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Sankt Ulrich und Afra in Augsburg


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 20 Oct 1999 12:12:15

Gute okumenische Nachbarschaft

Genf, 20. Oktober 1999 (lwi) - Seite an Seite stehen die beiden Kirchen
im rechten Winkel zueinander: die evangelisch-lutherische Kirche Sankt
Ulrich und die katholische Basilika Sankt Ulrich und Afra. Das
friedliche Nebeneinander der beiden Kirchen in guter okumenischer
Nachbarschaft ist charakteristisch fur Augsburg. Nach dem Westfalischen
Frieden von 1648 teilte sich hier die evangelische und katholische
Bevolkerung jahrhundertelang nach festen Regeln die Macht in der Stadt.

Nach dem Modell der "Augsburger Paritat" wurden bis zum 4. Marz 1806 die
Amter in der Stadt jeweils doppelt mit einem katholischen und einem
evanglischen Amtsinhaber besetzt. Im Rat wie auch bei den Vertretungen
der Kaufleute waren die Krafteverhaltnisse zwischen evangelischen und
katholischen Vertretern vertraglich festgelegt. Das Prinzip der Paritat
wurde auch auf die Krankenhauser und Stiftungen in der Stadt angewandt.
Die jeweilige Minderheit bekam auf diese Weise ihr Recht. Bis 1720
profitierten davon die Katholiken, danach die Protestanten.

Sankt Ulrich ist der ehemalige Predigtsaal der alten Benediktinerabtei
in Augsburg, der spater von den Protestanten als Kirche genutzt wurde.
Der Grundstein fur die Kirche Sankt Ulrich und Afra wurde um 1500 von
Kaiser Maximilian I. gelegt. Die Namen der beiden Kirchen fuhren auf
zwei Heilige der Stadt Augsburg zuruck, deren Erinnerung auf diese Weise
bis heute lebendig geblieben ist.

Der heilige Ulrich galt als vorbildlicher Bischof und Reichsfurst. Er
trug massgeblich zum Sieg des deutschen Heeres unter dem Kaiser Otto dem
Grossen gegen die Ungarn im Jahr 955 auf dem nicht weit entfernten
Lechfeld bei. Der Vormarsch der Ungarn in den Westen wurde durch diese
Schlacht gestoppt.

Der Name der Heiligen Afra ist mit der ersten christlichen Gemeinde in
Augsburg noch in der Zeit des romischen Reiches verbunden. Als sicher
gilt, dass Afra in der diokletianischen Christenverfolgung im Jahr 304
auf einer Insel im Lech bei Augsburg den Martyrertod starb. Der spateren
Legende nach war sie eine Konigstochter, deren Familie aus Zypern
stammte. Ihr Name jedoch verweist auf einen anderen Ursprung. Afra
bedeutet ganz einfach die Afrikanerin.

Nach alter Uberlieferung gewahrte Afra dem Bischof Narzissus, der in der
Zeit der Christenverfolgung aus Spanien nach Augsburg geflohen war, in
ihrem Haus Asyl. Narzissus brachte sie zum christlichen Glauben und
taufte sie. Sie starb auf dem Scheiterhaufen, weil sie sich zu Christus
bekannte und sich weigerte, an den offiziellen Riten teilzunehmen. Die
Uberlieferung von ihrem Tod lasst sich bis auf das funfte Jahrhundert
zuruckverfolgen. Alte Zeugnisse belegen, dass ihr Grab im 6. Jahrhundert
sehr veehrt wurde. Ihre Gebeine befinden sich heute in St. Ulrich und
Afra.

Barbara Robra, verantwortlich fur die Koordination der Kommunikation
anlasslich der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklarung in Augsburg

Genf, Oktober 1999

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