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Die Gemeinsame Erklarung geht die ganze lutherische Gemeinschaft an


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 01 Oct 1999 18:40:11

LWB-Generalsekretar spricht von intensiven, manchmal schmerzlichen
Debatten

Meissen (Deutschland)/Genf, 1. Oktober 1999 (lwi) - Die vom Lutherischen
Weltbund (LWB) und der romisch-katholischen Kirche vereinbarte
Gemeinsame Erklarung zur Rechtfertigungslehre ist aus naheliegenden
Grunden am intensivsten von LWB-Mitgliedskirchen in Deutschland erortert
worden. Doch solle man nicht aus den Augen verlieren, dass dieses
Projekt die gesamte lutherische Gemeinschaft betrifft.

Der LWB-Generalsekretar Dr. Ishmael Noko erklarte dies vor
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der zweiten Kirchenleiterkonferenz der
europaischen Mitgliedskirchen des LWB in Meissen.

*Ich glaube, dass wir in der Rezeptionszeit der Gemeinsamen Erklarung
viel gelernt haben. Die Debatten waren intensiv und manchmal sehr
schmerzlich. Es ist unabweisbar, dass wir uns wahrend dieses Prozesses
gegenseitig verletzt haben. Die Diskussion war und ist immer noch
intensiv im Land der Reformation, d.h. in Martin Luthers Heimatland.
Doch dieses Projekt liegt den LWB-Mitgliedskirchen weltweit am Herzen",
meinte der Theologe aus Simbabwe zu Vertreterinnen und Vertretern von
uber 40 lutherischen Kirchen auf dem Kontinent. Die Unterzeichnung der
Gemeinsamen Erklarung zur Rechtfertigungslehre findet am 31. Oktober in
Augsburg (Deutschland) statt.

*Wir haben gehofft... ", war das Thema von Nokos Referat, in dem er das
*Eingehen von Gefahren und die wiedergeborene Hoffnung", okumenische
Errungenschaften, die versohnende Natur dieser Erklarung und die
Herausforderungen zur Jahrtausendwende unterstrich.

Die Gemeinsame Erklarung zur Rechtfertigung fuhre nicht zur
Interkommunion. Damit unterscheidet sie sich von regionalen
Vereinbarungen wie der Leuenberger Konkordie aus dem Jahre 1973, der
1996 zwischen den britischen und irischen anglikanischen Kirchen
einerseits und den nordischen und baltischen lutherischen Kirchen
andererseits abgeschlossene Gemeinsame Erklarung von Porvoo, der 1998 in
den Vereinigten Staaten von Amerika angenommenen lutherisch-reformierten
Vereinbarung und der Erklarung "Aufgerufen zu gemeinsamer Mission", die
Lutheraner und die Bischofliche Kirche in den USA abgeschlossen haben
und die noch der endgultigen Annahme durch die Bischofliche Kirche
bedarf.

Dennoch sei sie ein bedeutender okumenischer Schritt, der eine neue
okumenische Atmosphare schaffe, in der offene Fragen und noch
verbleibende Lehrunterschiede in einem Klima des Vertrauens erortert
wurden, meinte der LWB-Generalsekretar in seiner Zusammenfassung des
Prozesses, der zur Formulierung der Gemeinsamen Erklarung und
schliesslich zur Gemeinsamen Offiziellen Feststellung gefuhrt habe.

Durch die Aussage, dass die gegenseitigen Lehrverurteilungen der
Reformationszeit nicht mehr treffen, werde die Arbeit der
Internationalen Dialogkommission zur Uberwindung der noch verbleibenden
Unterschiede erleichtert.

Ein positiver Beitrag des Prozesses der Gemeinsamen Erklarung sei, dass
sie Ubersetzungen von lutherischen Bekenntnisschriften in andere
Sprachen gefordert habe. Damit sei nicht gesagt, dass diese Schriften
sonst nicht ubersetzt worden waren, doch dass dies jetzt geschehe, sei
diesem Prozess zu verdanken.

Angesichts der Schwierigkeiten, die sich bei einem Prozess wie der
Diskussion um die  Gemeinsame Erklarung ergeben konnten, bestehe ein
wesentlicher Beitrag solcher Begegnungen darin, die Kirchen in einer
besseren Reflexion uber ihre Einheit in Christus zusammenzubinden.

Ferner forderten die Brucken, die solche okumenischen Vereinbarungen
schaffen, die Versohnung zwischen Nationen und einzelnen in
Konfliktsituationen. Zu Beginn eines neuen Jahrtausends *ist die Kirche
als ein Leib heilig in der Gemeinschaft, katholisch in der Pilgerschaft
und apostolisch in der Verkundigung, zu Gottesdienst und Zeugnis
aufgerufen und ausgesandt", sagte Noko.

Er bemerkte ferner, okumenische Vereinbarungen seien sinnlos, wenn sie
nicht aus dieser Perspektive des *In-Christus-Seins" gesehen wurden und
gleichzeitig die Grundlage fur eine echte okumenische Zusammenarbeit in
der Mission bilden. Solche Prozesse der Verstandigung seien wichtige
Meilensteine der Pilgerschaft und eine Verpflichtung fur gemeinsame
Aufgaben, fugte er hinzu.

Der Name Meissen selbst sei mit bedeutenden okumenischen
Errungenschaften wie dem Abkommen von Meissen verbnden. Im Marz 1988
hatten sich die Kirche von England, der damalige Bund der Evangelischen
Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik mit seinen
Mitgliedskirchen und die damalige - westdeutsche - Evangelische Kirche
in Deutschland mit ihren Mitgliedskirchen einander als Kirchen in
bedeutenden Bereichen des kirchlichen Lebens anerkannt, was jedoch noch
keine volle Gemeinschaft bedeutet habe.

Noko schilderte seine Sicht der Dinge, seine Hoffnungen, seine
Besorgnis. Demokratisch gewahlte Regierungen seien nicht unbedingt Huter
des Wohls der Menschen, soziale und wirtschaftliche Veranderungen hatten
ungeheuren Druck auf die Familie geschaffen. Ferner ausserte Noko die
Sorge, dass wachsende Konfliktherde weltweit, bei denen Verbrecher
vollig straffrei ausgingen, nicht die Hoffnung auf eine Welt nahren, in
der Menschen auf zivilisierte Weise miteinander umgehen. Auch die
Hoffnung auf die verheissene sichtbare Einheit der Kirche durch die
internationale okumenische Bewegung habe sich nicht erfullt; diese sei
durch Spannungen und Konflikte in den Kirchen getrubt worden, die den
Leib Christi gespalten hatten.

Doch noch sei nicht alles verloren. *Wir kommen an das Ende eines
Jahrtausends und beginnen ein anderes in einer Hoffnung, die auf
wunderbare Weise in Christus wiederentdeckt wird", unterstrich Noko.
Solange Pastorinnen, Pastoren und andere kirchliche Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter weiterhin treu Gottes Wort verkundeten, Kranke besuchten und
junge Menschen lehrten, werde die Botschaft des Evangeliums weiterhin
denen Hoffnung und Ermutigung geben, die verstossen, marginalisiert und
vergessen seien.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
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werden.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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