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Regionalkonsultationen -- "Gemeinschaft, Gemeinde, Gesellschaft"


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 11 Jul 2000 13:43:40

Regionalkonsultationen zu "Gemeinschaft, Gemeinde, Gesellschaft"
abgeschlossen
Letzte LWB-Regionalkonsultation tagte in Schweden

Genf, 11. Juli 2000 (LWI) -  Mit der letzten Regionalkonsultation des
Projektes des Lutherischen Weltbundes (LWB) "Gemeinschaft, Gemeinde,
Gesellschaft" Ende Mai in Lund, Schweden, wurde ein insgesamt zweijaehriger
Konsultationsprozess beendet. Auf fuenf regionalen Treffen thematisierte
eine achtkoepfige, international zusammengesetzte Projekt-Kerngruppe
gemeinsam mit Mitgliedern aus den jeweiligen LWB-Mitgliedskirchen die
kirchliche Uebersetzung des Verstaendnisses von communio in die
Gesellschaft.

In den letzten zwei Jahren konfrontierte die Projekt-Kerngruppe die
LWB-Mitgliedskirchen mit folgenden Fragestellungen: Wie versteht sich die
Kirche in ihrem gesellschaftlichen Kontext? Wie reagiert sie auf die
zentralen Konflikte und Herausforderungen? Was ist ihre soziale Kompetenz?
Ziel des Projektes ist, globale und interkulturelle Antworten auf diese
Fragestellungen zu geben.

Bei den regionalen Konsultationen wurde darauf geachtet, so betonte Dr.
Wolfgang Greive, Studienreferent der LWB-Abteilung fuer Theologie und
Studien, gegenueber LWI, dass den TeilnehmerInnen aus den Mitgliedskirchen
die bisher erarbeiteten Antworten anderer Regionalkonsultationen nicht
zugaenglich gemacht wurden, um Verfaelschungen der Projektergebnisse zu
vermeiden.

Die regionale Konsultation Ende Mai im schwedischen Lund war die letzte
Regionalkonsultation des Projektes und brachte lutherische ChristInnen,
TheologInnen und Laien aus Norwegen, Schweden, Daenemark, Russland,
Estland, Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Frankreich und Italien
zusammen. Zuvor fanden Regionalkonsultationen in Indien (Region Asien und
Pazifik), Tansania (Region Afrika), Brasilien (Region Lateinamerika und
Karibik) und den USA (Region Nordamerika) statt.  Die Konsultation in Lund
beschrieb Greive gegenueber LWI als sehr aufschlussreich, die Rueckfragen
seien "lebendig, verstaendnisvoll und kritisch" gewesen. In Lund sei z.B.
diskutiert worden, was es bedeute, dass die lutherischen Kirchen in Europa
mehrheitlich ihre Rolle im engen Kontext der Nation, des eigenen Volkes
sehen. Hierbei sei, so Greive, herausgearbeitet worden, dass das ethnische
Element immer noch ueberwiege und die oekumenische Dimension ohne
nachhaltige Relevanz zu sein scheine. Oft wuerden die Perspektiven
kirchlichen Handelns in der Analyse der Krise der Kirche stecken bleiben.

Die Diskussion in Lund habe gezeigt, dass in Europa zur Zeit wenig gefragt
werde, wohin die Kirche gehen wolle, welche Vision leitend sei.  Die
grundlegende Veraenderung der politischen und gesellschaftlichen Landschaft
Europas scheint die europaeischen Kirchen unter Zeit- und Handlungsdruck zu
setzen, was eine Konzentration auf die eigene Situation zur Folge habe. "Im
einzelnen zeigten sich erhebliche Unterschiede im Verstaendnis der Kirche
in der Gesellschaft, und es war spannend, diese Differenzen im Horizont der
weltweiten lutherischen Gemeinschaft zu sehen", betonte Greive im Anschluss
an die Regionalkonsultation.

Der Dialog ueber die communio als Herausforderung fuer das europaeische
Luthertum implizierte in Lund, so erklaerte Wolfgang Greive, folgende
Fragen: "Was beinhaltet z. B. das Konzept einer offenen Volkskirche oder
einer missionarischen Kirche? Welche Konsequenzen hat das Verstaendnis der
communio? Fuehrt es aus einem europaeischen Volks- und Mittelklassedenken
heraus? Wird Globalisierung nur als innereuropaeisches Thema ernst
genommen? Wird die eschatologische und pneumatologische Dimension neu
entdeckt?"

Wie komplex das Thema der communio ist, habe sich besonders dann gezeigt,
betonte Greive, wenn ekklesiologische, ethische und politische
Fragestellungen aufeinander getroffen seien. Einige TeilnehmerInnen haetten
besonders die Notwendigkeit eines realen theologischen Verstaendnisses von
Kirche angemahnt, das profiliert und klaerend sei und nicht nur die
gesellschaftlichen Probleme spiegele.

Zur Auswertung der fuenf regionalen Konsultationen im Zusammenhang mit dem
globalen Projekt "Gemeinschaft, Gemeinde, Gesellschaft" treffen sich die
achtkoepfige Projekt-Kerngruppe und das LWB Referat fuer "Theologie und
Kirche" der LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien Ende Dezember diesen
Jahres in Genf. Die geplante Publikation soll den Mitgliedskirchen im
naechsten Jahr zugehen. Neben der Dokumentation des gesamten Projekts, die
in Genf vorliegt, ist vorrangig eine plurale, interkulturelle Auswertung
zur Fragestellung des Projekts geplant.

Verantwortlich fuer die Auswertung des Projektes sind: Prof. Dr. Karen
Bloomquist, Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika; Prof. Dr.  Guillermo
Hansen, Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche, Argentinien; Prof. Dr.
Dietz Lange, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers; Prof. Dr.
Monica Jyotsna Melanchthon, Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche in
Indien; Prof. Dr. Israel Peter Mwakyolile, Evangelisch-Lutherische Kirche
in Tansania; Prof. Dr.  Joachim Track, Evangelisch-Lutherische Kirche in
Bayern; Prof. Dr. Vitor Westhelle, Evangelische Kirche Lutherischen
Bekenntnisses in Brasilien; Prof. Dr. Else Marie Wiberg Pedersen, Daenische
Evangelisch-Lutherische Volkskirche, und Dr. Wolfgang Greive,
Studienreferent fuer Theologie und Kirche der LWB-Abteilung fuer Theologie
und Studien.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 131
Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1 Millionen
LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen,
Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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