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LWB-Generalsekretaers zur vatikanischen Erklaerung 'Dominus Iesus'
From
FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date
08 Sep 2000 09:51:59
Erklaerung des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes, Dr. Ishmael
Noko
Der Lutherische Weltbund hat Kenntnis von der Erklaerung "Dominus Iesus" -
Ueber die Einzigkeit und die Heilsuniversalitaet Jesu Christi und der
Kirche erhalten, die von der Kongregation fuer die Glaubenslehre der
roemisch-katholischen Kirche am 5. September 2000 herausgegeben worden ist.
Dieses Dokument bezieht sich in erster Linie auf die interkonfessionellen
Beziehungen der roemisch-katholischen Kirche in dem weiten Rahmen der
Weltreligionen. Der Lutherische Weltbund hat diese Erklaerung zur Kenntnis
genommen, sie muss sorgfaeltig analysiert und mit unseren
roemisch-katholischen Partnern ausfuehrlich diskutiert werden.
Dem Lutherischen Weltbund ist ferner ein an die Vorsitzenden der
roemisch-katholischen Bischofskonferenzen in aller Welt gerichtetes
Schreiben der Kongregation fuer die Glaubenslehre vom 30. Juni 2000 zur
Kenntnis gelangt. In diesem Brief und dem beigefuegten Dokument mit dem
Titel "Note" zum Begriff "Schwesterkirchen" wird ausdruecklich ausgesagt,
dass die roemisch-katholische Kirche das Wort "Kirche" nicht gebrauchen
sollte, wenn von ProtestantInnen die Rede ist.
Die Tatsache, dass die roemisch-katholische Kirche nur bereit ist, die
orthodoxen Kirchen als "Schwesterkirchen" zu bezeichnen, ist fuer uns
nichts Neues. Nach dem Selbstverstaendnis der roemisch-katholischen Kirche
gelten die lutherischen Kirchen und andere Kirchen der Reformation - im
Einklang mit den jetzt erneut erklaerten Lehrgrundsaetzen - nicht als
Kirchen, sondern als "kirchliche Gemeinschaften".
Die Erklaerung "Dominus Iesus" enthaelt den Hinweis, die "kirchlichen
Gemeinschaften (...), die den gueltigen Episkopat und die urspruengliche
und vollstaendige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt
haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinne".
Die lutherischen Kirchen sind zusammen mit anderen Kirchen der Reformation
weder bereit, die von der Kongregation fuer die Glaubenslehre jetzt
herausgehobenen Kategorien noch die ihnen zugrunde liegenden
Begriffsbestimmungen und Kriterien zu akzeptieren. Wir sind enttaeuscht,
dass fuenfunddreissig Jahre oekumenischer Dialog zwischen roemischen
KatholikInnen und LutheranerInnen bei der Abfassung des Briefes und der von
der Kongregation fuer die Glaubenslehre herausgegebenen Dokumente
offensichtlich keine Beruecksichtigung gefunden haben. Der Inhalt dieser
Erklaerungen ist umso schmerzlicher, als er einen anderen Geist erkennen
laesst, als den, der uns in vielen anderen lutherisch/roemisch-katholischen
Beziehungen begegnet.
Am 31. Oktober 1999 haben der Lutherische Weltbund und die
roemisch-katholische Kirche mit der Unterzeichnung einer Gemeinsamen
Erklaerung, die den jahrhundertelangen Konflikt zwischen unseren Kirchen
hinsichtlich der Rechtfertigungslehre fuer null und nichtig erklaert hat,
einen bedeutsamen oekumenischen Schritt getan. Dies war ein wichtiger
Meilenstein in der Geschichte der Einheit der Christen. In der Gemeinsamen
Erklaerung wird in einer Fussnote erlaeutert: "In dieser Erklaerung gibt
der Begriff *Kirche' das jeweilige Selbstverstaendnis der beteiligten
Kirchen wieder, ohne alle damit verbundenen ekklesiologischen Fragen
entscheiden zu wollen." Diese Formulierung ist fuer die weiteren
oekumenischen Beziehungen zwischen Kirchen hilfreich. Ohne sie gibt es
Schwierigkeiten, nicht nur auf der globalen Ebene der Kirchen und
Gemeinschaften, sondern auch vor Ort, wo PfarrerInnen und Glaeubige als
wahrhaft oekumenische PartnerInnen in dem aufrichtigen Bemuehen, Gott in
ihren Gemeinschaften zu dienen, Beziehungen zueinander aufbauen.
Der Lutherischen Weltbund haelt an seiner Verpflichtung zum oekumenischen
Dialog fest. Wir sind der Ueberzeugung, dass Oekumene nicht eine Option
fuer die Kirche ist, sondern ihr Wesen ausmacht. Zeitweilige Rueckschlaege
sollten unsere Vision von der Einheit der Christen, die von Christus selbst
gewollt ist und fuer die er gebetet hat, weder trueben noch verdunkeln.
Genf, 8. September 2000
Die Erklaerung der Glaubenskongregation kann unter der Webseite des Vatikan
unter: http://www.vatikan.de/latest_ge.htm nachgelesen werden. Eine
Zusammenfassung der Erklaerung "Dominus Iesus" finden Sie unter:
http://dbk.de/presse/fs_presse.html ebenso wie den vollen Wortlaut der
Erklaerung.
Sowohl die Erklaerung "Dominus Iesus" als auch die "Note" der
Glaubenskongregation vom 30. Juni 2000 zum Begriff *Schwesterkirchen"
finden Sie unter: http://www.kna.de/kna/dienste/bsptxt/2tdw.htm
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 131
Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1 Millionen
LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ
seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/
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