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Nigeria: Schwesterkirche vermittelt bei interner Krise
From
FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date
05 May 2000 16:37:10
LWB-Generalsekretaer mahnt kirchliche Einheit an
Genf, 5. Mai 2000 (lwi) - Samuel J. Udofia, Praesident der Lutherischen
Kirche von Nigeria (LCN), ist bereit, in der internen Krise der
Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LCCN) zu vermitteln. Bei einem
Gespraech im Sekretariat des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Genf sagte
Samuel J. Udofia am 19. April 2000 LCCN-Erzbischof David L. Windibiziri
seine Unterstuetzung zu. Seine Kirche werde die notwendigen Initiativen
ergreifen, um mit den Konfliktparteien in der groesseren Schwesterkirche
LCCN zu beraten. In der seit mehr als drei Jahre anhaltenden Krise geht
es um die gegenwaertige Verfassung und Fuehrung in der 720.000
Mitglieder zaehlenden Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LCCN).
Auf Einladung von LWB-Generalsekretaer Dr. Ishmael Noko waren Udofia und
Windibiziri Mitte April zu Gespraechen in Genf zusammengetroffen. Die
Vermittlerrolle uebernimmt Udofia auf Wunsch des LWB-Generalsekretaers.
Neben der internen Krise der LCCN wurden Fragen eroertert, die beide
LWB-Mitgliedskirchen in Nigeria betreffen. Die LCCN hat ihren Sitz im
ueberwiegend von Muslimen bewohnten Norden des Landes, waehrend sich die
kleinere Schwesterkirche LCN (80.000 Mitglieder) im Sueden befindet, wo
die Bevoelkerung ueberwiegend christlich ist.
Nach Angaben von Windibiziri begann der Konflikt innerhalb der LCCN im
Jahr 1995. Angesichts der rasch wachsenden Mitgliederzahl sah sich der
Kirchenvorstand gezwungen, neue Dioezesen einzurichten und weitere
Bischoefe zu waehlen, um die Verwaltungsaufgaben der Kirche zu
bewaeltigen. Inzwischen sind in der LCCN fuenf Bischoefe fuer ca. 2.000
Gemeinden zustaendig. Die Aenderung der Kirchenverfassung erfolgte
Billigung der fuer solche Angelegenheiten zustaendigen Behoerde
(Corporate Affairs Commission) in der nigerianischen Hauptstadt Abuja.
Die Verfassungsaenderungen wurden jedoch nicht von allen
Kirchenmitgliedern angenommen. Unter Leitung von Dr. Danu Wonosikou
widersetzten sich Teile der LCCN den Verfassungsaenderungen und
zweifelten die Rechtmaessigkeit des Vorgehens gerichtlich an. Inzwischen
kam es wiederholt zu Gerichtsverhandlungen, die von beiden Parteien
angestrengt wurden. Eine endgueltige Entscheidung steht noch aus.
Windibiziri begruesste, dass Praesident Udofia die Vermittlerrolle
annimmt und betonte, dass die Differenzen in seiner Kirche sehr
ernstzunehmen seien. Er ziehe es vor, dass sie auf freundschaftlichem
Wege geloest wuerden statt durch langwierige Gerichtsprozesse.
Windibiziri (67) fuegte hinzu: "Ich trete in zwei Jahren in den
Ruhestand und moechte eine geeinte und keine gespaltene Kirche
hinterlassen."
Udofia wies darauf hin, dass sich die Spannungen in der LCCN auch auf
die Stabilitaet der regionalen Lutherischen Gemeinschaft im Westlichen
Afrika (LUCWA) auswirken, deren Vorsitzender Erzbischof Windibiziri ist.
Dieses 1993 geschaffene Regionalorgan koordiniert die Taetigkeiten von
12 lutherischen Kirchen, von denen einige nicht dem LWB angehoeren.
Udofia betonte in Genf, er wuensche sich, dass die gegenwaertigen
Differenzen zum Wohle aller auf friedlichem Wege geloest werden.
Der LWB-Generalsekretaer begruesste den Vorschlag der Kirchenfuehrer,
innerhalb der nigerianischen Kirchen nach Loesungsmoeglichkeiten zu
suchen. Noko betonte, der LWB werde bei der Ueberwindung der Spaltungen
in der LCCN helfen. Uneinigkeit und Konflikte in der Kirche untergrueben
die Integritaet des Evangeliums und stuenden der Verkuendigung von
Frieden, Gerechtigkeit und Versoehnung im Wege. Noko unterstrich auch
die Notwendigkeit und die Bereitschaft zum "Teilen der Last, wenn wir
bei der Wahrnehmung unserer Aufgaben vor verschiedenen Problemen
stehen". Bisher waren alle Initiativen des LWB, diesen Konflikt in
seiner groessten Mitgliedskirche in Nigeria zu loesen, erfolglos.
Inhalt weiterer Gespraeche mit Mitarbeitern des Lutherischen Weltbundes
war die aktuelle politische und soziale Lage in Nigeria. Seit Ende 1999
hat das bevoelkerungsreichste Land Afrikas einen demokratisch gewaehlten
Praesidenten. In einigen Bundesstaaten kam es jedoch in den letzten
Monaten wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen
ethnischen und religioesen Gruppen. Die Ursache liegt in der Annahme der
Scharia (strenge islamische Rechtsordnung). Die Fulani oder Haussa im
Norden Nigerias sind ueberwiegend Muslime, waehrend die meisten Christen
im Sueden leben und anderen ethnischen Gruppen angehoeren.
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Grātzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
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