamhela.

Bereits zur Eroeffnung der Versoehnungskonferenz hatte der ehemalige
Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Gunnar Staalsett, die
namibischen Kirchen dazu ermutigt, auch weiterhin fuer Werte wie geistliche
und politische Freiheit, fuer die sie sich in der Vergangenheit eingesetzt
hatten, einzustehen.

Unter anderem schlugen die Konferenzteilnehmenden die Bildung eines
Arbeitsausschusses zum "Bekenntnis von Glauben und Verfehlung" vor.

Der assistierende Generalsekretaer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
der Republik Namibia, Henog Kamho, forderte die Kirche zudem dazu auf, die
Menschenrechtssituation in Namibia genauestens zu verfolgen und Verstoesse
oeffentlich zu kritisieren und zurueckzuweisen.

Darueber hinaus, so Kamho, sollten die Kirchen die gesellschaftlichen
Gruppen unterstuetzen, die "noch immer unter den Lasten der Vergangenheit
leiden". Konkret nannte er Wohnungsbeschaffungsprogramme, Unterricht und
Erziehung sowie Waisenhilfe.

Laut CCN werden die Themen des "Jahres der Gnade Gottes" - Versoehnung,
Wiederaufbau und Befreiung - auch in Zukunft die namibischen Kirchen
beschaeftigen. Das Programm reicht zurueck bis in das Jahr 1995, als auf
der CCN-Jahrestagung Treffen fuer Eltern von waehrend des namibischen
Unabhaengigkeitskampfes verschwundenen Kindern, gefordert wurden. Seither
hat der namibische Kirchenrat sein Versoehnungsanliegen auf alle
Leidtragenden waehrend des Krieges, aber auch auf gegenwaertig
marginalisierte Gruppen, wie Landlose, Arbeitslose und Opfer von physischer
und psychischer Gewalt, erweitert.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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