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Republik Kongo: Kirchen stark von Kampfen betroffen


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 06 Sep 1999 09:52:06

Geistliche getotet oder verschwunden

Brazzaville (Republik Kongo)/Genf, 2. September 1999 (lwi) - Jungsten
Berichten zufolge hat der Krieg in der Republik Kongo schwere Opfer
gefordert. Darunter sind viele, die zu einer der sechs christlichen
Gemeinschaften gehoren, die Mitglieder des Conseil *cumenique des
Eglises chretiennes du Congo (COECC) - des Rates Christlicher Kirchen im
Kongo sind.

Wie die panafrikanische okumenische Nachrichtenagentur All Africa News
Agency (AANA) berichtete, wurden zehn Geistliche der
COECC-Mitgliedskirchen in den erneut umkampften Regionen ermordet.
Andere sind in die Walder geflohen, einige sind spurlos verschwunden.

Zu dem Christenrat in der Republik Kongo gehoren die
Evangelisch-lutherische Kirche, die romisch-katholische Kirche, die
Evangelikalen, die Heilsarmee, die Kimbanguistenkirche und die
orthodoxen Kirchen. Die Evangelisch-lutherische Kirche des Kongo (EELC)
ist ein Mitglied der Lutherischen Gemeinschaft in Westafrika (LUCWA).
LUCWA arbeitet eng mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) zusammen als eine
seiner drei Subregionen in Afrika. Diese regionale Organisation setzt
sich aus 12 lutherischen Kirchen zusammen, u.a. auch Kirchen, die nicht
zum LWB gehoren.

Laut AANA sind fast 8.000 Menschen getotet worden. Wahrend der letzten
drei Monate ist es bei der Wiederaufnahme der Kampfe in der Hauptstadt
Brazzaville sowie in vier Verwaltungsdistrikten im Sudwesten der
Republik Kongo zu schweren Zerstorungen gekommen.

Auch die Kirchen leiden unter diesen Gewalttatigkeiten.  Die Zerstorung
der Gebaude, Plunderungen, Morde und Zwangsumsiedlungen kirchlichen
Personals haben deren Handlungsmoglichkeiten sehr eingeschrankt, heisst
es in AANA-Berichten.

Die 132 Tage des Brazzaville-Krieges im Jahre 1997 und das erneute
Aufflammen der Feindseligkeiten seit Ende letzten Jahres hatten die
Menschen entstellt. ŽSeit Menschengedenken sind sie nie so streitbar, so
hasserfullt und so barbarisch gewesen,¯ sagte ein Pastor in seiner
Predigt.

ŽSie toten hemmungslos, vergewaltigen und plundern und vernichten mit
einer diabolischen Erfindungsgabe ihr gesamtes soziales, kulturelles und
wirtschaftliches Erbe¯, fugte der Pfarrer hinzu. Nach AANA beschreiben
diese Worte treffend die katastrophale Lage im Kongo. Nicht nur
kirchliche Zentren in den sudlichen Vierteln Brazzavilles wurden
systematisch ausgeraubt. Lebenswichtiges Material ist nicht verfugbar.
Ambulanzen, Schulen, Obstgarten und Felder wurden geplundert oder
niedergebrannt.

Die gegenwartigen Kampfe unter den drei Millionen Menschen, die gegen
Ende letzten Jahres ausgebrochen sind, haben offiziell tausend
Menschenleben gefordert. Inoffizielle Schatzungen setzen die Verluste
viel hoher an. Die Konfliktparteien - Milizsoldaten, die den ehemaligen
Ministerprasidenten Bernard Kolelas und den ehemaligen Prasidenten
Pascal Lissouba unterstutzen - kampfen gegen die Truppen des ehemaligen
Militardiktators, Denis Sassou-Nguesso, der seit 1997 Prasident ist.

Das Ausmass der Zerstorungen ist unvorstellbar. Ein Grossteil der
kirchlichen Strukturen wurde systematisch lahmgelegt. Unter anderem
haben Angriffe auf die protestantische theologische Fakultat, die im
Oktober 1998 eroffnet worden war, die Institution gezwungen, das
Studienjahr abzubrechen und die Studierenden nach Hause zu schicken.

Obwohl alle Kirchen schwer geschadigt wurden, haben sie wahrend der
schlimmsten Kriegsmonate in der Hauptstadt Brazzaville (Dezember 1998
bis Mai 1999) Tausenden von Fluchtlingen und Vertriebenen, die Zuflucht
in den Kirchen der Hafenstadt Pointe Noire am Atlantik suchten,
moralisch und materiell geholfen.

Die Kirchen suchen nach Losungen fur die durch den Krieg verursachten
Probleme und haben sich als Mittler angeboten. Aber das Drama von
Mindouli im November 1998, bei dem sechs Vermittler des COECC unter
mysteriosen Umstanden ermordet wurden, hat die Initiative der
Verantwortlichen in den Kirchen betrachtlich gedampft.

Als dieses zentralafrikanische Land am 14. August den 39. Jahrestag der
Unabhangigkeit beging, warnte ein Beamter des staatlichen
Gesundheitsministeriums vor einer humanitaren Katastrophe und bat
dringend um internationale Intervention.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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