From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


EKD aeusserst sich zu religioesen Spannungen in Indien


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 25 Feb 1999 11:47:28

Kirchliche Projekte dienen den benachteiligten Bevoelkerungsgruppen

NEU DELHI, Indien/GENF, 24. Februar 1999. Die Evangelische Kirche in
Deutschland (EKD) appellierte an Christen in Indien, sich von aussen
organisierten Religionsveranstaltungen mit fragwuerdigen Methoden zu
distanzieren.

Dieser Appell kam von der ersten offiziellen Delegation des EKD-Rates,
die vom 2. bis 16. Februar Indien besuchte. Die Reise war vor der
Verbrennung des australischen Missionars und seiner beiden Soehne
geplant worden. Der Vorfall wurde allgemein als Angriff radikaler Hindus
auf Christen betrachtet.

Die Gespraeche ueber solche Vorfaelle standen jedoch im Mittelpunkt des
Projektbesuchs der EKD-Delegation mit Kirchen- und Regierungsvertretern.
Die vom Ratsvorsitzenden Praeses Manfred Kock geleitete Gruppe sprach
mit Staatspraesident Kocheril Raman Narayanan, der versicherte, dass die
Regierung alles tun werde, um solche gewalttaetigen Uebergriffe, wie den
an der Stewart-Familie begangenen, aufzuklaeren. Gemaess der EKD mangele
es bei den oertlichen Behoerden an der noetigen Konsequenz bei der
Aufklaerung der an Christen veruebten Straftaten.

Die 25 Millionen Christinnen und Christen in Indien stellen mit 2,5
Prozent der Bevoelkerung. eine Minderheit dar. Vertreter anderer
Religionen haetten bei Begegnungen mit der EKD-Delegation ausdruecklich
ihre Sympathie mit den Christen bekundet, so etwa der auf Weltebene am
interreligioesen Dialog beteiligte Hindu-Fuehrer Swami Agnivesh.
EKD-Projekte sind fuer benachteiligte Gruppen wie die Dalits
(Unberuehrbare) und die Adivasi (Ureinwohner) bestimmt und sollen zu
deren Autonomie beitragen. Die EKD-Delegation traf auch mit Vertretern
von Gewerkschaften, Dalits und Adivasi, Unternehmern und Angehoerigen
anderer Religionsgemeinschaften zusammen. Sie war beeindruckt davon, wie
die *verschiedenen Konfessionen angesichts der juengsten Uebergriffe
zusammenruecken*.

Wie der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe, berichtete, gebe es etwa
250 Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden in Deutschland und Indien.
Durch solche Partnerschaften und Hilfswerke unterstuetze die
Evangelische Kirche in Deutschland mit rund 80 bis 100 Millionen Mark
(USD 47 bis 59 Millionen) jaehrlich Projekte unter den Dalits und den
Adivasi. *Die Zahl der Armen ist nicht kleiner, sondern groesser
geworden*, sagte Koppe und bestaetigte, dass die deutschen Kirchen die
Hilfsprojekte und Missionsgesellschaften weiter unterstuetzen werden. Er
fuegte hinzu, dass *die indischen Kirchen sich auch unter Druck nicht
aus der Gesellschaft zurueckziehen, sondern die krassen Gegensaetze
zwischen Wohlhabenden und Armen als Herausforderung begreifen*.

In bezug auf die Situation der christlichen Kirchen nach der Welle von
gewalttaetigen Uebergriffen extremistischer Hindus in den letzten
Monaten seien die Christen *zwar besorgt, wollten die Lage andererseits
auch nicht dramatisieren*. Er fuegte hinzu, dass es keine *systematische
Verfolgung* gebe, wohl aber Gewaltakte, die vom aeussersten Rand der
Regierungspartei (BJP - Bharatiya Janata Party) politisch gedeckt
wuerden. Der EKD gehoeren die meisten protestantischen Kirchen
Deutschlands an, unter anderem Lutheraner, Reformierte und Unierte.In
einem Bericht des Nationalen Kirchenrates in Indien (NCCI) wird betont,
dass die Ortsgemeinde in Baripada, wo Graham Stewart Staines lebte und
arbeitete und neue Konzepte fuer die Rehabilitierung von Leprakranken
einfuehrte, sich nie ueber  Evangelisierungs- oder andere
Bekehrungsaktivitaeten des australischen Missionars waehrend seiner mehr
als 30jaehrigen Taetigkeit an diesem Ort  beklagt haette.

Chandran Paul Martin, der Exekutivsekretaer des NCCI (Kommunikation)
berichtet von Zeugen der Verbrennung des 58jaehrigen Missionars und
seiner beiden Soehne Philip und Timothy in ihrem Jeep, als sie nach
einer Jahressitzung ihrer Kirche aus dem Staat Orissa zurueckkehrten.

Martin zitiert einen Kollegen und guten Freund des australischen
Missionars, der *kategorisch feststellte, dass Mr. Graham und seine
Familie seit ihrer Niederlassung in Baripada nie jemanden getauft
haben*.

Im NCCI-Bericht wird die Frage aufgeworfen, ob in Indien die Kirche und
andere Minderheiten politische Moeglichkeiten haben, sich vor weiteren
Greueltaten zu schuetzen. *Haben wir als Minderheit Rechte, die
geschuetzt werden koennen? Es scheint sich auf nationaler Ebene zu
wiederholen, dass Christen und ihre Arbeit zur Zielscheibe werden; 
zweifellos kann daraus geschlossen werden, dass engagierte Mitarbeiter
und die Menschen, die sich fuer die Ermaechtigung der Armen und der
Stimmlosen einsetzen, zu Angriffszielen geworden sind*,  schliesst der
Bericht.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Pauline Mumia
E-mail: pmu@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home