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VELKD zur Erklaerung 'Dominus Iesus'


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Date 08 Sep 2000 09:51:46

Stellungnahme des Catholica-Beauftragten der VELKD zur Erklaerung
'Dominus Iesus'
Die 'Identifizierung von Christus und Kirche koennen wir nicht
mitvollziehen'

Muenchen/Hannover (Deutschland)/Genf, 8. September 2000 (LWI) - Zwei Tage
nach der Seligsprechung von Pius IX. am hat 5. September 2000 die
roemisch-katholische Kongregation fuer die Glaubenslehre die Erklaerung
"Dominus Iesus" in Rom vorgestellt. Zu dieser Studie hat sich am 6.
September der Catholica-Beauftragte der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr.
Johannes Friedrich (Muenchen), oeffentlich geaeussert.

Im Folgenden dokumentieren wir die Erklaerung des bayerischen
Landesbischofs im Wortlaut:

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich weder um ein Dogma noch um eine
Enzyklika, sondern um eine Erklaerung der Glaubenskongregation.  Man sollte
ihn also nicht zu hoch haengen und zu aufgeregt auf ihn reagieren.

Mich bewegt weniger, was hier gesagt wird, als: wann es gesagt wird.  Einen
Tag, bevor mit dem Dokument "Communio Sanctorum" eine wichtige neue
Gespraechsrunde zwischen den lutherischen Kirchen und Rom eroeffnet werden
sollte, wird Pius IX., der Inbegriff des roemischen Zentralismus, zur Ehre
der Altaere erhoben. Einen Tag danach veroeffentlicht die
Glaubenskongregation die Erklaerung "Dominus Iesus", die das
Selbstverstaendnis der roemisch-katholischen Kirche in Erinnerung ruft.

Die Studie selbst umfasst sechs Kapitel. Die Eroerterungen ueber die
Einzigkeit und Heilsuniversalitaet Jesu Christi beziehen sich ausdruecklich
auf den interreligioesen Dialog und dann auch auf die oekumenische Frage.
Dabei werden sogenannte "relativistische Theorien" abgewehrt und
Grundwahrheiten festgehalten. Mit der Abwehr des Relativismus stimme ich
selbst durchaus ueberein. Und was hier ueber die Einzigkeit Jesu Christi
gesagt wird, gegen ein relativierendes Verstaendnis, ist auch aus Sicht des
evangelischen Glaubens erfreulich und klar. Unter den Grundwahrheiten
finden sich dann aber auch Positionen, die zweifellos nicht zur
Ueberzeugung evangelischer Kirchen gehoeren, so die universale
Heilsmittlerschaft der Kirche. Gegen solche Lehren hat sich die Reformation
bereits vehement gewandt, weil sie nicht biblisch und nicht altkirchlich
sind, sondern zur spaeteren Traditionsbildung gehoeren. Eine so starke
Identifizierung von Christus und Kirche, beide gewissermassen geoffenbart,
koennen wir nicht mitvollziehen. Christus bleibt fuer uns immer noch
kritische Instanz auch gegenueber der Kirche.

Auf der anderen Seite wird hier auch nichts Neues formuliert. Wer mit der
roemischen Terminologie vertraut ist, wird keineswegs durch solche
Formulierungen ueberrascht. Nachdenken muss man allerdings ueber die Frage,
warum Rom dies zum gegenwaertigen Zeitpunkt wieder sagt.

Der fuer die Oekumene brisanteste Teil ist das IV. Kapitel "Einzigkeit und
Einheit der Kirche". Im wesentlichen wird hier die Terminologie des Zweiten
Vatikanischen Konzils wiederholt. Um diesen Teil nicht miss zu verstehen,
gilt es zu beachten, dass die eine katholische und apostolische Kirche und
die roemische Kirche nicht einfach deckungsgleich sind. Es gibt nur eine
Kirche, die nicht in der roemischen aufgeht. Diejenigen Kirchen, die nicht
in vollkommener Gemeinschaft mit Rom stehen, aber "durch engste Bande" -
genannt werden das Amt und die gueltige Eucharistie - mit ihr verbunden
sind, werden ausdruecklich "echte Teilkirchen" der einen Kirche Christi
genannt, selbst wenn sie die katholische Lehre vom Primat des Papstes nicht
annehmen. Man muss sich nun darueber unterhalten, was das kirchliche Amt
und was gueltige Eucharistie ist. Als Lutheraner sehe ich uns hier
keineswegs gleich als Kirche zweiter Klasse. Inhaltlich erfuellen wir die
Kriterien. Uneinig sind wir nur ueber die formalen Bestimmungen. Aber
darueber soll ja der kuenftige Dialog gehen, der mit der Studie "Communio
Sanctorum" neu eroeffnet worden ist.

Neugierig bin ich, wie die katholische Universitaetstheologie auf den Text
reagiert. Ich bleibe zuversichtlich, dass weder der Papst noch Kardinal
Ratzinger mit der neuen Erklaerung den oekumenischen Dialog beschraenken
wollten, sondern dass sie im wesentlichen eine Bestandsaufnahme roemischer
Positionen ist. Bedauerlich finde ich, dass der oekumenische Dialog der
letzten 35 Jahre, seit dem Konzil, in ihr keine Fruechte traegt.

*       *       *

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