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LWB-Generalsekretaer: Hilfsaufruf fuer Liberia


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 21 Sep 1998 15:48:51

Appell im Anschluss an ein Treffen mit dem liberianischen Praesidenten
Charles Taylor

Genf, 21. September 1998 - Der Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes
(LWB), Ishmael Noko, hat sich mit einem Hilfsaufruf fuer Liberia an die
Weltoeffentlichkeit gewandt. In einer Erklaerung, die im Anschluss an ein
Treffen vom 3. September in Monrovia mit dem liberianischen Praesidenten
Charles Ghankay Taylor veroeffentlicht wurde, betont Noko, dass sich sowohl
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) als auch die Kirchen am Wiederaufbau
und an der Versoehnung der liberianischen Gesellschaft beteiligen muessten.

Liberia erhole sich gerade von einem moerderischen siebenjaehrigen
Buergerkrieg, der erst letztes Jahr zu Ende gegangen sei. Ohne ausreichende
Unterstuetzung bestuende die Gefahr wachsender Unsicherheit, die
schliesslich zu neuen Konflikten fuehren koennte, warnte Noko.

Im Gespraech mit dem Praesidenten ging es vor allem um den Wiederaufbau in
Liberia und um die Versoehnung unter der Bevoelkerung. In diesem
Zusammenhang hoben beide Gespraechspartner die Rolle der Kirchen hervor.

Laut Noko liegt "die Basis zur Versoehnung in Liberia in seiner reichen
kulturellen Tradition". Der LWB-Generalsekretaer wies zudem darauf hin,
dass Praesident Taylor ausdruecklich den Wunsch geaeussert habe, den
Konflikt mit traditionellen afrikanischen Methoden zu loesen, als Beispiel
nannte er die Beteiligung der Familie und der Bevoelkerung an der
Konfliktloesung und Versoehnung, um die Voelker Liberias auf allen
gesellschaftlichen Ebenen an dem Prozess zu beteiligen.

"Man muss sich der Wahrheit stellen", so Noko, "damit die dunklen Schatten
nicht schon auf die ungeborenen Kinder fallen." Das Wohlergehen dieser
Kinder sowie die Ueberwindung des Traumas sei abhaengig von einem ehrlichen
und offenen Umgang mit den Ereignissen der Vergangenheit. Die Lutherische
Kirche in Liberia (LKL) habe bereits in Zusammenarbeit mit dem LWB
praktische und effektive Programme eingeleitet.

Die Bereitschaft, sich der Wahrheit zu stellen, muesse sich auch auf
institutioneller Ebene widerspiegeln, forderte Noko. Er setzte sich in
diesem Zusammenhang fuer weitere Schritte ein, die es der Liberianische
Kommission fuer Menschenrechte erlaubten, ihr Mandat effektiv und
unabhaengig zu erfuellen.

Wichtig sei es zudem, so Noko, die ehemaligen  bewaffneten Gruppierungen in
die Sicherheitskraefte des neuen Liberia zu integrieren. Praesident Taylor
habe damit bereits begonnen, doch muesse ein umfassendes
Ausbildungsprogramm aufgebaut werden, um diese Gruppierungen professionell
auszubilden und sie mit den Prinzipien der Menschenrechte vertraut zu
machen.

Laut Noko ging Taylor waehrend der Gespraeche auch auf die tragende Rolle
internationaler NGOs ein und sprach seine Dankbarkeit fuer deren
unermuedliches humanitaeres Engagement beim Wiederaufbau des Landes aus.
Taylor betonte in diesem Zusammenhang seine Bereitschaft, in naher Zukunft
mit NGO-Vertretern zu einem Gespraech zusammenzukommen.

Der liberianische Praesident versicherte Noko auch, dass er fuer einen
Dialog mit den Kirchen und der Zivilgesellschaft ueber Wiederaufbau und
Versoehnung offen sei. Der LWB-Generalsekretaer unterstrich die Bedeutung
eines auf breiter Basis angelegten Dialoges als einen wesentlichen
Bestandteil fuer die Bildung einer friedlichen Gesellschaft: "Bereitschaft
zum Dialog gehoert auch zum demokratischen Auftrag, den die Bevoelkerung
Liberias bei den Wahlen vor ueber einem Jahr der Regierung uebertragen
hat."

Der LWB werde auch weiterhin die Kirchen und die Bevoelkerung Liberias
unterstuetzen, um so den Frieden und den Versoehnungsprozess zu begleiten,
versicherte Noko. Der Weltbund setze sein Engagement bereits jetzt in die
Praxis um. Als Beispiel nannte er Aktivitaeten der LWB-Aussenstelle in
Liberia sowie der LKL in den Bereichen der Traumaverarbeitung, der
Nahrungsmittelhilfe, der Wiederherstellung, Erhaltung und Weiterfuehrung
von Schulen - wie zum Beispiel des Lutheran Training Institutes - und
Krankenhaeusern sowie anderen medizinischen Einrichtungen - wie zum
Beispiel der Krankenhaeuser von Phebe und Curran.

Zum Abschluss des Gespraechs lud Praesident Taylor Noko zu weiteren
ausfuehrlicherern Gespraechen nach Liberia ein. Noko ist entschlossen,
dieser Einladung Folge zu leisten. "So lange es in Liberia nicht zur
Versoehnung kommt, gibt es in dieser Region oder in ganz Afrika keine
Versoehnung", betonte er.

Begleitet wurde Noko von LKL-Bischof Sumoward E. Harris, von Reinhard
Tietze, dem LWB-Vertreter in Liberia sowie von Peter Prove, Assistent fuer
internationale Angelegenheiten und Menschenrechte im LWB.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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