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Daenischer Pfarrer hilft serbischen Fluechtlingen


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 06 Sep 2000 10:03:21

       und riskiert Entlassung

Kopenhagen (Daenemark)/Genf, 31. August 2000 (ENI/LWI) - Trotz des
Risikos, seine Stelle zu verlieren, gewaehrt ein daenischer
lutherischer Pastor ethnischen Serben, denen man in Daenemark den
Fluechtlingsstatus verweigert, Asyl.

"Meine Verpflichtungen als Christ muessen immer meinen
Verpflichtungen als Beamter und Staatsangestellter zuvorkommen",
sagte Leif Bork Hansen, der, wie andere lutherische PastorInnen in
Daenemark, sein Gehalt vom Staat erhaelt.

Hansen ist verheiratet und wohnt in Lyngby, einem Vorort der
daenischen Hauptstadt Kopenhagen. Er wurde bereits zweimal fuer
schuldig befunden, 33 serbische Fluechtlinge zu unterstuetzen, denen
in Daenemark offiziell kein Asyl gewaehrt wurde.

Der daenische Pfarrer betreute die Fluechtlinge in seiner Wohnung,
die Eigentum der Kirche ist, und brachte noch weitere unter, nachdem
deren Antraege auf politisches Asyl von den daenischen Behoerden
zurueckgewiesen worden waren.

Die Asylbewerber sind ethnische Serben aus Ostslawonien, das von
serbischen Streitkraeften nach dem Zusammenbruch des ehemaligen
Jugoslawien im Jahre 1991 kontrolliert wurde, 1998 aber von den
Vereinten Nationen wieder unter kroatische Verwaltung gestellt wurde.
Die ethnischen Serben betonten, ihr Leben waere in Gefahr, wenn sie
wieder nach Kroatien zurueckkehren muessten.

Im ersten Fall wurde Hansen eine zur Bewaehrung ausgesetzte
Freiheitsstrafe von 20 Tagen ausgesprochen fuer die strafbare
Handlung des Versteckens von Fluechtlingen. Im zweiten Fall wurde er
zu 2.500 Daenischen Kronen (ca. 650,- DM) Strafe verurteilt, da er
fuer die Fluechtlinge Geld gesammelt hatte. Der Staatsanwalt hatte
gegen die Geldstrafe Einspruch erhoben und die Strafe als zu milde
bezeichnet. Ein daenisches Berufungsgericht wird den Fall bis Ende
September ueberpruefen.

Die Haelfte der Fluechtlinge, die Hansen aufgenommen hatte, versteckt
sich noch immer, allerdings nicht mehr im Haus des Pfarrers. Die
anderen befinden sich auf den Faeroeer Inseln, einer autonomen
Inselgruppe im Nordantlantik, die zu Daenemark gehoert. Dort wurde
den Fluechtlingen politisches Asyl gegeben. Hansen berichtete
Ecumenical News International (ENI), dass den uebrigen Fluechtlingen
vielleicht innerhalb einiger Monate dort auch Asyl gewaehrt werden
koennte.

Wie die rund 86 Prozent der daenischen Bevoelkerung (5,3 Millionen)
gehoert Hansen der Daenischen Evangelisch-Lutherischen Volkskirche
an, die in der daenischen Verfassung als offizielle Staatskirche
bezeichnet wird. Alle PastorInnen der Kirche werden offiziell vom
daenischen Kirchenministerium eingestellt und bezahlt, wodurch sie
den Status von Staatsangestellten haben mit der besonderen Pflicht,
die Gesetze des Landes zu befolgen.

Der zustaendige Bischof von Hansen hat sich geweigert, Pfarrer Hansen
einen Verweis zu erteilen, weil er sich den Gesetzen widersetzt und
den Fluechtlingen hilft.

Nach seiner ersten Verurteilung warnte das Kirchenministerium Pfarrer
Hansen, dass er seine Stelle verlieren koennte, falls man ihn eines
aehnlichen Vergehens erneut bezichtige. Die daenische
Kirchenministerin, Margrethe Vestager, sagte zu Hansen: "Hier handelt
es sich um buergerlichen Ungehorsam. Wenn sie als Priester der
Meinung sind, dass es noetig ist, einen solchen Schritt zu
unternehmen, muessen sie auch bereit sein, die Konsequenzen dafuer zu
tragen."

Hansen teilte ENI mit, er werde den Fluechtlingen weiterhin helfen.
"Ein ungerechtes Gesetz kann kein gueltiges Gesetz sein. Fuer mich
gibt es Wichtigeres als das Gesetz; dazu gehoert, dass man seinem
Naechsten und Mitmenschen hilft, wenn man sieht, dass jemand in Not
ist."

"Und als Priester habe ich die spezielle Verpflichtung, Menschen in
Not zu helfen", so Hansen. "Wenn ich diese Verpflichtung nicht
erfuelle, kann niemand, unter anderem auch nicht ich selbst, die
Predigten, die ich jeden Sonntag in der Kirche halte, ernst nehmen.
Dann wird das Leben der Kirche nichts anderes sein als leere
Rituale."

Hansen wurden von vielen Menschen sowohl moralisch als auch
finanziell unterstuetzt, unter anderem auch von 90 PastorInnen, die
eine Bittschrift unterzeichneten, in der sein Vorgehen im Namen der
serbischen Fluechtlinge unterstuetzt wird.

(Dieser Beitrag basiert auf einem Beitrag Bjarke Larse, ENI,
Ecumenical News International.)

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