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Auswirkungen auf das Zeugnis in der Gesellschaft


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 17 Nov 1999 08:21:01

Die Gemeinsame Erkl„rung: Der Beitrag von Lutheranern und Katholiken zum
Aufbau einer Kultur des Friedens

Genf, 17. November 1999 (lwi) - Mit der Best„tigung der Gemeinsamen
Erkl„rung zur Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg,
Deutschland, und der damit verbundenen ”kumenischen Entwicklung sind auch
sprbare Auswirkungen auf den Dienst der Kirchen in der Gesellschaft
verbunden. Diese Erkl„rung, mit der der Lutherische Weltbund (LWB) und die
r”misch-katholische Kirche einen *Konsens in Grundwahrheiten der
Rechtfertigungslehre" festschreiben und eine fast 500 Jahre w„hrende
Kontroverse ber diese zentrale Frage der Lehre beenden, ist nicht nur fr
Theologen und Kirchenhistoriker von Interesse.

Erstens best„tigt sie den zunehmenden Kontakt und die wachsende
Zusammenarbeit zwischen der r”misch-katholischen und den lutherischen
Kirchen, die besonders im Dienst an der Gesellschaft, insbesondere auf
lokaler Ebene, sprbar wurden. Es ist zu erwarten, dass sich aus ihr ein
noch engerer Kontakt und eine noch engere Zusammenarbeit zwischen
Katholiken und Lutheranern in den Bereichen des gemeinsamen
gesellschaftlichen Dienstes ergeben werden. Als Ergebnis einer
grundlegenden Einigung ist die Gemeinsame Erkl„rung ein Beleg, dass
Lutheraner und Katholiken einmtig Zeugnis ablegen fr die Frohe Botschaft
von Vergebung und Erbarmen.

Zweitens ist der bedeutende ”kumenische Schritt, den die Gemeinsame
Erkl„rung zur Rechtfertigungslehre darstellt, gleichzeitig ein Schritt hin
zur Verwirklichung der gemeinsamen Verantwortung, die die christlichen
Kirchen allgemein fr das Zeugnis und den Dienst in der Welt haben. Dr.
Ishmael Noko, Generalsekret„r des LWB, betonte auf einer Pressekonferenz am
29. Oktober 1999 in Augsburg, dass sich in unserer globalisierten Welt
immer deutlicher zeigt, dass keine Kirche in der heutigen Gesellschaft
ihrer Mission gerecht werden kann, ohne mit ihren Schwesterkirchen
zusammenzuarbeiten und sich auf sie zu sttzen.

Drittens ist die ™kumene selbst ein bedeutendes Beispiel und Zeugnis der
Kirchen in einer Welt, die immer noch zutiefst zerrissen ist, trotz und
teils auch wegen der Globalisierung und ihrer Zw„nge. Dadurch, dass
lutherische Kirchen und die r”misch-katholische Kirche untereinander
Vers”hnung stiften, setzen sie Zeichen der Hoffnung fr die Welt, gerade
vor dem Hintergrund, dass sie sich im 16. Jahrhundert mit
Lehrverurteilungen belegten und nicht f„hig waren, einander anzunehmen.

Viertens enth„lt die Gemeinsame Erkl„rung eine klare Botschaft des Friedens
und der Vers”hnung. Nachdem vor fast 500 Jahren die Bemhungen, die
Konfliktparteien zu vers”hnen und eine Kirchenspaltung zu verhindern,
fehlschlugen und in der Folge besonders in Europa den N„hrboden fr
jahrhundertelange politisch-religi”se Konflikte und Verfolgung bildeten,
haben die r”misch-katholische Kirche und der Lutherische Weltbund einen
Schlussstrich unter diese konfliktreiche Geschichte gezogen. Mit der
Best„tigung der Gemeinsamen Erkl„rung haben sich beide Dialogpartner mit
Blick auf die Kontroverse ber eine zentrale Frage der Lehre die Hand der
Vers”hnung gereicht.

Anl„sslich eines Vortrags im Centro pro Unione in Rom am 4. November 1999
stellte der LWB Generalsekret„r, Dr. Ishm„l Noko, fest, dass die Spaltung,
die sich in der Reformationszeit vollzog, nicht nur eine Spaltung innerhalb
der Kirche, sondern auch innerhalb der Gesellschaft darstellte, die seither
immer wieder in Kriegen sowie politischen und wirtschaftlichen Spannungen
zum Tragen kam. Dies gilt insbesondere fr Europa. Aber die
gesellschaftlichen Spaltungen, die in Europa in der Reformation entstanden,
wurden durch Kolonialisierung und Missionierung auch in die brige Welt
exportiert. Im Ergebnis betraf diese Spaltung nun die gesamte Welt. Die
Bedeutung der Best„tigung der Gemeinsamen Erkl„rung liegt auch darin, dass
sie einen Beitrag dazu leistet, ein Kapitel des Konflikts und der Spaltung
in Europa und der Welt abzuschliessen. Eine wichtige Botschaft der
Gemeinsamen Erkl„rung ist, dass Lutheraner und Katholiken, in welchem Teil
der Erde sie auch leben m”gen, nicht Gegner, sondern Schwestern und Brder
in Christus sind.

Fnftens hat die Rechtfertigungslehre selbst, ber die ein "Konsens in
Grundwahrheiten" erzielt wurde, sprbare Auswirkungen auf das Bemhen um
Frieden und Vers”hnung. Im Rahmen der Pressekonferenz am 29. Oktober 1999
in Augsburg sagte Dr. Noko, dass "die Lehre der Rechtfertigung durch den
Glauben ein Aufruf an alle auf Christus Getauften ist, dazu beizutragen,
dass ber die Schranken hinweg, die Nationen, ethnische Gruppen,
Geschlechter und Generationen voneinander trennen, Gemeinschaft entsteht.
Weil wir von Gott und nicht durch unsere eigenen F„higkeiten und Handlungen
gerechtfertigt sind, sollten wir alle einander annehmen, wie Gott uns
annimmt. Das Geschenk der Rechtfertigung, das uns in Christus gegeben ist,
bekr„ftigt, dass wir alle nach Gottes Bild geschaffen sind und dass jede
und jeder als Individuum wertvoll ist."

Der Generalsekret„r des LWB beschrieb die Gemeinsame Erkl„rung als ein
"Dokument des Friedens" und als *einen bedeutenden Beitrag zur Schaffung
einer Kultur des Friedens" auf internationaler Ebene. In diesem
Zusammenhang hob er hervor, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2000 zum
Internationalen Jahr fr eine Kultur des Friedens und das Jahrzehnt
2001-2010 zur Internationalen Dekade fr eine Kultur des Friedens und der
Gewaltlosigkeit fr die Kinder der Welt erkl„rt haben, und dass der
™kumenische Rat der Kirchen (™RK) ebenfalls eine ™kumenische Dekade zur
šberwindung von Gewalt (2001-2010) beschlossen hat.

Abschliessend ist, auch wenn alle Folgen gegenw„rtig noch nicht abzusehen
sind, bereits jetzt klar zu erkennen, dass die Gemeinsame Erkl„rung auf
verschiedenen Ebenen bedeutende praktische Auswirkungen auf den
gesellschaftlichen Dienst der Kirchen, sowie auf die Bemhungen um Frieden
und Vers”hnung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene haben
wird. šberlegungen zu der Frage, wie die Gemeinsame Erkl„rung dazu
beitragen k”nnte, das gemeinsame Zeugnis und den gemeinsamen Dienst der
r”misch-katholischen Kirche und der lutherischen Kirchen in der
Gesellschaft zu st„rken, werden zu den n„chsten wichtigen Schritten
geh”ren. Es bleibt zu hoffen und dafr zu beten, dass die Gemeinsame
Erkl„rung zu einer solchen verst„rkten Zusammenarbeit in diesem Bereich
fhren und dazu beitragen wird, dass ihre Botschaft der Vers”hnung und der
Hoffnung fr die Ausgegrenzten und Unterdrckten in unseren Gesellschaften
praktische Realit„t wird.

Dieser Artikel ist ein Beitrag von Peter Prove, Assistent des
Generalsekret„rs fr internationale Angelegenheiten und Menschenrechte.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrndet, z„hlt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 L„ndern angeh”ren. Das LWB-Sekretariat befindet sich
in Genf (Schweiz). Das erm”glicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
™kumenischen Rat der Kirchen (™RK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. ”kumenische Beziehungen, Theologie,
humanit„re Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte
von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Ver”ffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitr„ge k”nnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Gr”tzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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