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Erklarung zur Rechtfertigungslehre wird praktische Folgen haben
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
26 Jul 1999 09:55:57
Interview mit dem Prasidenten des Lutherischen Weltbundes, Bischof
Christian Krause
Genf, 26. Juli 1999 (lwi) - In einem Interview fur die VELKD-Informationen
bezeichnete der Prasident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof
Christian Krause, die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklarung am 31.
Oktober 1999 in Augsburg als einen historischen Bruckenschlag. Der "Weg
der schrittweisen Annaherung und Verstandigung" zwischen den lutherischen
Kirchen und der romisch-katholischen Kirche werde am besten dadurch
fortgesetzt, " dass wir miteinander Gottesdienst feiern und auf allen nur
erdenklichen Ebenen kooperieren. Aus der gelebten Spiritualitat und in
gemeinsamer sozialethischer Verantwortung werden sich weitere
Bruckenschlage ergeben. Die Gemeinsame Erklarung stellte das Erreichte
unter Beweis, zugleich ist sie Katalysator fur weitere Annaherungen."
Im Gesprach mit Udo Hahn aussert der Prasident des LWB die Hoffnung, dass
"nun auch die katholische Kirche einer gastweisen Teilnahme an Abendmahl
und Eucharistie zustimmen kann, so wie wir es umgekehrt seit Jahren tun.
Das ist besonders fur konfessionsverschiedene Ehen und Familien ein
wichtiges Zeichen."
Vehement widerspricht Christian Krause der in einigen Kommentaren
geausserten Ansicht, die Gemeinsame Erklarung habe keine unmittelbaren
Auswirkungen: "Wer dies behauptet, denkt geschichtslos. Die Gemeinsame
Erklarung ist ja bereits eine Auswirkung eines langen Dialogs, der nicht
nur die daran Beteiligten einander naher gebracht hat. Wenn wir uns die
Konflikte, Kriege und Verfolgungen in Europa vor Augen halten, die auf das
Konto einer falsch verstandenen oder missbrauchten Konfessionalitat gehen,
haben wir den Hintergrund, um den erreichten Konsens richtig zu bewerten
und einzuordnen. Wir bekennen heute gemeinsam an einem zentralen Punkt, an
dem es im 16. Jahrhundert zum Bruch und zu erbarmungslosen Verwerfungen
gekommen ist. Wenn das keine Auswirkungen haben soll, was dann? Ich habe
allerdings von Anfang an deutlich signalisiert, dass fur mich der Schritt
der Unterzeichnung weitere Schritte auch im praktischen Leben und
Zusammenleben der Kirchen nach sich ziehen muss. Wir haben mit der
Gemeinsamen Erklarung keinen Endpunkt erreicht, sondern wir haben ein
Fundament gelegt, auf dem jetzt weiter aufgebaut werden muss - und kann!"
Fur den braunschweigischen Landesbischof und Prasidenten des LWB haben die
grossen Traditionsfamilien der Weltchristenheit sehr viel mehr gemeinsam,
als sie trennt: "Das ist eine grosse Ressource, die wir besser nutzen und
einsetzen konnen, um in der Welt mit Herz und Mund und Tat und Leben
Zeugnis von Christus zu geben. Angesichts der Globalisierung der Technik
und der Markte sollten wir an der Globalisierung der christlichen
Solidaritat weiterarbeiten. Dem dient die Gemeinsame Erklarung gleichwie
andere wichtige interkonfessionelle Gesprache und Modelle."
Im Zusammenhang mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklarung wunscht
sich Bischof Krause, "dass in unseren Gottesdiensten am Reformationstag und
in nachfolgenden Veranstaltungen in den Gemeinden das Thema verstandlich
und elementar behandelt wird: sola gratia, sola fide - mit anderen Worten:
dass unser Leben ein Geschenk ist, das wir im Glauben empfangen und in der
Liebe bewahren."
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet sich
in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen, Theologie,
humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte
von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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