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Kosovo: LWB ruft zu Wiederaufnahme der Verhandlungen auf
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
26 Mar 1999 07:39:03
Drohungen und Gewaltanwendung ist abgewirtschaftetes Konzept laut
Generalsekretaer
GENF, 26. Maerz 1999 (lwi) - Der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Ishmael Noko, hat alle am gegenwaertigen Konflikt in
Kosovo beteiligten Parteien aufgefordert, zum Verhandlungstisch
zurueckzukehren. Dabei sollten die Kosovo-Albaner ebenso anwesend sein
wie Repraesentanten der wichtigsten Religionsgemeinschaften in der
Region.
In der am 26. Maerz in Genf abgegebenen Erklaerung zum militaerischen
Einsatz der NATO in der Bundesrepublik Jugoslawien bedauert der
Generalsekretaer im Namen des LWB, dass die diplomatischen Schritte zur
Beendung des Konflikts und der Unterdrueckung im Kosovo die Anwendung
von Gewalt durch sowohl den jugoslawischen Praesidenten, Slobodan
Milosevic, und durch die NATO nicht verhindern konnten.
Die Bombeneinsaetze der NATO in Jugoslawien am 24. Maerz erfolgten
aufgrund der Weigerung der serbischen Anfuehrer, einen von den
Vereinigten Staaten entworfenen Friedensplan anzunehmen, der ethnischen
Albanern Lokalautonomie, hingegen nicht Unabhaengigkeit gewaehrt haette.
In einer am 26. Maerz unterzeichneten Erklaerung bringt Noko seine
Ueberzeugung zum Ausdruck, dass die NATO-Angriffe auf Jugoslawien eine
Auffassung widerspiegeln, nach der Gewalt immer noch als das letzte und
wirksamste Instrument in internationalen Beziehungen gilt.
"Ein Konzept, das die letzte und einzige Hoffnung zur Sicherung des
Friedens und der Gerechtigkeit auf Drohungen und Gewaltanwendung setzt,
ist ein abgewirtschaftetes Konzept", betont Noko.
Zur Gewaltanwendung gegenueber der albanischen Bevoelkerung im Kosovo
sagt Noko, dass der LWB die Brutalitaet von Milosevics Haltung
gegenueber den legitimen Erwartungen der Kosovo-Albaner und das von den
Sicherheitskraeften den Menschen im Kosovo angetane Leid als
verabscheuenswuerdig empfindet.
Es sei zwar verstaendlich, dass angesichts dieser Brutalitaet und
Praesident Milosevics Unnachgiebigkeit waehrend der Verhandlungen nach
bewaffnetem Eingriff gerufen wuerde. Der Lutherische Weltbund sei jedoch
der Ansicht, dass Gewaltanwendung keinen Ausweg aus dieser komplexen
Situation boete, so Noko.
Er brachte die Sorge des Weltbundes zum Ausdruck, dass die
Bombeneinsaetze der NATO lediglich Milosevics Unterstuetzung innerhalb
der Bundesrepublik Jugoslawien staerkten, militaristischen Nationalismus
vorantrieben und zu gewalttaetigen Vergeltungsmassnahmen gegen die
albanische Bevoelkerung fuehrenkoennten sowohl im Lande selbst als auch
gegen NATO-Nachbarstaaten.
Im Zusammenhang mit der Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf
die gegenwaertige Krise brachte der LWB-Generalsekretaer seine
Enttaeuschung darueber zum Ausdruck, dass die Ereignisse im Kosovo
nicht im "obersten internationalen Forum fuer Friedens- und
Sicherheitsfragen", naemlich den Vereinten Nationen behandelt wurden.
Wohl sei es schwierig zu entscheiden, ob man eingreifen wolle, um dem
unterdrueckerischen Vorgehen eines souveraenen Staates Einhalt zu
gebieten, der Entscheid habe unvorhersehbare Konsequenzen und berge
grosse Gefahren, doch werde durch den Verzicht auf weitgehende
internationale Konsensbildung durch die UNO "diese Unvorhersehbarkeit
und Gefahr" noch verstaerkt.
Noko verwies auf die Notwendigkeit, eine internationale Kultur zu
entwickeln, in der bewaffneter Einsatz nicht mehr als das letzte
Instrument zur Loesung von Streitigkeiten und zum Umgang mit
Unterdrueckung betrachtet wird. "Gewalt ist keine Antwort auf Gewalt",
so Noko.
Der LWB ist eine weltweite Gemeinschaft von lutherischen Kirchen. Die
Slowakische Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der SR
Jugoslawien mit ihren 48.248 Mitgliedern ist eine der 124
Mitgliedskirchen des Weltbundes.
Der Generalsekretaer des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK), Dr.
Konrad Raiser, hat "seine tiefe Erschuetterung nach den Flugangriffen
der NATO in Jugoslawien zum Ausdruck gebracht". Nach einer
Pressemitteilung des OeRK verurteilt Raiser in einem Hirtenbrief an die
Kirchenfuehrer der drei OeRK-Mitgliedskirchen in Jugoslawien - der
Serbischen Orthodoxen Kirche, der Reformierten Christlichen Kirche in
Jugoslawien und der Slowakischen Evangelischen Kirche Augsburgischen
Bekenntnisses in der SR Jugoslawien - "Gewalt und Einschuechterung in
jeder Form, da nur eine Loesung auf Verhandlungsbasis zu einem
dauerhaften und gerechten Frieden fuehren kann".
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Pauline Mumia
E-mail: pmu@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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