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Aethiopien: Stroeme auf duerres Land


From FRANKI@elca.org
Date 22 Mar 2001 13:20:19

Stroeme auf duerres Land
Bewaesserungsprojekte der lutherischen Kirchen schuetzen aethiopische
Doerfer vor Duerreperioden 

Ein Beitrag von David L. Miller

Genf, 22. Maerz 2001 (LWI) - Ahmed Ali fuegt sich nicht in das Bild,
das sich die Welt von Aethiopien macht. Auch sein Dorf Serkama nicht.
Hochgewachsen, gelassen und zuversichtlich steht er am seichten Ufer des
Serkama-Flusses und beaufsichtigt die DorfbewohnerInnen, die Gestruepp
abhacken und Schlamm aus einem Kanal baggern, dessen Wasser aus dem
Fluss stroemt.

Kinder kreischen und spielen im Wasser, waehrend ihre Eltern arbeiten.
Hier gibt es keine vom Hunger ausgemergelten Leiber - keine
aufgeblaehten Baeuche, keine eingefallenen Rippen, keine
Unterernaehrung.

Der Kanal - der 1987 im Rahmen eines Projektes der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom Fluss abgeleitet
wurde - versorgt Dutzende Zitrusplantagen, Mais-, Hirse- und
Gemuesefelder mit Leben spendendem Wasser.

Diese Felder, eigentlich grosse Gaerten, umsaeumen den Kanal, der sich
zu dem Dorf schlaengelt, in dem 950 Familien leben. Ein Steinhaufen
bildet das Bewaesserungstor, durch das der Wasserzufluss zu jedem der
Felder geoeffnet oder geschlossen werden kann.

"Hier gibt es keine Duerre", sagt Ali, Vorsitzender des
Gemeindeverbandes, der das Bewaesserungssystem ueberwacht. Und hier wird
es auch keine Duerre mehr geben. Auch wenn die Regenfaelle im Februar
und Maerz ausbleiben - wie vor drei Jahren in einem grossen Teil
Ostafrikas - wird Serkama zwei oder drei gute Ernten haben. Die
BewohnerInnen werden reichlich zu essen und auch zu verkaufen haben;
damit kommt Geld ins Dorf und zugleich werden die
Nahrungsmittelversorgung und die Preise in diesem Gebiet stabilisiert. 

Serkama wird auch wieder die Dorfbewohner in der Umgebung auffordern,
Gemuese auf dem bewaesserten Land anzubauen. "Wir laden unsere
Verwandten und NachbarInnen ein, zu kommen," sagt Ali stolz. "Kein
Problem. Kommt und baut Kartoffeln an." 

Serkama gehoert zu den etwa 130 Staudaemmen und
Flussableitungssystemen, die mit Unterstuetzung des LWB seit 1985 gebaut
wurden. Die Projekte sind eine Antwort auf die verheerende Duerre, die
zu Beginn der 80er Jahre fast eine Million Menschenleben forderte. 

Jaehrlich werden je nach den Mitteln, die mit Hilfe des LWB
bereitgestellt werden koennen, zehn oder elf Flussableitungen gebaut.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELKA) unterstuetzt das
Aethiopien-Programm des LWB mit Spenden aus ihrem "Welthunger-Appell"
und aus Mitteln ihrer Abteilung fuer Weltmission. 

Die Bewaesserungsprojekte des LWB machen etwa 10 Prozent des
bewaesserten Landes in Aethiopien aus, erklaert der Leiter des
Aethiopien-Programms des LWB, Jan Schutte. Eigentlich braucht das Land
noch viel mehr Bewaesserungssysteme. "Solange Aethiopiens Landwirtschaft
noch vom Regen abhaengig ist, ist angesichts des dort herrschenden
Klimas, der steinigen Boeden und der jaehrlich um drei Prozent
wachsenden Bevoelkerung die Nahrungsmittelversorgung nicht
sichergestellt", so Schutte. 

Der Stab des LWB ueberwacht den Bau der Flussableitungen, die
Arbeitsleistung erbringen die DorfbewohnerInnen. Die Entlohnung erfolgt
mit Nahrungsmitteln, das entspricht rund der Haelfte der 400.000
US-Dollar, die ein solches Projekt kostet. Alle Arbeiten werden von Hand
verrichtet - die DorfbewohnerInnen behauen die Felsbrocken fuer die
Ableitungsmauer, heben die Kanaele aus, mischen Beton und setzen die
Steine. 

Die Bauzeit betraegt rund ein Jahr und sichert die Bewaesserung in
einem Radius von fuenf Meilen um den Fluss. Jedes Projekt nimmt vier
Jahre in Anspruch; es beginnt mit der Mobilisierung und Entwicklung des
Gemeinwesens. Oertliche Komitees werden gebildet, Arbeitskraefte werden
angeworben und ausgebildet; damit soll sichergestellt werden, dass die
Dorfgemeinschaft das Projekt auch aufrechterhalten kann. 

Nach Fertigstellung des Bauprojektes, uebernimmt das Gemeinwesen die
gesamte Bewirtschaftung. Der LWB steht nur noch beratend zur Verfuegung.
Mit steigendem Lebensstandard in den Doerfern wenden sich die
Dorfaeltesten in der Regel mit neuen Plaenen an den LWB: sie erbitten
Rat und Hilfe fuer den Bau von Krankenstationen und fuer die
Verbesserung der Anbaumethoden, der Schulen und des Trinkwassers. 

"Eine bessere Zukunft" 

In Jilbo, einige Meilen stromaufwaerts von Serkama, besteht ein
weiteres LWB-Ableitungsprojekt, eines von vier Projekten an diesem
Fluss. Die Aeltesten von Jilbo baten den LWB um Unterstuetzung fuer ein
Mikrokredit-Programm. Daraus werden Kleinkredite finanziert, die zumeist
an Frauen vergeben werden, die ein Geschaeft eroeffnen wollen,
beispielsweise fuer den Verkauf einheimischer Handwerkserzeugnisse oder
den Aufkauf von ueberschuessigem Gemuese, Getreide, Milch, Vieh, Kaffee
und Zitrusfruechten, die auf den Maerkten anderer Doerfer angeboten
werden. 

"Was sie heute hier sehen, hat es frueher nie gegeben", sagt Fatuma
Abdala Hassen, die in einer Zitrusplantage in Jilbo unter einem Baum
sitzt und Kaffeebohnen roestet, die sie in ihrem Garten geerntet hat.
"Unsere Kinder haben es jetzt besser. Wir leben nicht mehr mit den
Tieren unter einem Dach. Die Kinder koennen in eine lichte, eine bessere
Zukunft blicken." 

(Ein Beitrag von David L. Miller, Chefredakteur der Zeitschrift "The
Lutheran", dem Magazin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika,
ELKA.)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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