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LWB-Generalsekretaer: Konsultation ueber den Ablass
From
FRANKI@elca.org
Date
16 Feb 2001 09:56:24
Oekumenische Konsultation ueber den Ablass in Rom, 9. - 10. Februar
2001
Stellungnahme von LWB-Generalsekretaer Dr. Ishmael Noko
Die oekumenische Konsultation trug zu einer weiteren Klaerung der
Praxis des Ablasses bei, wie diese sich durch das Mittelalter hindurch
entwickelt hat und wie sie vom Lehramt der roemisch-katholischen Kirche
und von verschiedenen Theologen bis in unsere heutige Zeit hinein
theologisch interpretiert worden ist.
Fuer roemische KatholikInnen bedeutet die Ablasspraxis, dass sie
dadurch befreit werden von Strafe fuer die nach der sakramentalen
Absolution noch verbleibende Suende.
Fuer LutheranerInnen ist diese Praxis zur Reformationszeit aus unserer
Tradition verschwunden. Der Anschlag der 95 Thesen, ein Ereignis, das
viele als den Beginn der Reformation bezeichnen, war ein Aufruf des
jungen Luther als frommem Katholiken zu einer Debatte ueber die
"Heilskraft der Ablaesse". Doch diese theologische Debatte, zu der er am
31. Oktober 1517 aufrief, hat niemals stattgefunden. Ich verstehe die
oekumenische Konsultation, die jetzt gerade stattgefunden hat, als Teil
einer Antwort auf Luthers damaligen Aufruf.
Die mit dem damaligen Missbrauch und der unklaren Bedeutung dieser
Praxis verbundenen Schwierigkeiten fuehrten Luther und andere
Reformatoren zu einer Predigt des Evangeliums und einer Verwaltung der
Sakramente, in denen der Ablass keinen Platz hatte.
Im Jahr 1998 wurden die christlichen Kirchen an die Fortfuehrung dieser
Praxis in der roemisch-katholischen Kirche erinnert, als der Ablass im
Rahmen der Vorbereitung auf das Jubilaeumsjahr 2000 besonders
hervorgehoben wurde.
In diesem Zusammenhang wurde die Ablassfrage in der oekumenischen
Bewegung zu einem Diskussionspunkt, teilweise auch deshalb, weil wir im
Laufe der letzten Jahrzehnte als Folge der bilateralen Dialoge mit der
roemisch-katholischen Kirche enger zusammengekommen sind. Die
Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre durch
den Vatikan und den Lutherischen Weltbund am 31. Oktober 1999 war ein
wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu der Einheit, zu der wir in Christus
berufen sind.
Wir sind dem Paepstlichen Rat zur Foerderung der Einheit der Christen
dankbar, dass er uns zusammen mit dem Reformierten Weltbund zu dieser
Konsultation eingeladen hat. Diese Begegnung fand in einem wahren Geist
der oekumenischen Offenheit statt.
Die damit eroeffnete Diskussion ueber den Ablass kann fuer alle
Beteiligten eine Gelegenheit sein, sich auf einige wichtige
seelsorgerliche Fragen zu konzentrieren, die ueber die Ablasspraxis
hinausgehen. Wie stehen wir einzelnen Glaeubigen in ihrem Kampf gegen
die Suende seelsorgerlich bei und wie unterstuetzen wir sie? Wie traegt
die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen gemeinsam die Last der
Auswirkungen und der Schuld begangener Suenden?
Wenn wir uns mit solchen Fragen befassen, werden wir daran erinnert,
dass wir uns als LutheranerInnen und KatholikInnen bei der
Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre dazu
verpflichtet haben, unsere Bemuehungen fortzusetzen, die Botschaft von
der Rechtfertigung "in einer fuer die Menschen unserer Zeit relevanten
Sprache auszulegen".
Fuer LutheranerInnen hat das Reden vom Ablass keinen Platz in der
Auslegung von Rechtfertigung. Doch es gibt aehnliche Fragen, z.B. im
Zusammenhang mit der Praxis der Busse, wo unsere Traditionen eine
gegenseitige Bereicherung fuer ein vertieftes Verstaendnis von
Rechtfertigung bieten koennen.
Die Frage des Ablasses ist offenkundig auch verbunden mit umfassenderen
inhaltlichen Fragestellungen in unserem Dialog mit der
roemisch-katholischen Kirche ueber das Verstaendnis der Kirche, der
Sakramente und der Autoritaet des Evangeliums.
Ich hoffe, dass die geplante Veroeffentlichung der auf dieser
Konsultation in Rom vorgetragenen Referate beitragen wird zu weiteren
fruchtbaren Gespraechen, an denen auch breitere Kreise unserer
Gemeinschaft beteiligt werden koennen.
15. Februar 2001
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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