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Lutherischer Bischof kritisiert zugesagte internationale Hilfe
From
franki@elca.org
Date
26 Mar 2001 11:37:12
El Salvador: Lutherischer Bischof kritisiert zugesagte internationale
Hilfe als "enttaeuschend"
Kirchen und NGOs fordern Neuausrichtung des Wiederaufbaus in El Salvador
San Salvador (El Salvador)/Genf, 26. Maerz 2001 (LWI) - Als
"enttaeuschend" hat der lutherische Bischof von El Salvador, Medardo E.
Gomez, die Anfang Maerz von der internationalen Gemeinschaft zugesagten
1,3 Milliarden US-Dollar fuer den Wiederaufbau El Salvadors bezeichnet.
Diese Summe reiche nicht, um die Not der durch die Erdbeben im Januar
und Februar Betroffenen nachhaltig zu lindern. "Es ist fast wie bei dem
Bettler, der die Kruemel zusammensuchte, die vom Tisch des Reichen
fielen", so das Urteil des Bischofs der Lutherischen Salvadorianischen
Synode gegenueber der in El Salvador erscheinenden Zeitung "Co Latino".
Der von der Interamerikanischen Entwicklungsbank organisierte Kongress
zur Zukunft Mittelamerikas am 8. und 9. Maerz in Madrid, Spanien, hatte
die von der internationalen Gemeinschaft fuer den Wiederaufbau El
Salvadors bis zum Jahr 2005 vorgesehene Hilfe auf insgesamt 1,3
Milliarden US-Dollar veranschlagt. In dieser Summe seien bereits
beschlossene Projekte mit einem Volumen von 300 Millionen Dollar
enthalten, so die Interamerikanische Entwicklungsbank in einer
Erklaerung. 700 Millionen Dollar wuerden als zinsguenstige Kredite zur
Verfuegung gestellt, weitere 300 Millionen Dollar seien Zuschuesse. Zu
den Gebern zaehlen die Europaeische Union, die USA und Japan.
Vor dem Treffen in Madrid hatte der salvadorianische Praesident
Francisco Flores die Internationale Gemeinschaft um Unterstuetzung in
Hoehe von zwei Milliarden US-Dollar gebeten. Er warnte vor der
Wiederholung der Fehler von 1999, als die Industriestaaten nach den
Verwuestungen durch den Hurrikan "Mitch" drei Milliarden US-Dollar
versprachen, spaeter aber nur ein Zehntel zusagten, von dem ein
Grossteil immer noch nicht angekommen sei.
Angesichts der grossen Not in El Salvador, die durch das Erdbeben noch
verschlimmert wurde, zeigte sich Bischof Gomez ueberrascht ueber die 110
Millionen US-Dollar, mit denen die USA in den naechsten zwei Jahren El
Salvador unterstuetzen wollen. Diese Summe stehe in einem krassen
Missverhaeltnis zu den 3 Milliarden US-Dollar, die von den USA als
"Hilfe" waehrend des Krieges gezahlt worden seien. In diesem
Zusammenhang zeigte sich der Bischof besorgt ueber die Tatsache, dass
die Mehrheit der Landarbeiter arbeitslos sei und daher auch in Zukunft
mit Hungersnoeten gerechnet werden muesse.
An dem Treffen in Madrid nahmen auch VertreterInnen des "Foro de la
Sociedad Civil para la Reconstruccion y el Desarrollo" (Forum der
Zivilgesellschaft fuer Wiederaufbau und Entwicklung) teil. Dieses Forum
besteht aus Kirchen und NGOs und ist Teil eines zentralamerikanischen
Netzwerkes, das eine nachhaltige Entwicklung in Mittelamerika anstrebt.
Das Forum hatte die Regierung El Salvadors wiederholt dafuer kritisiert,
dass sie den Wiederaufbau des Landes nach den verheerenden Erdbeben ohne
Beteiligung der Zivilgesellschaft vorbereite. Weiterhin wuerden die
Plaene der Regierung nicht den 1,4 Millionen unmittelbar Betroffenen
zugute kommen und den Aufbau einer Gesellschaft foerdern, die weiterhin
auf Ungleichheit, Ausbeutung und Ausgrenzung basiere.
Das Forum forderte in Madrid, "aus der Not eine Tugend zu machen". Da El
Salvador praktisch ohnehin am Boden liege, sollte der Aufbau unter neuen
Vorzeichen erfolgen. Der vom Erdbeben verursachte Zusammenbruch stelle
eine "einzigartige Gelegenheit" dar, um an den "Schwachstellen" El
Salvadors zu arbeiten, betonte der lutherische Pfr. Ricardo Cornejo am
7. Maerz in Madrid. "Gott ruft uns, diese Schwachstellen in Staerken
umzuwandeln, damit wir nicht die Misere wieder aufbauen, die schon vor
der Katastrophe herrschte und von den Erdbeben der Armut, der Gewalt und
der sozialen Ausgrenzung verursacht wurde."
Das Forum der Zivilgesellschaft fuer Wiederaufbau und Entwicklung
forderte in einer Erklaerung in Madrid, dass beim Wiederaufbau El
Salvadors folgende Prinzipien beruecksichtigt werden muessten: aktive
Beteiligung der Bevoelkerung, sozialer Ausgleich, Dezentralisierung und
Transparenz. Hierfuer sei eine soziale Kontrolle noetig, die auf einem
breiten nationalen Konsens beruhen muesse.
Die schweren Erdbeben in El Salvador zwischen dem 13. Januar und 17.
Februar diesen Jahres haben Schaeden von schaetzungsweise sechs
Milliarden Mark verursacht. Ueber 3.000 Menschen kamen ums Leben,
Tausende wurden verletzt. Rund 330.000 Haeuser, zahlreiche Bruecken,
Kirchen, Schulen und Gesundheitseinrichtungen wurden zerstoert. Mehr als
500.000 der insgesamt rund sechs Millionen EinwohnerInnen des Landes
wurden obdachlos.
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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