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Vor 900 Jahren fiel Jerusalem in die Hande der Kreuzritter
From
FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
26 Jul 1999 15:37:58
Das Trauma des Mordens wirkt bis heute nach
Genf, 26. Juli 1999 (lwi) - Am 15. Juli 1099 erorbert das Heer der
Kreuzritter Jerusalem. Was folgt, sind achtzehn Stunden des
Hinschlachtens, der Vergewaltigungen, des Folterns und Mordbrennens.
Zeitgenossische Chronisten wie der Erzbischof Wilhelm von Tyros
beschreiben den Blutrausch der Eroberer bis ins grausige Detail.
Bis heute sind die traumatischen Erinnerungen an die Kreuzzuge der
westlichen, lateinischen Christenheit im Mittleren Osten nicht
vergessen. Fur viele ist die heutige Einflussnahme von Nato-Staaten auf
die Region nur eine weitere Variation dieses alten Themas. Das Schisma
des Jahres 1054, das den romisch-katholischen Westen vom
byzantinisch-orthodoxen Osten trennte, war seinerseits bereits ein
Ausdruck des wachsenden Bedrohungsgefuhls des Ostens gegenuber den
expansiven Anspruchen des Westens.
Opfer der Kreuzzuge wurden Juden und Muslime gleichermassen. Als die
Mauern Jerusalems den Angriff nicht mehr abwehrten, suchte die
muslimische Bevolkerung Jerusalems Zuflucht auf dem Tempelberg im
Felsendom und in der Al Aqsa-Moschee. Judische Familien flohen in die
Hauptsynagoge. Sie alle vertrauten darauf, dass die Christen diese
Gotteshauser und heiligen Statten achten wurden. Ihre Hoffnung aber war
vergeblich. Die Moscheen und Synagogen boten keinen Schutz
Doch auch die orthodoxe Christenheit hatte unter der Vorherrschaft ihrer
lateinischen Bruder nichts zu lachen. Als die Soldaten Sultan Saladins
am 2. Oktober 1187 die Stadt zuruckerobern und das Kreuz von der Kuppel
des Felsendomes wieder herunterholen, ziehen die romischen Christen
gegen ein Losegeld aus der Stadt. Die griechischen, syrischen und
armenischen Christen aber bleiben. Die Glaubensbruder aus dem Westen
waren fur sie wohl eine grossere Last als eine Zukunft unter der Fahne
des Halbmondes.
Auch heute sehen sich die Christinnen und Christen im Mittleren Osten
zwischen den Stuhlen. Von ihren muslimischen und judischen Nachbarn
manchmal misstrauisch als eine Art funfte Kolonne der ehmaligen
Kolonialmachte und heutigen Natostaaten angesehen, fuhlen sie sich in
ihrem Recht auf Heimat in dieser Region leider allzu oft auch von ihren
okumenischen Partnern nicht wirklich wahrgenommen. Manche unter ihnen
befurchten, dass ihre Gemeinschaften, die mehr als tausend Jahre
muslimischer Herrschaft uberlebt haben, heute mehr in ihrer Zukunft
bedroht sind als jemals zuvor. Die Erinnerung an die Vergangenheit der
Kreuzzuge sollte dazu helfen, die seit langem belastete Beziehung
zwischen ostlicher und westlicher Christenheit in diesem Gebiet
aufzuarbeiten und auf eine neue Grundlage zu stellen.
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
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