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ELKA-Konferenz eroertert Zyklen der Gewalt gegen Frauen und Kinder


From franki@elca.org
Date 28 Nov 2000 10:05:59

Techny, Illinois, (USA)/Genf, 28. November 2000 (LWI/ELCANEWS) - Mit
einem Aufruf an die weltweite lutherische Gemeinschaft, sich im Kampf
gegen Gewalt gegenueber Frauen und Kindern zu engagieren, endete am 22.
September die Konferenz "Das Schweigen brechen: Keine Gewalt mehr gegen
Frauen und Kinder in der Kirche." 

Die 45 Teilnehmerinnen aus aller Welt bezeichneten Gewalt gegen Frauen
und Kinder als "universelles" Problem. Die Konferenz "Das Schweigen
brechen" wurde von der Kommission fuer Frauen der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) veranstaltet und fand
vom 14. bis 22. September in Techny, Illinois, in den Vereinigten
Staaten von Amerika statt. Waehrend des Treffens hatten die Frauen
Gelegenheit, sich mit den verschiedenen Moeglichkeiten zu beschaeftigen,
um Gewalt gegen und sexuellen Missbrauch von Frauen und Maedchen
einzuschraenken.

Die Tagungsteilnehmerinnen machten deutlich, dass sie in ihren
Herkunftslaendern in vielfaeltiger Weise mit Gewalt gegen Kinder und
Frauen konfrontiert seien, obwohl sich das Thema vor den kulturellen
Kontexten sehr unterschiedlich darstelle. Mit dem Thema Gewalt gegen
Frauen und Kinder aus einer globalen Perspektive setzte sich Priscilla
Singh, Referentin fuer Frauen in Kirche und Gesellschaft (FKG) des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Abteilung fuer Mission und Entwicklung
(AME), in Genf (Schweiz) in einem Grundsatzreferat mit dem Titel "Cycles
of Violence From the Global to the Local" auseinander.

Viele Maenner und einige Frauen wuerden nur physische Gewalt als Gewalt
bezeichnen und diese nicht auf die gleiche Stufe mit psychischer Gewalt
stellen, betonte Priscilla Singh. Zur Begriffsbestimmung berief sie sich
auf einen Abschnitt der Pekinger Aktionsplattform der Vierten
Weltfrauenkonferenz, der "Gewalt gegen Frauen" als "jede gewalttaetige
Handlung, der ein geschlechtsspezifisches Problem zugrunde liegt, unter
dem Frauen voraussichtlich bzw. sicher physisch, sexuell oder psychisch
leiden, eingeschlossen die Androhung solcher Handlungen, Zwang oder
willkuerlicher Freiheitsentzug, ob im oeffentlichen oder privaten Leben"
beschreibt.

"Gewalt gegen Frauen verlaeuft nicht linear, wird also nicht einfach
schlimmer und schlimmer. Es handelt sich auch nicht um einen immer
wiederkehrenden Zyklus, von dem man heimgesucht wird. Man kann eher von
einem Tornado oder einem Wirbelsturm sprechen, der eine hohe
Geschwindigkeit entwickelt und zu einer destruktiven Kraft wird, die die
betroffene Person und die Menschen in ihrem Umfeld in seinen Sog zieht,
indem sie zerschlagen, orientierungslos, mittellos herumgewirbelt wird
und bisweilen sogar ihr Leben verliert", so Singh.

"Gewalt, die von Maennern, Frauen und Kindern erfahren und ausgeuebt
wird, fuehrt immer zur Verletzung menschlicher Beziehungen. Es gibt
physische, sexuelle, psychische oder wirtschaftliche Gewalt. Gewalt
erleiden am ehesten jene, die weniger Macht in der Gesellschaft haben,
wie u.a. Behinderte, sexuelle Minderheiten, alte Menschen, kulturelle
Minderheiten, usw.", heisst es in einer Botschaft der LWB-Kirchen, die
von den Teilnehmerinnen der Konferenz verfasst wurde. "Uns ist bewusst,
dass diese Arten der Gewalt sich nicht nur in einem Zyklus ereignen,
sondern in einem komplizierten Zusammenspiel vieler Zyklen. Die Gewalt
nimmt zu, wenn sich die verschiedenen Zyklen ueberlagern. Diese Zyklen
der Gewalt finden in der Familie und im institutionellen, religioesen,
nationalen und globalen Umfeld statt," so die Erklaerung.

In der Botschaft werden Vorschlaege erarbeitet, wie Kirchen Opfer von
Gewalt unterstuetzen und sichere Umfelder schaffen koennten, um Gewalt
entgegenzuwirken. Dazu gehoeren Massnahmen wie die Bereitstellung von
Unterkuenften, Telefonhotlines, kurzfristige finanzielle Unterstuetzung
und Beratung. Kirchliche MitarbeiterInnen und Freiwillige sollen
weiterhin dahingehend geschult werden, richtig zu reagieren, wenn ihnen
von Gewalt berichtet wird. Weiterhin sollen Frauen und Maedchen
dahingehend geschult werden, dass sie Zyklen, die zu Gewalt fuehren
koennen, wie Arbeitslosigkeit, Armut, kulturelle Erwartungen und Sucht,
erkennen und unterbrechen koennen. 

In der Botschaft heisst es weiter: "Der LWB und seine Mitgliedskirchen
sind international fuehrend in der Nothilfe bei Katastrophen weltweit.
Es ist uns moeglich, fuer die Bereitstellung der noetigen Mittel zu
sorgen, um in akuten Notlagen zu helfen, den Grundursachen zu begegnen
und langfristige Entwicklung zu foerdern. Wir rufen die lutherische
Gemeinschaft auf, ihre Kenntnisse und Ressourcen einzusetzen, um der
Katastrophe der Gewalt gegen Frauen und Kinder zu begegnen."

"Wir begruessen die Aktionen von Mitgliedskirchen, Institutionen,
Gemeinden und fuehrenden Persoenlichkeiten, die begonnen haben, diese
schwierige Aufgabe in Angriff zu nehmen. Aber im Hinblick auf den Umfang
der Gewalt muss die lutherische Gemeinschaft ihre Reaktion dadurch
verstaerken, dass sie in Partnerschaft mit anderen Organisationen
zusammenarbeitet und ausreichende Mittel sowohl fuer eine sofortige
Reaktion als auch fuer langfristige Vorbeugung bereitstellt," so die
Botschaft.

Im Rahmen der Konferenz fanden Workshops statt, die sich mit der
Reaktion der Kirchen auf sexuelle Misshandlung von und Gewalt gegen
Frauen, sexuelle Misshandlung durch Geistliche, Initiativen gegen
Kinderprostitution und Gewalt und Macht in der Sprache beschaeftigten. 

Die Konferenz fand mit finanzieller Unterstuetzung des Lutherischen
Weltbundes (LWB), der ELKA-Kommission fuer Frauen, der Frauen der ELKA
und des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) statt. 

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
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