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Indischer Bischof verurteilt zunehmende Christenverfolgung


From franki@elca.org
Date 03 Apr 2001 04:59:00

Zerstoerung von Kirchen und Wohnhaeusern ist alltaeglich

Jeypur, Indien/Genf, 3. April 2001 (LWI) - "Freundliche Worte von der
Regierung", das ist das Einzige, was der indische Bischof Purno H.
Prokash von den oertlichen Behoerden nach der Zerstoerung einer
lutherischen Kirche erwarten darf. Am 27. Januar hatten vermutlich
hinduistische Fundamentalisten die kurz vor der Einweihung stehende
lutherische Kirche in Churchunda im Distrikt Nowrangapur, Region Orissa,
mit Bulldozern dem Erboden gleichgemacht.

Als offizielles Argument wurde angefuehrt, der Kirchenneubau sei
"illegal" auf staatlichem Boden errichtet worden. Prokash, Bischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche Jeypur (ELKJ), widerspricht energisch:
"Der Bau der Kirche war von der Regierung bewilligt worden." Dennoch
rechnet er nicht mit behoerdlicher Unterstuetzung. Bischof Prokash
weiss, jegliche Hoffnung auf Entschaedigung ist vergeblich.

Die Hintergruende liegen fuer Prokash in der Kastenzugehoerigkeit der
Mehrzahl seiner Kirchenmitglieder. 95 Prozent der 140.000 Mitglieder der
ELKJ sind Dalits und Angehoerige der Urbevoelkerung (Adivasi) und
gehoeren damit nach dem indischen Kastensystem zu den sogenannten
"Unberuehrbaren".

Gegenueber der Lutherischen Welt-Information (LWI) erklaerte Prokash,
dass der Vorfall in Churchunda nur ein weiteres Beispiel fuer die
zunehmende Christenverfolgung in Indien sei. ChristInnen wuerden das
tief verwurzelte Kastensystem oeffentlich kritisieren und in Frage
stellen. Hinzu kaeme, dass sie sich fuer die Armen sowie fuer die
diskriminierten Dalits und Adivasi engagierten. 

Ueber 5.000 ChristInnen protestierten am 15. Maerz oeffentlich gegen die
Zerstoerung des Kirchenneubaus in Churchunda. Die lutherische Kirche war
zum Gedenken an Asumoti Behera errichtet worden, die im Dezember 1886
als erste Christin im Gebiet Churchunda, im frueheren Distrikt Koraput,
getauft wurde.

Steigende Mitgliederzahlen trotz starker Spannungen

Die Politik der regierenden konservativen hinduistisch-nationalistischen
Partei haette zur Verschaerfung der Spannungen zwischen
fundamentalistischen Hindus und Nichthindus, einschliesslich der
christlichen Minderheit, beigetragen, so der lutherische Bischof.
Brandstiftungen an Kirchen und Wohnhaeusern, Vergewaltigung von Frauen,
wahlloses Toeten und verschiedenste Formen von Einschuechterung seien an
der Tagesordnung.

"Wir sind immer bedroht. Christlichen Dalits wird der Zugang zu Bildung,
Arbeitsplaetzen und Bankkrediten sowie zu vielen anderen Rechten
verwehrt", kritisierte Prokash. Besonders fuer die Jugendlichen sei
diese Situation "sehr frustrierend".

Dennoch verzeichne das Christentum in Indien ein deutliches Wachstum, so
Prokash. Innerhalb vor nur fuenf Jahren habe die ELKJ in der Provinz
Andhra Pradesh 80 Gemeinden gegruendet. Nach offiziellen Angaben
gehoeren inzwischen rund 2,4 Prozent der nahezu 980 Millionen InderInnen
einer christlichen Konfession an. Bischof Prokash geht sogar davon aus,
dass der tatsaechliche Anteil an der Bevoelkerung noch hoeher liegt. Die
Behoerden fuehlten sich durch den Anstieg der Mitgliederzahlen gerade
unter den Dalits sehr verunsichert.

Gesetz zur Religionsfreiheit behindert "Bekehrung zum Christentum"

Der Anstieg der Mitgliederzahlen duerfe allerdings nicht darueber
hinwegtaeuschen, so der lutherische Bischof, dass es gerade fuer Dalits
nicht leicht sei, zum Christentum ueberzutreten. Seit 1999 regele in
Orissa ein Gesetz zur Religionsfreiheit offiziell die "Bekehrung zum
Christentum". Der komplizierte Prozess schreibe vor, dass jede Person
eine eidesstattliche Erklaerung abgeben muesse. Diese werde von der
Distriktverwaltung ueberprueft, die dann die Polizei einschalte, um zu
klaeren, ob Bestechungsgelder fuer den beantragten Uebertritt zum
Christentum gezahlt worden seien. In der Zwischenzeit, waehrend die
Ueberpruefung noch laufe, erklaerte Bischof Prokash, wuerden diese
Personen von Fundamentalisten schikaniert.

Angesichts der unsicheren Rechtsposition der Dalits lehnt Prokash diese
gesetzlichen Regelungen ab. Als Dalits duerften sie eigentlich solche
Behoerden nicht einmal betreten. "Die polizeiliche Untersuchung macht
die Einschuechterung der christlichen Dalits nur noch schlimmer",
betonte er.

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