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Kirchen protestieren gegen Massaker an Minderheiten in Indien
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
28 Sep 1999 09:21:55
Verbot gewalttatiger Gruppen gefordert
Chennai (Indien)/Genf, 28. September 1999 (lwi) - Ein Verbot aller mit
fundamentalistischen Organisationen verbundenen kriminellen Gruppen
fordern Kirchen, Missionsgesellschaften und ihre Partnerorganisationen
in Indien angesichts der fortdauernden Gewalt gegen religiose
Minderheiten auf dem Subkontinent, von der Christen besonders betroffen
sind.
Auf einer Mitte September vom Nationalen Kirchenrat Indiens (NCCI) nach
dem Mord an dem katholischen Priester Arul Doss am 2. September und dem
muslimischen Handler Sheik Rehman am 29. August abgehaltenen
Pressekonferenz forderten kirchliche Fuhrungskrafte und
Partnerorganisationen ferner, dass angemessene Massnahmen gegen den
verantwortlichen Regierungsvertreter und die Polizei ergriffen werden,
die irrefuhrende Erklarungen gegen Minderheiten im ostlichen Bundesstaat
Orissa abgegeben hatten. Dort war es zu den meisten Gewaltakten
gekommen.
"Dass 'Sauberungen von Gemeinschaften' ein vorrangiges Anliegen der
(hinduistischen) Fundamentalisten und ihrer kriminellen Anhanger sind,
wurde durch die jungsten Morde erneut bestatigt", hiess es in einer auf
der Konferenz herausgegebenen Presseverlautbarung. Zu den sechs
Unterzeichnenden der Erklarung gehorten auch der NCCI-Vorsitzende Dr.
Kunchala Rajaratnam, der auch Exekutivsekretar des Nationalen Komitees
des Lutherischen Weltbundes
(LWB) in Indien ist, sowie Dr. Prasanna Kumari, eine Vizeprasidentin des
LWB und Exekutivsekretarin der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirchen in Indien (VELKI) als auch der katholischeErzbischof von
Mylapore, Dr. Aruldas James.
Dem NCCI, der 13 Millionen Christen vertritt, gehoren 29
protestantische und orthodoxe Kirchen und Partnerorganisationen an. Den
VELKI gehoren 10 lutherische Kirchen an, von denen neun Mitglieder des
LWB sind.
Vor der gemeinsamen Pressekonferenz verurteilten Dr. Kumari und die
Bischofe und Prasidenten der VELKI-Mitgliedskirchen in einem
Pastoralschreiben die Ermordung von Pater Doss. Sie forderten mit
Leitungsaufgaben in den Kirchen betraute Personen dazu auf, ebenfalls
offentlich gegen Fundamentalisten zu protestieren, die die fortdauernde
Spaltung der indischen Gesellschaft nach Kasten befurworteten.
Die VELKI-Exekutivsekretarin rief zu landesweiten Gebeten auf, in denen
Gott um sein Eingreifen gegen die Massaker an Christen in Indien gebeten
wird. Sie erklarte, die Situation verschlechtere sich insbesondere auf
grund der allgemeinen Wahlen, die sich uber mehrere Wochen hinziehen.
Die landesweiten Wahlen, bei denen mit der Stimmabgabe von 600 Millionen
Menschen gerechnet wird, begannen am 5. September und enden am 3.
Oktober. Am Ende des von Gewalt gepragten Wahlprozesses wird ein
landesweites Parlament gewahlt sein, das am 21. Oktober zusammentreten
soll. Die Wahlen waren ausgerufen worden, nachdem die Bharatiya Janata
Partei (BJP) von Ministerprasident A.B. Vajpayee und ihre Koalition von
uber 20 Parteien im April einen Misstrauensantrag verlor.
"Ich bitte die Kirchen und einzelne Christinnen und Christen dafur zu
beten, dass Gottes Geist uns in einer Zeit wie dieser starkt. Unsere
Mitburgerinnen und Mitburger in Indien und der Welt sollen wissen, dass
wir trotz der Drohungen gegen die Kirche und der Verfolgung der Kirche
weiterhin Christus treu sein werden", meinte Kumari in einem
Pastoralschreiben. Die jungsten Vorfalle ereigneten sich in den
Stammesgebieten in Orissa im Osten unweit des Ortes, wo ein
australischer Bapistenmissionar und seine beiden jungen Sohne im Januar
lebendig verbrannt worden waren, als sie in einem Lieferwagen schliefen.
Kumari meinte, zwar werde der Beitrag der Kirchen zu
Entwicklungsprogrammen in Indien, insbesondere fur die am starksten
unterdruckten Menschen in den Dorfern und den Stammesgebieten, weithin
anerkannt, doch "die Fundamentalisten wollen, dass die Gesellschaft
weiterhin nach Kasten getrennt bleibt. Deshalb wird der Beitrag der
Kirche als Gefahr fur ihre Ziele gesehen", sagte sie.
Sie unterstrich, dass solche Spaltungen nach Kasten Ungerechtigkeit und
Unterdruckung Vorschub leisten und damit der Botschaft des Evangeliums
widersprechen. Sie erinnerte die VELKI-Fuhrung daran, dass Gottes
Auftrag darin bestehe, solche unterdruckerischen Krafte herauszufordern
und Gerechtigkeit, Menschenwurde und Frieden unter allen Menschen
herzustellen.
Rund 80% der schatzungsweise eine Milliarde Menschen in Indien sind
Hindus. Zu christlichen Kirchen zahlen sich 25 Millionen Menschen.
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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