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APD-Kommentar zu "Dominus Iesus"
From
APD_Info_Schweiz@compuserve.com
Date
07 Oct 2000 09:31:47
8. Oktober 2000
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz
APD-Kommentar zur Erklärung "Dominus Iesus" der
Kongregation für die Glaubenslehre der römisch-
katholischen Kirche
"Am Ende aller Träume ..." von Friedhelm Klingeberg
Unterzeichnet wurde sie bereits am 6. August dieses
Jahres. Vier Wochen später hat Joseph Kardinal
Ratzinger, Präfekt der Vatikanischen Kongregation für
die Glaubenslehre, "Dominus Iesus", eine "Erklärung
über die Einzigartigkeit und die Heilsuniversalität
Jesu Christi und der Kirche", der Öffentlichkeit
vorgestellt - und nicht nur die religiöse Welt horchte
irritiert auf.
Verkündete der Kardinal bahnbrechende Neuigkeiten?
Keineswegs. Im Gegenteil: Vieles, was "Dominus Iesus"
über die zentrale Heilsbedeutung Jesu Christi formuliert,
können auch Siebenten-Tags-Adventisten bedenkenlos
unterschreiben. Dass "Jesus von Nazaret, der Sohn
Mariens, und nur er, der Sohn und das Wort des Vaters
ist" und "dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Herr
und der einzige Erlöser ist, der durch seine
Menschwerdung, seinen Tod und seine Auferstehung die
Heilsgeschichte ... zur Vollendung gebracht hat", sind
fundamentale neutestamentliche Wahrheiten, deren
unmissverständliche Formulierung nichts zu wünschen übrig
lässt.
Was dann folgt, ist nicht mehr und nicht weniger als eine
schallende Ohrfeige für alle Anhänger und Förderer
ökumenischer Bemühungen - und gleichzeitig "dogmatische
Selbstverständlichkeit" für gläubige katholische
Christen: "Wie es nur einen einzigen Christus gibt, so
gibt es nur ... eine einzige Braut Christi: die eine
alleinige katholische und apostolische Kirche." - "Es ist
vor allem fest zu glauben, dass die pilgernde Kirche zum
Heile notwendig ist." - "Die Kirche ist das allumfassende
Heilssakrament."
Bei solchen Sätzen stutzten selbst die im Vatikan
versammelten Vertreter der Weltpresse. Dabei zitierte
Kardinal Ratzinger doch nur aus längst bekannten
Veröffentlichungen, nicht zuletzt aus den wichtigsten
Dokumenten des Zweiten Vatikanums. Warum also die
Aufregung? Es waren Sätze wie die folgenden, die
evangelische Kirchenführer erschütterten: "Die Kirchen,
die zwar nicht in vollkommener Gemeinschaft mit der
katholischen Kirche stehen, aber durch engste Bande, wie
die apostolische Sukzession und die gültige Eucharistie,
mit ihr verbunden bleiben, sind echte Teilkirchen ... Die
kirchlichen Gemeinschaften hingegen, die den gültigen
Episkopat und die ursprüngliche und vollständige
Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt
haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinne ..."
Im Klartext: Nur die Orthodoxe Kirche ist eine echte
"Teilkirche", während allen evangelischen Kirchen - "die
den gültigen Episkopat und die ... Wirklichkeit des
eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben" -
bestenfalls der (mindere) Status "kirchlicher
Gemeinschaften" zugebilligt wird. Folgerichtig weist
Kardinal Ratzinger die Vorsitzenden aller katholischen
Bischofskonferenzen in einem Schreiben vom 30. Juni 2000
ausdrücklich darauf hin, dass es nicht angemessen sei,
"hinsichtlich der Anglikanischen Gemeinschaft sowie der
nicht katholischen kirchlichen Gemeinschaften von
,Schwesterkirchen' zu sprechen. ... Es muss jederzeit
klar sein ... dass die eine heilige katholische und
apostolische universale Kirche nicht die ,Schwester',
sondern die ,Mutter'" all dieser Kirchen und
Gemeinschaften sei."
Auch dies sind Sätze, die an Deutlichkeit nichts zu
wünschen übrig lassen, und wer immer gehofft hatte, dass
die Kirche sich mit der "Gemeinsamen Erklärung zur
Rechtfertigungslehre" am 31. Oktober 1999 oder mit den
weltweit beachteten Vergebungsbitten des Papstes im März
2000 in Rom sowie anlässlich seines kurz darauf erfolgten
Besuches in Israel von ihrer intoleranten Vergangenheit
verabschiedet habe, muss sich nun unsanft eines Besseren
belehren lassen. "Dominus Iesus" ist mehr als "ein
Rückschlag für das ökumenische Miteinander" (EKD-
Ratsvorsitzender Manfred Kock). Diese Erklärung markiert
letztlich das Ende aller Einheitsträume, denn auf der
Basis einer solchen Erklärung ist ein wirklicher Dialog
zwischen den Konfessionen nicht (mehr) möglich. Ihre
Veröffentlichung wenige Tage nach der umstrittenen
Seligsprechung von Pius IX., der die päpstliche
Unfehlbarkeit zum Dogma erklärte, war sicher kein Zufall,
sondern ein unmissverständliches Signal.
Die Kirche ändert sich nicht, weder hinsichtlich ihres
Selbstverständnisses noch im Blick auf ihren
Absolutheitsanspruch. Der Katechismus gilt auch im Jahr
2000 uneingeschränkt: Ausserhalb der Kirche gibt es kein
Heil. "Darum können jene Menschen nicht gerettet werden,
die sehr wohl wissen, dass die katholische Kirche von
Gott ... gegründet wurde, jedoch nicht in sie eintreten
oder in ihr ausharren wollen" (Katechismus der
Katholischen Kirche, 252). Wohin wird die römische Reise
gehen? Sollte sich die Geschichte am Ende doch
wiederholen? Man darf gespannt sein ...
(Der Autor, Friedhelm Klingeberg (Lüneburg), ist
Chefredakteur des Gemeindeblattes der deutschsprachigen
Siebenten-Tags-Adventisten "Adventecho").
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