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Augsburg stimmt sich auf die Unterzeichnung
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FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date
10 Nov 1999 14:07:00
der Gemeinsamen Erklaerung ein
Umfangreiches Rahmenprogramm im Vorfeld der oekumenischen Feier
Augsburg (Deutschland)/Genf, 31. Oktober 1999 (lwi) - Am Vorabend der
Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre, am
31. Oktober 1999 in Augsburg, Deutschland, feierten ueber 1.000
lutherische und katholische Christinnen und Christen in der Augsburger
Basilika von St. Ulrich und Afra eine Oekumenische Vesper. Nach dem
Festakt der Stadt Augsburg im Goldenen Saal des Rathauses der Stadt mit
rund 600 hohen Vertretern aus Kirche, Politik und Gesellschaft war diese
Oekumenische Vesper neben dem Jugendprogramm am Nachmittag in Augsburg
einer der Hoehepunkte des Tages.
In seiner Predigt (ueber den Bibeltext Ezekiel 11, 17-20) in der
Basilika St. Ulrich und Afra verwies Bischof Dr. Walter Kasper,
Sekretaer des Paepstlichen Rates zur Foerderung der Einheit der
Christen, darauf, dass Jesus noch am Abend vor seinem Tod gebetet hat,
"dass alle eins seien". Fuer Kasper steht im Widerspruch zum Auftrag
Jesu, dass "wir nicht eins waren, und es auch heute noch nicht in allem
sind". Kasper sieht darin eine "Suende" und vor der Welt einen
"Skandal". Er forderte die Christen auf, sich mit der Trennung nicht
abzufinden. Mit Blick auf die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts
auf beiden Seiten sagte Kasper, "auch Lehrsaetze der Kirche, die wahr
und wichtig sind, koennen zu Goetzen werden, wenn sie nicht mehr als
Wegweiser und als Vergegenwaertigung des Geheimnisses Gottes verstanden
werden, sondern zum Selbstzweck, zum Abgott, zum Fetisch, zum Kampfruf
werden."
Als Weg aus der Isolierung zeichnete er die Einsicht auf, dass wir uns
"weder als einzelne noch als Kirche am eigenen Schopf aus dem Sumpf
ziehen" koennen, "allein Gott kann uns retten". Fuer den einzelnen wie
fuer die Kirche gelte "sola gratia", sagte Kasper. Allerdings entlasse
uns die Botschaft von der Gnade nicht aus unserer Verantwortung, denn
wer das "allein aus Gnade" gegen das Tun ausspiele, habe es
missverstanden.
Dr. Ishmael Noko, Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB) betonte
in seiner Predigt waehrend der Oekumenischen Vesper (Brief an die
Kolosser 1, 13-14), dass Jesus unsere Schuld bezahlt hat und wir in den
Augen Gottes "als gerecht angesehen" werden. "Wir sind endlich befreit.
Dies ist eine Tatsache", sagte Noko. Er forderte Lutheraner und
Katholiken auf, sich gegenseitig zu akzeptieren und da zu vergeben, wo
sie aneinander gescheitert sind. Mit Blick auf die Bestaetigung der
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigung sagte Noko, es sei nur
natuerlich, dass "wir uns im Geist der Versoehnung bemuehen, die
Lehrverurteilungen zu ueberwinden, die uns von dem Geschenk der Einheit
trennen." Aus der Perspektive der gnaedigen Vergebung Gottes gesehen, so
Noko, "ist die Bestaetigung der Gemeinsamen Rechtfertigungserklaerung
durch die Unterzeichnung ein Versuch, die Vergebung Gottes in das Leben
der Kirchen zu bringen."
Einander zu verurteilen, ist fuer Noko "unvereinbar mit dem Gebet
unseres Herrn *dass sie eins werden wie du und ich eins sind`",
wirkliche Vergebung schliesst fuer den naechsten Schritt ein, "dass wir
verantwortungsvolle Wege finden, die bleibenden Verurteilungen zu
ueberwinden. Vom Evangelium erwartet Noko auch die Energie, geistliche
Reife und die Einsicht, "die wir zur Kommunikation untereinander
benoetigen, damit wir Gottes Vergebung voreinander und vor der Welt
ausstrahlen koennen."
Die Gemeinsame Erklaerung wird am Sonntag, 31. 10.1999, in Augsburg
durch die feierliche Unterzeichnung der Gemeinsamen offiziellen
Feststellung und ihres Anhanges bestaetigt. Der Lutherische Weltbund und
die roemisch-katholische Kirche anerkennen, dass die im 16. Jahrhundert
getroffenen Lehrverurteilungen hinsichtlich der Rechtfertigungslehre die
heutigen Partner nicht mehr treffen. Damit wird ein kirchenspaltender
Dissens, der in der Praesentation des Augsburger Bekenntnisses 1530 in
Augsburg einen seiner Hoehepunkte fand, nach fast 500 Jahren
entkraeftet. Beide Dialogpartner bestaetigen, dass die Verstaendigung so
weit fortgeschritten ist, dass hinsichtlich der Rechtfertigungslehre
keine kirchentrennenden Meinungsverschiedenheiten mehr vorliegen.
Am Samstagnachmittag, 30.10.1999, fand in der Augsburger Innenstadt
anlaesslich der feierlichen Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung
ein Jugendprogramm statt. Unter dem Motto "Gemeinsame Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre - Wir bringen Farbe rein" beteiligte sich die
Augsburgische evangelische und katholische Jugend auf dem Rathausplatz
an einer Mal-Aktion. In der evangelischen St. Ulrich-Kirche sprachen
"Glaubenszeugen" zum Thema: "Wertvoll - ich?". Eingeladen waren Chiara
Lubich, Gruenderin der Fokolar-Bewegung, und Andrea Riccardi, Gruender
der Gemeinschaft Sant*Egidio. Der Oekumenische Jugendrat in Bayern
praesentierte sein Projekt "www.The-Symbol-Project.de - Zeichen fuer die
Rechtfertigung aus dem Internet".
Am Abend wurden in zahlreichen Augsburger Kirchen Andachten und
Gottesdienste abgehalten, an denen sich Gaeste aus der weltweiten
Oekumene beteiligten. Das Jugendprogramm wurde am Abend mit einem
oekumenischen Gebet der Jugend unter dem Titel: "Nacht der Lichter" in
der evangelischen St. Ulrich-Kirche beendet.
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen
Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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