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Vor 350 Jahren beendete der Westfaelische Friede die konfessionellen
Kaempfe in Europa

Genf, 2. November 1998 (lwi) - Drei Vertraege beendeten vor 350 Jahren
einen verheerenden Krieg und stellten Weichen fuer das heutige Europa: Am
24. Oktober 1648 wurde in Muenster und Osnabrueck der Westfaelische Friede
geschlossen. Historiker werten heute die diplomatischen Abkommen, die den
Dreissigjaehrigen Krieg beendeten, als Meilenstein fuer die Foederalitaet
von Deutschland und des europaeischen Staatensystems, als erste Verfassung,
die Glaubens- und Gewissensfreiheit garantierte, und Meilenstein in der
Anerkennung verschiedener Konfessionen und der Unabhaengigkeit der
Religionszugehoerigkeit von der Staatsmacht.

Nach siebenjaehrigen Verhandlungen wurden schliesslich drei Vertraege in
zwei Staedten geschlossen, um den Interessen aller Beteiligten
entgegenzukommen: der spanisch-niederlaendische Frieden im katholischen
Muenster, der schwedisch-kaiserlische Friede im protestantischen Osnabrueck
und der franzoesisch-kaiserliche Frieden wiederum in Muenster. Den
Niederlanden und der Schweiz trug der Westfaelische Frieden die
Unabhaengigkeit vom "Heiligen Roemischen Reich Deutscher Nation" ein.
Frankreich erhielt grosse Teile Lothringens, Schweden unter anderem
Pommern, Bremen und Verden.Mit dem Friedensschluss endete der
Dreissigjaehrige Krieg, der Mitteleuropa mit Terror, Zerstoerung, Hunger
und Seuchen ueberzog. Soeldnerheere pluenderten die Gebiete und
terrorisierten die Bevoelkerung mit brutaler Willkuer. Seuchen wie die
Pest, der "Schwarze Tod", taten ein uebriges. Etwa 40 Prozent der Einwohner
Mitteleuropas starben an Krieg und Krankheit.

*Religion und Politik entzuendeten den Krieg

In dem furchtbaren Krieg des 17. Jahrhunderts vermischten sich politische
und konfessionelle Ursachen. Ausgeloest hatten den Dreissigjaehrigen Krieg
die Machtansprueche der Habsburger Dynastie in Oesterreich. Sie stellten
den Kaiser, vor allem aber versuchten sie, gewaltsam ihre Laender zum
katholischen Glauben zurueckzufuehren.

Den Funken fuer den Kriegsausbruch lieferte der "Prager Fenstersturz": Am
23. Mai 1618 stuerzten Vertreter des protestantischen boehmischen Adels
zwei katholische kaiserlisch Statthalter aus dem Fenster des Hradschin, der
Koenigsburg in Prag. Verschiedene Landesfuersten im Reich bekaempften sich
in wechselnden Allianzen und Buendnissen.

Religioese Motive bildeteten den Hintergrund fuer politische Machtkaempfe.
Mit dem Eingreifen des protestantischen daenischen Koenigs Christian IV.
erhielt der Krieg ab 1625 eine europaeische Dimension. 1630 griff der
Schwedenkoenig Gustav II. Adolf ein, der um die protestantische Sache
fuerchtete, und das katholische Frankreich verbuendete sich mit Schweden
gegen den katholischen Habsburger Kaiser. Nach 13 Einzelkriegen und einer
ruinierten Wirtschaft versuchten sich die kampfesmueden Kriegsparteien
schliesslich, auf einen fuer beide Seiten akzeptablen Frieden zu einigen.

In dem Friedensabkommen legten sie das Jahr 1624 als "Normaljahr" fest: So,
wie die Verhaeltnisse am 1. Januar dieses Jahres waren, sollten sie in
Zukunft bleiben. Der Landesherr konnte nicht laenger ueber die Konfession
seiner Untertanen bestimmen.  Das fruehere Prinzip "cuius regio eius
religio" war nicht laenger gueltig. Andersglaeubigen wurde die Ausuebung
ihres Glaubens erlaubt, oder sie durften auswandern, ohne ihren Besitz zu
verlieren. Im "Heiligen Roemischen Reich Deutscher Nation" hatten fortan
katholische und protestantische Konfession gleichermassen Bestandsrecht.
Deutschland hat das damals verabschiedete Reichsgrundgesetz ueber 150 Jahre
lang gepraegt, laenger als alle spaeteren Verfassungen. Die foederative
Ordnung und die Toleranz zwischen den Konfessionen, die die Vertraege
festschrieben, haben ihre Fernwirkung bis in das Europa der Gegenwart.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
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