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Hauskirchen fordern Ende der religiösen Verfolgung
From
"Christian B. Schäffler" <APD_Info_Schweiz@compuserve.com>
Date
23 Dec 1998 08:53:08
23. Dezember 1998
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
CH-4003 Basel, Schweiz
Protestantische Hauskirchen in China fordern Einstellung der
religiösen Verfolgung
Basel, Schweiz/APD Die Führer der protestantischen
Hauskirchen haben die Regierung aufgefordert, die religiöse
Verfolgung einzustellen. In einem Schreiben vom
22. August 1998, das erst vor einiger Zeit im Ausland bekannt
wurde, fordern die Verantwortlichen von zehn
protestantischen Hauskirchen die chinesische Regierung
auf, die Verfolgung, deren Opfer sie sind, einzustellen.
Das als "Offener Brief" verfasste Schreiben wurde vorbereitet
und veröffentlicht in der Provinz Hunan, die als Zentrum der
Bewegung der Hauskirchen gilt, die heute in allen Provinzen
Chinas verbreitet ist. Die Hauskirchen lehnen die Autorität der
"Drei-Selbst-Bewegung" und des "Chinesischen Christenrates"
ab, weil sie diese für abhängig von der Kommunistischen
Partei halten. Da diese Kirchen nicht offiziell registriert sind,
veranstalten sie ihre Treffen in Privathäusern.
In den genannten Schreiben, so berichtet der
Informationsdienst "Eglise d'Asie" (Kirche Asiens) in Paris,
verlangen die Hauptverantwortlichen die Abschaffung der
beschränkenden Bestimmungen und Freilassung aller Christen
aus den Arbeitslagern. Der "Offene Brief" verlangt auch von
der Regierung die Anerkennung, dass die Hauskirchen
achtmal so viele Mitglieder haben wie die Kirchen, die der
Drei-Selbst-Bewegung unterstehen. Die letztgenannten zählen
nach offiziellen Statistiken zehn Millionen Mitglieder. Auch
wenn die in dem Brief genannten Zahlen übertrieben sind,
schätzen viele Beobachter, dass die Mitglieder der
Hauskirchen viel zahlreicher sind als die der offiziellen
protestantischen Kirchen. Die Hauskirchen, die das Schreiben
unterzeichnet haben, werden darin auch genannt. Man findet
dort charismatische, pentekostale, lutherische und baptistische
Kirchen vor, gleichzeitig aber auch die neuen Gruppen
chinesischen Ursprungs wie die "Kleine Herde" und die
"Wiedergeborenen".
Der Brief fordert die chinesische Regierung auf, offiziell zu
klären, was sie unter "Kult" versteht. Denn die Regierung
verfolgt oft auch orthodoxe evangelische Gruppen, die es
ablehnen, sich unter der Autorität der Drei-Selbst-Bewegung
zu registrieren, unter dem Vorwand, dass sie extremistisch
und für die Gesellschaft gefährlich seien. Die Leiter der
Hauskirchen verlangen also, dass die Führer der
Kommunistischen Partei mit ihnen ins Gespräch kommen, um
Wege der Versöhnung zu suchen und die
Auseinandersetzungen zu vermindern.
Dieser öffentliche Aufruf ist eine wichtige Initiative, die
internationale Aufmerksamkeit auf die schwere Verfolgung der
Hauskirchen in den letzten Jahren zu lenken, stellt das "China-
Zentrum e.V." in Sankt Augustin (Deutschland) in der jüngsten
Ausgabe ihrer Zeitschrift "China heute" (6/1998) fest. Er
bringt auch den Grad der Reife zum Ausdruck, den die
Hauskirchen, die ein breites Spektrum theologischer
Richtungen abdecken, inzwischen erreicht haben. Bis jetzt war
die Zerstrittenheit ein Hindernis, sich gegen die Verfolgung
des Staates zu organisieren. Heute scheint die Bewegung der
Hauskirchen entschlossen zu sein, ein grösseres Gewicht in
der Volksrepublik China und auf internationaler Ebene zu
erreichen, um sich auf diese Weise besser gegen die
Verfolgung wehren zu können.
Bemerkenswert ist auch ein Haltungswandel der Leiter der
Hauskirchen der Drei-Selbst-Bewegung gegenüber. Bis jetzt
waren sie der vom Staat anerkannten Kirche gegenüber
feindselig gestimmt. Es scheint, dass sie im Offenen Brief eine
pragmatischere Haltung annehmen. Auch wenn, so heisst es,
die Kirchen der Drei-Selbst-Bewegung für starke
Abweichungen auf spirituellem Gebiet verantwortlich sind und
keine Autorität haben, die chinesischen christlichen Kirchen zu
repräsentieren, sind sie doch eine christliche Konfession und
damit zusammen mit den Hauskirchen "Mitglied im
Hauptstrom des chinesischen Christentums".
Es ist nicht sicher, ob dieser Anfang der Öffnung eine positive
Reaktion seitens der Regierung oder der Drei-Selbst-
Bewegung hervorrufen wird. Seit drei Jahren hat die
Regierung verstärkt versucht, die Hauskirchen auf die Linie
der Drei-Selbst-Bewegung zu bringen. Diejenigen, die sich
wehren, werden verhaftet. Es ist möglich, dass es die
Hoffnungslosigkeit der Lage war, durch die sich die Leiter der
Hauskirchen gezwungen sahen, diesen Schritt zu
unternehmen. In China selbst fühlen sich die Hauskirchen
gegen die Mauer gedrängt, und im Ausland wenden sich
einige protestantische Organisationen immer mehr der Drei-
Selbst-Bewegung zu.
Man muss leider feststellen, dass die Regierungsstrategie, die
eine Isolierung der Hauskirchen und eine Spaltung der
ausländischen protestantischen Organisationen zum Ziel hatte,
sehr erfolgreich war. Man kann nur hoffen, dass die Regierung
auf den Aufruf der Christen in den Hauskirchen hört. Trotz
dem Druck, dem sie unterstehen, zeigen die Leiter der
Hauskirchen eine grosse Reife in ihrer christlichen Reflexion.
Der Offene Brief endet mit einem Bekenntnis: "Die Bewegung
der Hauskirchen ist ein Kanal, durch den der Segen Gottes
nach China kommt. Die Verfolgung stört diese Weitergabe des
Segens. Wir hoffen, dass die Regierung eine positive Antwort
auf diese Erklärung geben wird."
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