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Okumenische Organisationen begrussen Kosovo-Friedensabkommen
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
16 Jun 1999 11:30:18
Wiederaufbau und Versohnung ist Aufgabe der Kirchen
Genf, 16. Juni 1999 (lwi) - Internationale Kirchenorganisationen in Genf
haben mit Freude auf das vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN)
gebilligte Kosovo-Friedensabkommen reagiert.
"Insbesondere begrussen wir die Ubereinkunft der Parteien, sich wieder
an die Grundsatze der Charta der Vereinten Nationen zu halten, um eine
dauerhafte Beilegung dieses Konfliktes zu erreichen, denn wir sind der
Uberzeugung, dass Frieden und harmonische Beziehungen unter den Volkern
Jugoslawiens und des gesamten Balkans nur in diesem Kontext angemessen
und effektiv angestrebt werden konnen", heisst es in der okumenischen
Erklarung vom 11. Juni 1999, die vom Lutherischen Weltbund (LWB), dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK), der Konferenz Europaischer Kirchen
(KEK) und dem Reformierten Weltbund (RWB) gemeinsam veroffentlicht
wurde.
Es wird hervorgehoben, dass Menschen in aller Welt sich dafur eingesetzt
und dafur gebetet haben, dass den Schrecken der ethnischen Sauberungen
und den verheerenden NATO-Bombenangriffen auf Kosovo und Serbien ein
Ende gesetzt werde. Sie leisteten Hilfe und zeigten Solidaritat.
Hunderttausende von Kosovo-Albanern, Serben und anderen waren zur Flucht
aus Kosovo und anderen Teilen Jugoslawiens gezwungen.
"Wir danken Gott dafur, dass die Parteien schliesslich ubereingekommen
sind, den Konflikt zu beenden, und wir danken ihm fur die Bemuhungen des
Generalsekretars der Vereinten Nationen und aller anderen, die sich
unermudlich hierfur eingesetzt haben", heisst es in der Erklarung.
Die okumenischen Kirchenorganisationen begrussen die Ubereinkunft der
Parteien, sich wieder an die Grundsatze der Charta der Vereinten
Nationen zu halten, um eine dauerhafte Beilegung dieses Konflikts zu
erreichen. Sie bekraftigen die erneute Erklarung des Sicherheitsrats,
derzufolge eine Losung gefunden werden muss, die die Souveranitat und
territoriale Integritat der Bundesrepublik Jugoslawien achtet. Und sie
unterstutzen mit Nachdruck die Feststellung der UN-Hochkommissarin fur
Menschenrechte, eine Beilegung dieser Krise musse auf der soliden
Grundlage der Achtung der Menschenrechte aufbauen.
Der Wiederaufbau im Kosovo sei eine zentrale Aufgabe. Er sei
unabdingbare Voraussetzung fur die Ruckkehr der Fluchtlinge. Doch auch
die Behebung der in Serbien angerichteten Schaden und die Aussetzung
wirtschaftlicher Strafmassnahmen seien wesentliche Voraussetzungen fur
die Verwirklichung des Friedens, die Linderung des menschlichen Leids
und die Versohnung in der Region.
Der Sicherheitsrat habe deutlich erklart, dass die Aufgabe, Frieden zu
schaffen und zu konsolidieren sowie eine effektive zivile Verwaltung
aufzubauen, sowohl eine militarische als auch eine zivile Komponente
habe. Die Verantwortung fur den Wiederaufbau einer zivilen Verwaltung
und einer funktionsfahigen zivilen Polizei solle ausschliesslich in den
Handen der zivilen Komponente liegen, in deren Rahmen die OSZE eine
fuhrende Rolle spiele. Die UN-Hochkommissarin fur Menschenrechte solle
einen klar definierten Auftrag sowie Unterstutzung fur die Uberwachung
wahrend der Umsetzungsphase des Friedensabkommens und fur die Schaffung
effektiver lokaler und nationaler Menschenrechtsmechanismen erhalten.
Den Kirchen wird eine Schlusselrolle bei dem Wiederaufbau, der
Repatriierung von Fluchtlingen und der Versohnungsarbeit zugewiesen. In
der Erklarung werden besonders die Kirchen in Europa und Nordamerika
dazu aufgerufen, sich "tatkraftig und grosszugig" am Wiederaufbau, der
Repatriierung von Fluchtlingen und der Versohnungsarbeit zu beteiligen.
Am Schluss der Erklarung heisst es: "Wir beten darum, dass dieses
Abkommen dem Krieg ein Ende setzt. Ein gerechter und dauerhafter Frieden
jedoch erfordert von der internationalen Gemeinschaft, der Regierung des
Landes und den Kirchen ein langfristiges und intensives Engagement fur
Versohnung.
Moge Gott alle, die vor und wahrend des Krieges so viel Leid ertragen
mussten, segnen und ihnen den Weg zu einem solchen Frieden weisen."
Zuvor hat vom 17. bis 25. Mai eine gemeinsame okumenische Delegation von
LWB, ORK und KEK die Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und
Albanien besucht. Wahrend dieses Besuchs fanden Treffen mit
Verantwortlichen der Mitgliedskirchen und okumenischen
Hilfsorganisationen statt. Die okumenische Delegation besuchte
Fluchtlingslager und versuchte vor Ort umfangreiche Informationen uber
die Lage in beiden Landern zu erhalten und ihre Solidaritat zum Ausdruck
zu bringen.
Mitglieder der Delegation waren Sylvio Raulo (Evangelisch-Lutherische
Kirche Finnlands), Elizabeth Ferris (ORK-Referentin, Buro fur
internationale Beziehungen), Wilhelm Nausner (Vertreter der Vereinigten
Methodistischen Kirchen mit Sitz in Linz, Osterreich), Dr. Antonius
Papantoniu (griechische Kirche) und Alessadrou Spanu (Evangelische
Kirchen in Italien).
Die Delegation betonte, man konne nicht oft genug hervorheben, dass der
Kern des Konflikts keine religiose, sondern eine konplexe
politisch-kulturelle Auseinandersetzung sei. Von grosser Bedeutung sei
jetzt nicht nur eine Reaktion auf materielle Not, sondern eine Antwort
auf soziale und spirituelle Bedurfnisse.
Daruberhinaus fand vom 26. bis 27. Mai 1999 in Budapest, Ungarn, eine
Konsultation kirchlicher Vertreterinnen und Vertreter statt. Sie wurde
in Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) und dem
Reformierten Weltbund (RWB) vom Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und
der Konferenz Europaischer Kirchen (KEK) durchgefuhrt. Der LWB wurde von
Europareferent Olli-Pekka Lassila vertreten.
Der Okumenische Rat von Ungarn hatte zu diesem Treffen eingeladen. Ein
umfangreiches Arbeitsprogramm fur die Kirchen in der Region, in Europa
und weltweit wurde angeregt.
Die Konsultation bedauerte, dass die gesamte sudosteuropaische Region
von der Krise betroffen sei. Eine dauerhafte Losung konne jedoch durch
das Einbringen der nationalen, ethnischen, kulturellen und
geschichtlichen Gegebenheiten in den europaischen Einigungsprozess ganz
erheblich gefordert werden. Insbesondere die orthodoxe Tradition musse
als integraler Bestandteil des europaischen Erbes anerkannt werden.
Der Rahmen fur die Zusammenarbeit mit den Kirchen und okumenischen
Organisationen Nordamerikas solle ebenfalls ausgebaut werden; hierbei
sei auf den Erfahrungen des kirchlichen Menschenrechtsprogramms
aufzubauen.
Die Schaffung neuer Instrumente fur eine Reaktion der Christen auf der
Ebene Sudosteuropas seien ernsthaft zu prufen, damit ein
zukunftsorientierter Ansatz entwickelt werden konne, bei dem
vorbeugendes Handeln, Bildungsarbeit, interreligioser Dialog und die
Nutzung vorhandener sowie neuer zivilgesellschaftlicher Netzwerke im
Mittelpunkt stunden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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