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Die Kirchen brauchen einen ganzheitlichen Missionstheologie
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
06 Nov 1998 08:15:33
LWB-Konsultation zur Mission fuehrt Perspektiven verschiedener Kontinente
zusammen
Nairobi (Kenia)/ Genf, 2. November 1998 (lwi) - Im Blick auf das
Reformationsfest begann die Konsultation des Lutherischen Weltbundes (LWB)
zu Fragen der Mission mit einem lebendigen Abendmahlsgottesdienst unter dem
Motto: "Wir feiern unsere Vision als lutherische Christinnen und Christen
fuer unsere Sendung in die Welt". Der Gottesdienst wurde von Bischof
Zachariah Kahuthu von der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche
geleitet.
In seiner Begruessungsrede ueberbrachte Peri Rasolondraibe, der Direktor
der Abteilung fuer Mission und Entwicklung im LWB, die Gruesse des
Generalsekretaers Ishmael Noko. Dieser bat die 77 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer der Konsultation unter dem Motto "An der Schwelle zum dritten
Jahrtausend: Vereint in Gottes Sendung", drei Punkte besonders zu bedenken:
den Beitrag des LWB zu den Missionsbemuehungen der Kirchen, die Tatsache,
dass dies die letzte Konferenz dieser Art in diesem Jahrhundert ist, die
Vertreterinnen und Vertreter aus den Mitgliedskirchen des LWB,
Missionsgesellschaften, Entwicklungsorganisationen sowie Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der LWF-Abteilungen fuer Weltdienst, fuer Theologie und
Studien sowie fuer Mission und Entwicklung zusammenfuehrt, und wie die
Nachwelt ueber die Ergebnisse der Konsultation einschaetzen wird.
Rasolondraibe fasste die Ziele der Konsultation zusammen: theologische
Studien unter einem ganzheitlichen Ansatz zu betreiben, der die
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beruecksichtigt, wie sie die Neunte
Vollversammlung des LWB in Hongkong im vergangenen Juli formulierte, Fragen
der Partnerschaft mit allen betroffenen Partnern zu diskutieren, und
Informationen und Erfahrungen auszutauschen ueber neue und kreative Wege
der Mission und praktischen Fragen der Umsetzung.
Zum Thema der Konsultation hielten Eila Helander aus Finnland und Thu En Yu
aus Malaysia Grundsatzreferate aus der Sicht des Nordens beziehungsweise
des Suedens. Helander stellte das ambivalente Bild der religioesen Szene
heraus, das sich vor allem in westlichen Laendern bietet. Auf der einen
Seite nehme das Interesse an den Kirchen und ihrer Botschaft ab. Auf der
anderen Seite zeigen Menschen ein steigendes Interesse an Religion. Sie
bezog sich unter anderem auf Studien ueber das Gottesbild und den
Gottesdienstbesuch in nordischen Laendern. Nur ein Drittel der
Weltbevoelkerung sind Christen, und fast zwei Drittel davon leben im
Sueden, wo die Kirchen rapide wachsen. In Europa kamen mit dem Fall der
kommunistischen Regime und neuer Religionsfreiheit in Russland und den
anderen osteuropaeischen Laendern einschneidende Veraenderungen. Laut
Helander zeige der geringe Gottesdienstbesuch trotz hoher
Kirchenzugehoerigkeit in Finnland nicht so sehr das Fehlen von
Religiositaet, vielmehr einen Wandel in der Form der Religiositaet. "Die
Modernisierung schuf Saekularisierung", erinnerte sie.
Die Theologieprofessorin an der Universitaet von Helsinki beobachtete, dass
die Menschen religioese Elemente aus kulturell und konfessionell
verschiedenen Quellen auswaehlen. Dies sei ein typisches Ergebnis der
postmodernen Werte des immer Neuen, des schnellen Wandels, individuellen
Genusses und der Wahlfreiheit fuer Konsumenten. Daher sei es nicht
erstaunlich, dass die Gesellschaft in Europa, besonders in den
Grossstaedten, multireligioes und multikulturell werde.
*Werden Kirchen des Suedens zu den Gebenden?
Globalisierung mit ihrer direkten Folge der Modernisierung sollte nicht als
selbstverstaendlich angesehen werden. Nach Helander muessen die Kirchen sie
wahrnehmen und darauf reagieren, wenn sie ihren Auftrag erfuellen wollen.
Sie betonte, dass Menschen religioese Beduerfnisse haben, die sie
befriedigen wollen. Die Kirchen haben den Auftrag, diesen Beduerfnissen
entgegenzukommen, in dem sie die Botschaft in einer Weise weitergeben, dass
sie von Menschen unserer Zeit verstanden und angenommen werden kann.
In Bezug auf die Abnahme der Mitgliederzahlen in den traditionellen Kirchen
der westlichen Laender forderte Helander die offensichtlich starken Kirchen
des Suedens auf: "Ich ueberlasse es den Kirchen des Suedens, selbst zu
entscheiden, inwieweit sie im Verhaeltnis zu ihren Partnern im Norden die
Rolle der Gebenden uebernehmen." Die Kirchen haetten einen Auftrag, der
niemand sonst uebernehmen kann: Das Evangelium zu verkuenden und Menschen
zu Christi Juengern zu machen. "Der Glaube ist eine lebendige Wahrheit, an
dieser Tatsache hat sich nichts geaendert", fasste die Theologin zusammen.
Aus der asiatischen Sicht betonte Thu En Yu, Malaysia, dass es im dritten
Jahrtausend fuer die Kirchen an der Zeit sei, Christinnen und Christen mit
der noetigen Staerkung ihrer Seelen auszustatten, um sie zuversichtlich in
die Zukunft gehen zu lassen. Im asiatischen Lebenszusammenhang spielten
viele Faktoren eine Rolle, einschliesslich Urbanisierung, Oekologie- und
Umweltfragen, internationale Migration und politischer Umbruch. Um den
Auftrag der asiatischen Kirchen im dritten Jahrtausend zu verstehen, muesse
beruecksichtigt werden, dass zwei Drittel der Weltbevoelkerung in Asien
leben, aber nur sieben Prozent der Bevoelkerung dieser Region Christen
sind. Wenn das Christentum in Asien Wurzeln schlagen soll, muesse das
Evangelium fuer Menschen verschiedenster Herkunft eine Bedeutung gewinnen.
Deshalb forderte er die asiatischen Kirchen auf, ueber theologische Inhalte
im asiatischen Kontext umfassend neu nachzudenken und nach der Beziehung
zwischen Christus und den asiatischen Religionen zu suchen. An der
Konsultation in Nairobi nahmen 77 Maenner und Frauen, Theologen und Laien,
aus den LWB-Mitgliedskirchen, Missionsgesellschaften und
Entwicklungsorganisationen aus den sieben Regionen des Lutherischen
Weltbundes teil, dazu LWB-Stab der Abteilungen fuer Weltdienst, Theologie
und Studien sowie Mission und Entwicklung. Die LWB-Dokumentation "Gemeinsam
in Gottes Mission", die 1988 herausgegeben wurde, war die Grundlage der
Konsultation.
Waehrend des letzten Jahrzehnts war sie ein Schluesseldokument und ein
wichtiges und hilfreiches Instrument fuer die Mitgliedskirchen und
Missionsorganisationen fuer missionarische Ueberlegungen. Sie war die
Antwort auf die Bitte der LWB-Vollversammlung von 1984, ein lutherisches
Dokument ueber Mission zu verfassen.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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