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Gemeinsame Erklaerung: Auf dem Weg zur christlichen Einheit


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 10 Nov 1999 14:07:02

Beginn eines neuen oekumenischen Bewusstseins

Augsburg (Deutschland)/Genf, 30. Oktober 1999 (lwi) -Die Frage nach der
Einheit der Christen in Jesus Christus war eines der zentralen Themen,
die auf der Pressekonferenz am 29. Oktober 1999 mit Vertretern und
Vertreterinnen des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des katholischen
Paepstlichen Rates zur Foerderung der Einheit der Christen (PCPCU) zur
Sprache kamen. LWB und PCPCU sind gegenwaertig in Augsburg anlaesslich
der Feier und offiziellen gemeinsamen Unterzeichnung der Gemeinsamen
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999.

Der Generalsekretaer des LWB, Dr. Ishmael Noko, aeusserte gegenueber
Journalisten, dass es in der ganzen Welt mittlerweile klar geworden sei,
dass keine Kirche ihren Auftrag in der heutigen Gesellschaft ohne die
Zusammenarbeit mit Schwesterkirchen wahrnehmen kann. Der ueber
30-jaehrige Dialog zwischen Lutheranern und Katholiken, der zur
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre gefuehrt habe, sei nicht
nur ein Grund zur Freude, sondern ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur
gegenseitigen Anerkennung als Kirchen. Damit verbunden sei auch der
notwendige Schritt zur Wahrnehmung der gemeinsamen Verantwortung der
christlichen Kirchen fuer Zeugnis und Dienst in der Welt.

Noko betonte, dass zum ersten Mal in der Kirchengeschichte aus einem
gemeinsamen Dialogprozess, an dem beide weltweiten Gemeinschaften
beteiligt waren, ein gemeinsames oekumenisches Dokument hervorgegangen
sei. Zwei Tage vor der historischen Unterzeichnungsfeier lautete Nokos
Botschaft: "Wo immer Lutheraner und Katholiken zusammenleben, muessen
sie der Welt zeigen, dass sie nicht Gegner, sondern Schwestern und
Brueder in Christus in der einen Kirche Jesu Christi und in der Welt
sind." So bietet die Bestaetigung der Gemeinsamen Erklaerung die
Gelegenheit zum gemeinsamen Nachdenken ueber zukuenftige Chancen und
Verpflichtungen.

Fuer den Praesidenten des LWB, Bischof Christian Krause, ist die
feierliche Unterzeichnung  am 31. Oktober 1999 ein wichtiger Meilenstein
auf dem gemeinsam von Katholiken und Lutheranern zurueckgelegten Weg.
Fuer Krause ist jedoch nicht das "Ziel der Reise" erreicht, sondern nur
ein Punkt, wo man sich die Haende reichen sollte. Der LWB-Praesident
betonte, dass beide Dialogpartner jetzt eine Basis fuer die Weiterarbeit
an anderen, noch ungeloesten Fragen haben, z.B. die gegenseitige
eucharistische Gastbereitschaft.

Der Praesident des katholischen Paepstlichen Rates zur Foerderung der
Einheit der Christen, Kardinal Edward Idris Cassidy, beschrieb die
historische Bestaetigung am Sonntag als bedeutsam, da sie "uns eine
zentrale Wahrheit des ganzen Christentums vor Augen bringt, ein
Gleichgewicht schafft, das den Akzent nicht zu sehr auf das Goettliche,
nicht zu sehr auf die Rechtfertigung oder das Menschliche legt, sondern
sie  gleichzeitig zusammenfuehrt. Somit wird der Akt der Rechtfertigung
auf eine Weise harmonisiert, dass diejenigen, die die Gemeinsame
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre studieren, zu einem tiefergehenden
Verstaendnis als frueher gelangen".

Die gemeinsame Bestaetigung oeffnet Dialogpartnern sowie Christen und
Christinnen auch die Tuer in die Zukunft. "Waeren wir zu Ende dieses
Jahrhunderts nicht in der Lage gewesen, dieses Dokument zu
unterzeichnen, haette das zu grosser Enttaeuschung in der oekumenischen
Bewegung gefuehrt, denn die scheinbar offene Tuer haette sich dann nicht
geoeffnet. Doch jetzt wird sie sich auftun, und wir sind eingeladen,
gemeinsam das bereits erreichte Verstaendnis zu vertiefen, die Bande der
Gemeinschaft zwischen uns zu staerken, in groesserer Einheit und
Solidaritaet zusammenzuwachsen und an den noch verbleibenden Fragen
weiterzuarbeiten", so Kardinal Cassidy in Augsburg.

Der Praesident des Einheitsrates bemerkte, dass man selbst vor ein paar
Jahren nie erwartet haette, dass der Dissens betreffs der Rechtfertigung
zu den noch zu bewaeltigenden Fragen gehoere. Aber mit dem jetzt
erlangten Konsens gebe es Hoffnung und Ermutigung, die noch
verbleibenden Fragen zu loesen.

Die historische Bestaetigung der Gemeinsamen Erklaerung ist auch mit
Blick auf das Jubilaeumsjahr 2000 der katholischen Kirche von grosser
Bedeutung. Auf der Pressekonferenz erklaerte Kardinal Cassidy, dass
Papst Johannes Paul II. im Zusammenhang mit der Vorbereitung des grossen
Jubilaeums den Wunsch und die Hoffnung geaeussert habe, dass bei dieser
grossen christlichen Feier die Kirche der von Christus geforderten
Einheit naeher gekommen sei. Die Veranstaltungen in Augsburg, so der
Kardinal, "werden als wertvolle Antwort auf diese vor vier Jahren im
Jubilaeumsdokument geaeusserte Bitte angesehen". Cassidy erinnerte auch
daran, dass der Papst anlaesslich seines Besuches in Rumaenien sein
Engagement fuer die Foerderung der Einheit der Christen erneut zum
Ausdruck gebracht habe.

Auf persoenlicher Ebene brachte Kardinal Cassidy seine grosse Freude zum
Ausdruck, dass er zusammen mit dem PCPCU-Sekretaer, Bischof Walter
Kasper, im Namen der roemisch-katholischen Kirche das Dokument
unterzeichnen werde. "Fuer jemanden, der fuer die Einheit der Christen
arbeitet, kann man sich keine groessere Freude als das vorstellen. Und
wenn mich beim Juengsten Gericht der Herr fragt, ob ich im Leben etwas
Gutes getan habe, kann ich mindestens sagen: Ich habe die Gemeinsame
Erklaerung unterzeichnet", fuegte er hinzu.

Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung findet am Sonntag, 31.
Oktober 1999, in der lutherischen Kirche St. Anna in Augsburg statt. Am
Vorabend wird eine oekumenische Abendandacht in der Kirche St. Ulrich
und Afra abgehalten. An der feierlichen Unterzeichnung am 31. Oktober
1999 ist der LWB durch folgende Personen vertreten: LWB-Praesident
Bischof Christian Krause, LWB-Generalsekretaer Dr. Ishmael Noko,
Vizepraesidenten und -praesidentinnen Bischof H. George Anderson,
Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA), Bischof Dr. Julius
Filo, Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der
Slowakischen Republik (EKABSR), Parmata A. Ishaya, Lutherische Kirche
Christi in Nigeria (LKCN), Praesident Huberto Kirchheim, Evangelische
Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB), Pfr. Dr.
Prasanna Kumari, Lutherische Arcot-Kirche in Indien, sowie Sigrun
Mogedal, Norwegische Kirche. Die katholische Kirche wird vertreten vom
Praesidenten des Paepstlichen Rates zur Foerderung der Einheit der
Christen, Kardinal Edward Idris Cassidy, und PCPCU-Sekretaer Bischof
Walter Kasper.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen
Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem OEkumenischen Rat der Kirchen (OERK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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