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Okumenischer Rat der Kirchen mit neuen Programmschwerpunkten


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 03 Sep 1999 08:14:04

Zentralausschusses prazisiert Planungen fur die Dekade zur Uberwindung
der Gewalt

Genf, 2. September 1999 (lwi)  - Zum ersten Mal nach der Vollversammlung
des Okumenischen Rates der Kirchen (ORK) im Dezember 1998 in Harare tagt
der neue Zentralausschuss des ORK vom 26. August bis zum 3. September
1999 in Genf. Im Mittelpunkt stehen deutlich die Arbeit an der in Harare
beschlossenen "Dekade zur Uberwindung der Gewalt" und die Suche nach
Antworten auf die Folgen der Globalisierung. Eine weitere Aufgabe dieser
ersten Sitzung ist die Besetzung verschiedener Kommissionen und
Beratungsgremien.

"Das zweite Jahrtausend begann mit dem 'Grossen Schisma' zwischen Ost
und West. Wird das dritte Jahrtausend mit der Hoffnung der 'grossen
Versohnung' zwischen Kirchen, Relgionen und Nationen beginnen?" Der
Vorsitzende des Zentralausschusses,   der Katholikos des Heiligen Stuhls
von Kilikien der Armenisch Apostolischen Kirche im Libananon Aram I.,
eroffnete die Sitzung mit einem Aufruf, die mit der Vollversammlung in
Harare eingeleitete Periode der Erneuerung des Okumenischen Rates
fortzusetzen, so dass die voneinander getrennten und neuen
Zerreissproben ausgesetzten Kirchen beieinander bleiben und sich
gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft stellen. Der Katholikos
unterstrich: "Wir konnen uns nicht langer eine Okumene der Elite in
unseren Kirchen leisten, eine Okumene fur geschlossene Kreise." Der neue
Typ der Okumene sei selbstkritisch und wende sich dem Volk Gottes zu.
Die okumenische Bewegung musse sich in Zukunft noch starker der Aufgabe
stellen, einen sinnvollen Dialog der Kulturen und Traditionen zu fuhren.

Der Generalsekretar des ORK, Dr. Konrad Raiser, konzentrierte sich in
seinem Bericht ganz auf den Beitrag der Kirchen zur Uberwindung der
Gewalt. Die Uberwindung der Gewalt sei der Prufstein fur das Kirche-Sein
im 21. Jahrhundert. Die Verpflichtung zur Schaffung einer Kultur des
Friedens konne die gebotene Form des prophetischen Zeugnisses angesichts
der weltweiten Auseinandersetzung um Macht und Rohstoffe, um Identitat
oder blosses Uberleben in einer globalisierten Welt sein. "Gewalt in den
Wohnungen und auf den Strassen, zwischen ethnischen und religiosen
Gruppen, innerhalb und zwischen Nationen und Gesellschaften ist zur
destruktivsten Kraft fur das menschliche Gemeinschaftsleben geworden. An
der Uberwindung der Gewalt zu arbeiten, ist daher eine dringende Aufgabe
fur diejenigen, die sich verpflichtet haben, dauerhafte, gerechte und
versohnte Gemeinschaften zu bauen."

Unter Hinweis auf die Erfahrungen mit der Dekade der Kirchen in
Solidaritat mit den Frauen betonte Raiser, dass z.B. die Gewalt gegen
Frauen auch ein Problem der Kirchen selbst sei. Die Dekade zur
Uberwindung der Gewalt musse daher mit einer selbstkritischen Prufung
der theologischen und kulturellen Traditionen beginnen. Raiser schloss
seinen Bericht mit der Feststellung: "Wir befinden uns an einem
entscheidenden Punkt in der langen und kontroversen okumenischen Debatte
uber Gewalt und Gewaltfreiheit, Krieg und Frieden, Gerechtigkeit und
Versohnung".

In seiner Auswertung der Vollversammlung des ORK in Harare bezog sich
der Generalsekretar auf die letzte Ratstagung des Lutherischen
Weltbundes (LWB) in Bratislava vom 22. bis 29. Juni dieses Jahres. Dr.
Ishmael Noko, der Generalsekretar des LWB, hatte in Bratislava
bekraftigt, dass der LWB an einer besseren Koordination der
Vollversammlung der christlichen Weltgemeinschaften und des ORK
interessiert sei. Die unkoordinierte Abfolge von grossen internationalen
okumenischen Konferenzen mit ahnlichen Strukturen und haufig parallelen
Themen wurde den Kirchen mehr und mehr zur Last. Dr. Raiser kundigte an,
dass schon im nachsten Jahr Vorschlage fur eine Koordination der
Vollversammlungen des LWB und des ORK vorgelegt wurden.

In sogenannten "Padare"-Sitzungen hatten die Delegierten die
Moglichkeit, sich entlastet vom Druck der Geschafts- und Tagesordnung
mit besonders drangenden Themen auseinanderzusetzen. Padare ist ein Wort
aus der Sprache der Schona in Simbabwe. Es bezeichnet den Familien- oder
Stammesrat, in dem die wichtigsten Belange der Gemeinschaft besprochen
werden. Die Bandbreite der Themen reichte von der bevorstehenden
Verhandlungsrunde der Welthandelsorganisation uber das Engagement der
Kirchen im Kosovokrieg bis zu Fragen okumenischer Spiritualitat. Diese
Neuerung im Programm des Zentralausschusses wurde allgemein begrusst.

Deutlicher Schwerpunkt dieser Sitzung des Zentralausschusses ist jedoch
die Arbeit an der "Dekade zur Uberwindung der Gewalt" der Jahre 2001 bis
2010. Die Delegierten diskutierten die zukunftige Gestalt der Dekade
sowie eine Botschaft und einen Brief an die Mitgliedskirchen. Die Dekade
sei mehr als nur ein neues grosses Programm des ORK. Entscheidend sei,
dass sie zur Dekade der Kirchen selbst werde. Dabei ist es ermutigend,
dass einzelne Kirchen schon damit begonnen haben, sich uber ihren
Beitrag zur Dekade zu verstandigen.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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