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GER muss zu einem festen Bestandteil des Bewusstseins werden
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FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date
30 Oct 2000 07:58:50
GER muss zu einem festen Bestandteil des Bewusstseins der Kirchen werden
Leitender Bischof polnischer LutheranerInnen zum Jahrestag der Gemeinsamen
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre aus polnischer Sicht
Warschau (Polen)/Genf, 30. Oktober 2000 (LWI) - Der Inhalt der
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GER) muesse zu einem
festen Bestandteil des Bewusstseins der Kirchen werden. Dies forderte
heute der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in
Polen, Bischof Jan Szarek, in einem Statement aus Anlass des ersten
Jahrestages der feierlichen Bestaetigung der GER am 31. Oktober 1999
in Augsburg, Deutschland.
Die GER duerfe nicht zu einem Dokument werden, das seinen Platz in
der Bibliothek finde, erklaerte der polnische Bischof. Vielmehr sei
es wichtig, "den ChristInnen beider Konfessionen klarzumachen, wie
das Prinzip der Rechtfertigung im taeglichen Leben anzuwenden ist,
wie es den Glauben und das Handeln eines jeden von uns beeinflusst."
Die Unterzeichnung der GER in Augsburg sei ein bedeutsamer Augenblick
in der Geschichte des lutherisch/katholischen Dialogs gewesen, auch
wenn im Rueckblick auf das vergangene Jahr erkennbar gewesen sei,
"dass ein Durchbruch nicht erzielt wurde", erklaerte Bischof Jan
Szarek. Er hoffe jedoch, so Szarek, dass das kuerzlich von der
roemisch-katholischen Kirche in der Erklaerung "Dominus Iesus"
signalisierte Streben nach Zentralismus und Ausschliesslichkeit den
Dialog "nicht behindern und das oekumenische Klima nicht negativ
beeinflussen" werde.
Mit der Unterzeichnung der GER am 31. Oktober 1999 in Augsburg
erzielten LutheranerInnen und KatholikInnen nach einem ueber
30jaehrigen Dialog ein historisches Uebereinkommen in einem
Lehrstreit, der entscheidend zur Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts
beigetragen hatte.
Beide Dialogpartner bestaetigten in der GER, dass die damaligen
Lehrverurteilungen die jeweilige Lehre der Partner, wie sie in diesem
Dokument dargestellt ist, nicht treffen. Zum ersten Mal in ihrer
Geschichte stimmte die katholische Kirche damit offiziell und
verbindlich einem Dialogergebnis zu. Das Ziel des Dialogs zwischen
den Konfessionen ist nicht die Uniformitaet, sondern eine Einheit in
bereichernder Vielfalt.
Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Stellungnahme von
Bischof Jan Szarek:
Die Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre
Ein Jahr danach aus polnischer Sicht
Statement von Bischof Jan Szarek, Leitender Bischof der
Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen
Die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre 1999 in Augsburg war ein bedeutsamer Augenblick
in der Geschichte des lutherisch/katholischen Dialogs, wenn auch im
Rueckblick auf das vergangene Jahr erkennbar ist, dass ein Durchbruch
nicht erzielt wurde. Von Anfang an galt die Arbeit am Wortlaut der
Erklaerung uebrigens nicht als Abschluss des Dialogs, sondern als
eine weitere Etappe.
Gemaess Artikel 43 des Dokuments haben beide Seiten die Pflicht, die
Gespraeche fortzusetzen, so auch die Diskussion ueber die
Rechtfertigung, und sich fuer ihre Rezeption in den Kirchen und die
Klaerung eventueller strittiger Fragen einzusetzen.
Die ChristInnen in Polen haben die Unterzeichnung der Gemeinsamen
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre freudig begruesst. Die
unmittelbare Reaktion waren Gottesdienste. Dann folgten
katholisch/lutherische Symposien. Grosse Hoffnung knuepfen wir an die
Entstehung einer gemeinsamen Kommission fuer
lutherisch/roemisch-katholischen Dialog. Ihre erste Sitzung ist fuer
November 2000 geplant.
In Kuerze erscheint eine Broschuere mit dem Wortlaut der Gemeinsamen
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre und der dazugehoerigen
Dokumentation. So wird ein noch besseres Verstaendnis der Erklaerung
und ein breiterer Leserkreis ermoeglicht.
Ich bin der Ansicht, dass es sehr wichtig ist, den ChristInnen beider
Konfessionen klarzumachen, wie das Prinzip der Rechtfertigung im
taeglichen Leben anzuwenden ist, wie es den Glauben und das Handeln
eines jeden von uns beeinflusst. Wenn naemlich die TheologInnen und
Geistlichen die Wahrheit von der Rechtfertigung in die Sprache der
Gegenwart uebertragen, vermitteln sie damit allen daran
Interessierten andere zentrale Wahrheiten der Bibel. Wenn das
gelingt, eroeffnen sich uns allen neue Gespraechsperspektiven.
Wir sollten alles tun, damit die Gemeinsame Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre nicht zu noch einem Dokument wird, das seinen
Platz in der Bibliothek findet. Sein Inhalt muss zu einem festen
Bestandteil des Bewusstseins der Kirchen werden.
Im Oktober 1999 habe ich im oekumenischen Gottesdienst in Katowice
gesagt: "Augsburg ist das Symbol fuer alles, was verbindet und was
trennt. Mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre sprechen sich die katholischen und die
lutherischen ChristInnen eindeutig fuer das aus, was verbindet. Wir
sprechen uns gemeinsam fuer ein Leben in versoehnter Vielfalt aus."
In diesem Sinne bringe ich die Hoffnung zum Ausdruck, dass das
kuerzlich von der roemisch-katholischen Kirche signalisierte Streben
nach Zentralismus und Ausschliesslichkeit den Dialog nicht behindern
und das oekumenische Klima nicht negativ beeinflussen.
Warschau, 30.10.2000
* * *
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