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Protestanten wünschen vom Vatikan mehr
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Date
18 Mar 2000 11:09:56
ökumenische Sensibilität
März 18, 2000
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz
Protestanten wünschen vom Vatikan mehr
ökumenische Sensibilität
Bensheim, Deutschland. Das
Konfessionskundliche Institut des Evangelischen
Bundes, einer Einrichtung der EKD, hat das
Schuldbekenntnis von Papst Johannes Paul II. vom
12. März gewürdigt und zugleich vom Vatikan mehr
ökumenische Sensibilität gewünscht. Es sei
grundsätzlich zu begrüssen, wenn eine Kirche
Fehler der Vergangenheit eingestehe, sagte der
Sprecher des Instituts, Martin Schuck, in einem
Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst
"epd". Allerdings sei es in der Ökumene eher
störend, dass in den Vatikandokumenten die
römisch-katholische Kirche stets vereinnahmend
als "DIE Kirche" bezeichnet werde. Der
ökumenische Stellenwert des päpstlichen
Schuldbekenntnisses wäre höher, wenn der Papst
auch für die in der Gegenreformation im 16. Und
17. Jahrhundert begangenen Gräuel um Verzeihung
bitten würde, fügte Schuck hinzu. Diese seien in
dem Vatikantext "Gedächtnis und Versöhnung: Die
Kirche und die Schuld der Vergangenheit" jedoch
nicht erwähnt. Der Text der Internationalen
Theologenkommission, einem Beratergremium der
vatikanischen Kongregation für die
Glaubenslehre, bildet die dogmatische Grundlage
für das Bekenntnis des Papstes.
Zahlreiche Formulierungen in dem Vatikandokument
zum päpstlichen Schuldbekenntnis würden zudem
oft missverstanden, erklärte Schuck weiter. Die
römisch-katholische Kirche kann sich nach ihrem
eigenen Verständnis nicht als Institution
schuldig machen oder sündigen. Sie bleibe nach
wie vor der unfehlbare und mystische "Leib
Christi". Wenn der Papst im Namen der Kirche um
Verzeihung bittet, übernehme die Kirche im
katholischen Verständnis vielmehr
stellvertretend für "sündige" Kirchenmitglieder
deren Schuld. Dieses Kirchenverständnis sei
Protestanten fremd. Dem Vatikandokument fehle es
zudem an Eindeutigkeit und bleibe vage in den
Formulierungen, beklagte Schuck. Zwar heisse es
darin, Vertreter der katholischen Kirche trügen
Mitschuld an den Spaltungen der Christenheit. Ob
damit die Reformation im 16. Jahrhundert oder
etwa die Spaltung in die Ost- und Westkirche im
elften Jahrhundert gemeint sei, bleibe im
Unklaren.
Der weite Rahmen, der durch dieses Dokument
abgesteckt war, so Martin Schuck in einer
Pressemitteilung des Instituts, hätte es dem
Papst erlaubt, die konkrete Schuld einzelner
Vertreter der römisch-.katholischen Kirche zu
benennen. Durch die Unterscheidung zwischen der
Autorität in der Kirche und dem kirchlichen
Lehramt wäre es sogar möglich gewesen, Fehler
und Unterlassungen von Päpsten, wie etwa Pius
XII. In Bezug auf die Judenfrage während der
Nazizeit, klar zu benennen und in die
Vergebungsbitte mit einzubeziehen.
Schuck stellte zusammenfassend fest: "Mit der
inhaltlichen Unbestimmtheit des
Schuldbekenntnisses wurde am 12. März die Chance
vertan, mit einem mutigen Eingeständnis
konkreter historischer Schuld die
Weltöffentlichkeit tatsächlich zu überraschen."
(90/2000)
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