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Haft für jugoslawische Kriegsdienstverweigerer
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"Christian B. Schäffler" <APD_Info_Schweiz@compuserve.com>
Date
02 Jan 2000 01:35:09
Januar 2, 2000
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schäffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz
Haft für jugoslawische Kriegsdienstverweigerer
Belgrad/Jugoslawien. Wegen Kriegsdienstverweigerung
werden in Jugoslawien auch Christen zu mehrjährigen
Gefängnisstrafen verurteilt. Dies berichtet der Keston News
Service aus Belgrad. Danach seien ein Charismatiker und ein
Mitglied der Kirche des Nazareners zu je fünf Jahren sowie
zwei weitere Nazarener zu zwei und drei Jahren Gefängnis
verurteilt worden, weil sie sich während des Kosovokrieges
geweigert hatten, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Die
Männer sind zwischen 28 und 35 Jahre alt und wurden im
April beziehungsweise Mai dieses Jahres zum Militär
einberufen. In Jugoslawien gibt es keinen Wehrersatzdienst.
Hin und wieder würden Kriegsdienstverweigerer zwar in
Uniform, aber ohne Waffe, zu meist unangenehmen Arbeiten
in einer Kaserne herangezogen; doch nicht alle Pazifisten
seien aus Gewissensgründen dazu bereit. Unter dieser
Situation hätten besonders Nazarener, Siebenten-Tags-
Adventisten, Zeugen Jehovas und manche Charismatiker zu
leiden.
Bereits im Juli hatte Amnesty International von dem
Nazarener N. Vukadinov aus der Vojvodina berichtet, der nur
einen waffenlosen Dienst leisten wollte und deshalb von
einem Militärgericht in Novi Sad zu fünf Jahren Gefängnis
verurteilt wurde, die er jetzt in Sremska Mitrovica abbüsst.
Im Oktober schilderte Amnesty den Fall eines Zeugen
Jehovas, der auf einem Kasernengelände in Karadjordejevo
zwar landwirtschaftliche Arbeiten verrichtete, jedoch die
Militärausbildung und den Dienst an der Waffe verweigerte.
Er erhielt ebenfalls fünf Jahre Haft. Auch zwei weitere
Nazarener und weitere Zeugen Jehovas sitzen in Novi Sad
mehrjährige Gefängnisstrafen ab. Eine andere Gruppe von
Zeugen Jehovas sei in Smederevo inhaftiert. Es ist nicht
bekannt, ob es sich bei den von Amnesty International
genannten Nazarenern um die selben Männer handelt, die
auch der Keston News Service (KNS) nennt.
Etliche Einberufene flohen in Nachbarländer, meist nach
Ungarn. Amnesty International interviewte im Oktober etwa
zwei Dutzend von ihnen. Sie können nicht in ihre Heimat
zurück, da auch nach dem Kosovokrieg auf sie mehrjährige
Gefängnisstrafen warten. Ein Siebenten-Tags-Adventist gab
zu Protokoll: "Ich konnte nicht kämpfen; es war für mich
völlig unmöglich, in einem Krieg Menschen zu töten. Ich
habe Achtung vor jedem Menschenleben, ohne Ansehen der
Nationalität oder Religion. Ich glaube an Gottes Wort, das
sagt, dass alle Menschen gleich sind." Der Mann wird jetzt
von seinen Glaubensangehörigen in Ungarn betreut. Von
einem adventistischen Handwerker aus der Vojvodina
berichtete Amnesty, dass sein Grossvater wegen dessen
christlichen Pazifismus sein Vorbild sei: "Während des
Zweiten Weltkrieges wurde mein Grossvater wegen seiner
Weigerung, in der ungarischen Armee zu dienen,
eingesperrt. Sein standhaftes Verhalten brachte ihn ins
Konzentrationslager Dachau, wo er 1942 starb." Jetzt, im
Jahre 1999, könne auch er aufgrund seiner eigenen
Glaubensüberzeugung nicht anders als damals sein
Grossvater handeln. Menschenrechtsorganisationen in
Jugoslawien weisen darauf hin, dass sich während der
Auseinandersetzungen um den Kosovo etwa 23 000
Wehrpflichtige und Reservisten ihrer Einberufung entzogen
hätten und jetzt mit ihrer Verurteilung rechnen müssten.
Viele von ihnen befänden sich im Ausland.
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