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Kardinal Kasper: Oekumenische Frage ist ein Herzensanliegen


From FRANKI@elca.org
Date 28 Feb 2001 14:37:14

Genf, 28. Februar 2001 (LWI) - Als "Herzensanliegen" bezeichnete
Kardinal Walter Kasper die oekumenische Frage, das Streben nach der
Einheit der Kirche und der Einheit "am Tisch des Herrn". Der am 22.
Februar von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhobene
deutsche Theologe erklaerte gegenueber der Lutherischen Welt-Information
(LWI), dass die grosse Mehrheit der evangelischen und katholischen
ChristInnen im konfessionell geteilten Deutschland, dem Ursprungsland
der Reformation, die Sehnsucht habe, "dass die Einheit und die Einheit
vor allem am Tisch des Herrn moeglichst bald zustande kommt".

Er wolle "nach besten Kraeften" an der Verwirklichung dieser Sehnsucht
mitwirken, betonte Kasper am Rande einer gemeinsamen Sitzung des
Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Paepstlichen Rates zur Foerderung
der Einheit der Christen (PCPCU), die am 26. und 27. Februar im
Oekumenischen Zentrum in Genf stattfand. Als deutschem Theologen sei ihm
die oekumenische Frage von vornherein "in die Wiege gelegt", sie sei
brennend aktuell gerade mit Blick auf die vielen konfessionsgemischten
Ehen in Deutschland. 

Kasper, der als Sekretaer des Einheitsrates die katholische Delegation
leitete, erklaerte, dass gerade im lutherisch/roemisch-katholischen
Dialog Erhebliches erreicht worden sei. Mit der Gemeinsamen Erklaerung
zur Rechtfertigungslehre (GER) sei kein Dokument der ueblichen Art
entstanden, das nur die Autoritaet der Kommission fuer sich habe,
sondern eine von den Kirchen selbst rezipiertes Dokument. Dies stelle
eine ganz andere Qualitaet dar. Er habe den Eindruck, so Kasper, "dieses
Dokument ueber die Rechtfertigungslehre hat den Beziehungen zwischen
LutheranerInnen und KatholikInnen eine neue Qualitaet gegeben, sie sind
einander einfach naeher gekommen, es ist ein Stueck mehr Freundschaft
entstanden". In wesentlichen Fragen des Inhalts des Evangeliums habe man
einen differenzierten Konsens erreicht. 

Als nun anstehende Themen des lutherisch/roemisch-katholischen Dialogs
nannte Kardinal Kasper die Frage nach der Kirche und den Aemtern in der
Kirche. Dort gebe es zwar schon Vorarbeiten, aber noch keinen
Durchbruch. Man stimme ueberein, diese Fragen mit Vorrang zu behandeln.
Nach der Unterzeichnung der GER am 31. Oktober 1999 in Augsburg haetten
viele gedacht, jetzt sei dass gemeinsame Abendmahl, die gemeinsame
Eucharistie moeglich. Dass dies nicht der Fall sei, habe viele
enttaeuscht. Dies heisse jedoch nicht, so Kasper, dass nichts
Gemeinsames moeglich ist. "Wir koennen jetzt gemeinsam Zeugnis geben,
von dem was das Zentrum des Evangeliums ist. Und das ist in einer
zunehmend saekularisierten Welt wahrlich nicht wenig", betonte Kasper. 

Mit Blick auf die vatikanische Erklaerung "Dominus Iesus" erklaerte
Kasper, dass die urspruengliche Krise einigermassen ueberwunden sei. Der
Einheitsrat habe nach seiner Meinung erfolgreich versucht, die
entstandenen Missverstaendnisse zu erklaeren. Die Sprache der Erklaerung
sei zwar verschieden von der des II. Vatikanischen Konzils und auch von
der des Papstes und erwaehne nicht die bisherigen Dialoge, doch sei sie
fuer den interreligioesen Dialog bestimmt gewesen und stelle eine
Warnung vor "einem Relativismus oder einem grundsaetzlichen Pluralismus"
dar. Kasper hob hervor, dass Papst Johannes Paul II. in der Zwischenzeit
mehrfach sehr deutlich gemacht habe, "dass fuer ihn die Entscheidung des
II. Vatikanischen Konzils fuer den oekumenischen Prozess unwiderruflich
und unumkehrbar ist".

Als Ziel der versoehnten Verschiedenheit zwischen LutheranerInnen und
KatholikInnen bezeichnete Kasper die Anerkennung der verschiedenen
Traditionen. Es gehe um die Ueberwindung der unversoehnten
Unterschiedenheit. Die Widersprueche muessten ueberwunden werden. Es
koenne nicht das eine wahr sein und das Gegenteil auch, aber es koennten
sich gegenseitig ergaenzende Aussagen sein. Eine solche "versoehnte
Verschiedenheit waere nicht Armut, sondern sie waere Reichtum", betonte
Kardinal Kasper. In diesem Sinne koenne man von der versoehnten
Verschiedenheit und von der Vielfalt innerhalb der Einheit sprechen. 

*       *       *

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