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Noko ruft Mitgliedskirchen zum Kampf gegen Rassismus auf


From FRANKI@elca.org
Date 22 Mar 2001 11:38:33

LWB-Generalsekretaer Noko ruft Mitgliedskirchen zum Kampf gegen alle
Formen von Rassismus und Diskriminierung auf
Diskriminierung missachtet jedem Menschen von Gott gegebene Wuerde

Genf, 22. Maerz 2001 (LWI) -Der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat die LWB-Mitgliedskirchen
aufgerufen, sich intensiver zu ueberpruefen, ob in ihrer "Mitte
Rassismus, Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu finden
sind". Im Kampf um die Ueberwindung der Rassendiskriminierung sollten
Kirchen, Gesellschaften und Regierungen zuerst die eigenen Handlungen
und Strukturen ueberpruefen, betonte Noko in einer Erklaerung zum
Internationalen Tag fuer die Beseitigung der Rassendiskriminierung.

Noko forderte, die "in vielen verschiedenen Gesellschaften *versteckte
Apartheid', aufgrund von Abstammung, Beruf, Kaste oder Namen muss
ebenfalls angeprangert werden." Rassendiskriminierung und aehnliche
Formen der Diskriminierung kaemen unterschiedlich zum Ausdruck und
wuerden auch nur zum Teil als Diskriminierung erkannt. Jedoch haetten
alle Formen der Diskriminierung die gleichen Auswirkungen - Ausgrenzung,
Gegensaetze, Ungerechtigkeit und Leiden. Weiterhin wuerden sie alle eine
Missachtung der jedem Menschen von Gott gegebenen Wuerde darstellen, so
der LWB-Generalsekretaer.

Noko verwies in seiner Erklaerung auf die Weltkonferenz gegen
Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit
zusammenhaengende Intoleranz, die vom 31. August bis 7. September 2001
in Durban, Suedafrika, stattfindet. "Die Stimmen der Kirchen sollten bei
einer solchen Versammlung und zu solch entscheidenden sozialen Fragen zu
hoeren sein", betonte Dr. Noko.

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Erklaerung: 

Erklaerung zum Internationalen Tag fuer die Beseitigung der
Rassendiskriminierung 
Dr. Ishmael Noko, Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes
21. Maerz 2001

Es ist einer der Glaubensgrundsaetze der Mitgliedskirchen des
Lutherischen Weltbundes und aller anderen christlichen Kirchen der Welt,
dass alle Menschen als Ebenbild Gottes (imago Dei) geschaffen sind und
dass jedem Menschen eine ihm/ihr von Gott gegebene Wuerde innewohnt.
Fuer das Reich Gottes gilt: "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist
nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid
allesamt einer in Christus Jesus" (Gal 3,28). Wir sind Glieder des einen
Leibes. Dieser grundlegende Glaubensartikel laesst keinen Platz fuer
Rassismus, Rassendiskriminierung oder Fremdenfeindlichkeit. Unsere
Vielfalt ist ein Geschenk Gottes, kein Grund zur Unterdrueckung. Dieses
Verstaendnis war die Basis fuer unseren entschiedenen Widerstand gegen
den politisch institutionalisierten Rassismus in der Apartheid. Dieses
System gibt es nicht mehr, aber bedauerlicherweise ist Rassismus
weiterhin ein politischer Grundzug in vielen Laendern, der zum Teil gar
an Einfluss gewinnt. Wo immer ein Mensch aufgrund seiner Hautfarbe
abgelehnt und misshandelt wird, sind die Kirchen verpflichtet, fuer das
Ebenbild Gottes in dieser Person einzutreten, nach Gerechtigkeit zu
streben und Versoehnung zu foerdern.

Wenn schon eine den Rassismus und die Rassendiskriminierung foerdernde
Politik nach unserem Glauben verabscheuungswuerdig ist, um wie viel
verabscheuungswuerdiger ist dann der Rassismus, wenn man ihm innerhalb
der Kirche begegnet? Von keiner Gesellschaft, wie fortschrittlich sie
auch sein mag, kann gesagt werden, dass sie vom Makel des Rassismus
voellig frei ist und in den Kirchen spiegeln sich nur allzu oft die
Suenden der Gesellschaft, der sie angehoeren, in vollem Ausmass wieder.
Dies ist nicht ein aeusserliches Problem, es liegt in uns selbst. Bei
unserem Streben nach der Ueberwindung der Rassendiskriminierung sollten
wir als Kirchen wie auch als Gesellschaften und Regierungen zuerst unser
eigenes Herz, unsere eigenen Handlungen und Strukturen ueberpruefen.

Seit dem lang erflehten Ende der Apartheid zeigt es sich, wie tief
verwurzelt Rassismus und Rassendiskriminierung sind, und wie vielfaeltig
sie zutage treten. In der Einwanderungs- und Asylpolitik vieler
verschiedener Laender, in der Behandlung von WanderarbeiterInnen,
Menschenhandel (der vor allem Frauen und Kinder betrifft), im
rassistischen Unterton internationaler Wirtschaftsbeziehungen, in der
grossen Zunahme und Verbreitung von rassistischer Hetze im Internet,
wird die Rassendiskriminierung weiterhin verbreitet, ihr muss daher
entgegengetreten werden.

Gewalt ist Bestandteil des Rassismus und er stiftet an zur
Gewalttaetigkeit, dies ist ein typisches Charakteristikum fuer diese und
vergleichbare Formen der Diskriminierung. In dieser Phase der
Geschichte, in der wir die entsetzlichen Folgen der
Rassendiskriminierung - in Form von Voelkermord, ethnischer Saeuberung
und ethnischen Konflikten - erlebt haben, stehen wir vor der
Herausforderung, uns dem Rassismus als der Grundursache fuer Konflikte
und abscheuliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit entgegenzustellen.

Die in vielen verschiedenen Gesellschaften "versteckte Apartheid",
aufgrund von Abstammung, Beruf, Kaste oder Namen muss ebenfalls
angeprangert werden. Rassendiskriminierung und aehnliche Formen der
Diskriminierung kommen unterschiedlich zum Ausdruck, und sie werden nur
zum Teil auch als Diskriminierung erkannt. Alle diese Formen der
Diskriminierung haben jedoch die gleichen Auswirkungen - Ausgrenzung,
Gegensaetze, Ungerechtigkeit und Leiden - und sie alle bedeuten eine
Missachtung der jedem Menschen von Gott gegebenen Wuerde.

An diesem Internationalen Tag fuer die Beseitigung der
Rassendiskriminierung zu Beginn des 21. Jahrhunderts rufe ich alle
Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes auf, sich selbst intensiver
daraufhin zu pruefen, ob in unserer Mitte Rassismus,
Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit zu finden sind, Christi
Botschaft der Versoehnung und der Einheit all denen zu verkuenden, die
andere aufgrund ihrer Hautfarbe oder Abstammung ausgrenzen oder
Spaltungen herbeifuehren wollen, sowie diejenigen zu troesten und zu
schuetzen, die unter den Folgen dieser Diskriminierung leiden. 

In diesem Zusammenhang moechte ich die LWB-Mitgliedskirchen auf die
Weltkonferenz gegen Rassismus, Rassendiskriminierung,
Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhaengende Intoleranz aufmerksam
machen, die vom 31. August bis 7. September 2001 in Durban, Suedafrika,
stattfindet. Es ist von besonderer Bedeutung, dass eine so wichtige
internationale Zusammenkunft, die sich mit wichtigen Fragen zu
Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit
zusammenhaengender Intoleranz befasst, in Suedafrika stattfindet, wo die
Erfahrung der Befreiung von einer auf Rassismus beruhenden
Unterdrueckung noch nicht lange zurueckliegt. Die Stimmen der Kirchen
sollten bei einer solchen Versammlung und zu solch entscheidenden
sozialen Fragen zu hoeren sein. Ich hoffe und bete, dass so viele
LWB-Mitgliedskirchen wie moeglich in der Lage sein werden, an diesem
wichtigen Prozess teilzunehmen und die Gelegenheit ergreifen, die Gabe
der Vielfalt unter den Menschen zu feiern, ein christliches Zeugnis vom
Miteinander und der Versoehnung aller Menschen zu geben und ihren
Einsatz in diesem entscheidenden Kampf gegen Rassismus und aehnliche
Formen der Diskriminierung zu erneuern.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 Millionen der weltweit
knapp 64 Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
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