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Angola: Rund 100.000 Menschen auf der Flucht


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 11 May 2001 15:39:15 -0500

Title:Angola: Rund 100.000 Menschen auf der Flucht 
LWB-Beauftragter: Sicherheit ist instabiler als erwartet

Luanda (Angola)/Genf, 11. Mai 2001 (LWI) - In Angola sind nach einem
Angriff von bewaffneten Rebellen auf die Stadt Caxito rund 100.000
Menschen auf der Flucht. Wie der Angola-Beauftragte der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB), Carl von Seth,
berichtete, werde befuerchtet, dass circa 200 Binnenfluechtlinge bei dem
Angriff ums Leben kamen, der vermutlich von Angehoerigen der UNITA
(Nationalunion fuer die voellige Unabhaengigkeit Angolas) veruebt wurde.

Caxito, die Hauptstadt der Provinz Bengo rund 50 km nordoestlich von
Luanda, soll nach Berichten von schaetzungsweise 300 Bewaffneten in der
Nacht zum 5. Mai angegriffen worden sein. Aus mehreren Quellen habe er
erfahren, so von Seth, dass die Rebellen das Feuer eroeffneten, als in
der Stadt Panik ausbrach. Nach dem Angriff haetten sich die Rebellen
zurueckgezogen, Caxito und die umliegenden Doerfer seien allerdings
nahezu menschenleer gewesen. 

Nachrichtenagenturen meldeten, dass bei diesem Angriff auch 60 Kinder
und ein Lehrer aus einem Kinderdorf bei Caxito entfuehrt worden seien.
Von den Waisenkindern im Alter von zehn und 18 Jahren fehle jede Spur.
Die Kinder hatten in einem von der Hilfsorganisation ADPP (Development
Aid from People to People) gefuehrten Schule fuer Kriegswaisen gelebt.
Waehrend des Angriffs sollen auch zwei Lehrkraefte der Schule ums Leben
gekommen sein. "Dies ist ein besonders schreckliches Merkmal der
UNITA-Kriegsfuehrung", so der LWB-Beauftragte. Es wird befuerchtet, dass
die Kinder von den bewaffneten Gruppen als Lastentraeger eingesetzt
werden. Aeltere Kinder wuerden haeufig zur Prostitution oder zu
militaerischen Einsaetzen gezwungen. 

Nach Berichten wurde weiterhin ein Arzt der italienischen
Hilfsorganisation COSV getoetet, als er zu fliehen versuchte. Die
Deutsche Welthungerhilfe, die umfangreiche Landwirtschaftsprojekte in
Caxito unterstuetzt, wurde von dem Angriff der Rebellen nicht
unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. Zwar sei ein Teil der Stadt
niedergebrannt worden, doch blieben einige Lagerhaeuser mit grossen
Lebensmittelvorraeten von Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen
unversehrt, so Carl von Seth. 

Nach UN-Angaben seien ueber 100.000 Menschen aus der Region geflohen,
so der LWB/AWD Mitarbeiter. Der Fluechtlingstreck in die Hauptstadt
Luanda sei bis zu 35 km lang gewesen. Die Mehrzahl sei bei Verwandten
oder Bekannten in Luanda untergekommen, nur rund 3.000 Menschen wuerden
die Naechte auf den Strassen verbringen, berichtete von Seth. Es habe
den Anschein, dass die Mehrheit der Binnenfluechtlinge nach Caxito
zurueckkehren wolle, doch eine weiterer Angriff der Rebellen am 9. Mai
habe dies verhindert.

Dieser Angriff zeige, so von Seth, "dass die Sicherheit auch in der
engeren Umgebung von Luanda instabiler ist als erwartet". Man gehe davon
aus, dass der Grund fuer den naechtlichen Angriff am 5. Mai ein
politischer gewesen sei. Ein Besuch des UN-Sonderbeauftragten fuer
Afrika, Ibrahim Gambari, sei fuer den folgenden Tag geplant und
allgemein bekannt gewesen. Es sei eine grausame Art, so von Seth, mit
der UNITA-Rebellenchef Jonas Savimbi darauf aufmerksam zu machen
versuche, dass er an jeglichen Friedensgespraechen zu beteiligen sei. 

Eine kurzfristig einberufene Kommission zur Bewertung der Situation
bestehend aus LWB, OCHA (UN-Buero fuer die Koordination Humanitaerer
Angelegenheiten), WFP (UN-Welternaehrungsprogramm), UNHCR
(UN-Fluechtlingswerk), Aerzte ohne Grenzen und der britischen
Hilfsorganisation Oxfam kam zu der Einschaetzung, dass eine
Ueberpruefung der Sicherheit in dieser Region dringend noetig sei. Dies
gelte vor allem hinsichtlich der Rueckkehr der Binnenvertriebenen nach
Caxito.

Der LWB uebernimmt in Zusammenarbeit mit OCHA und ECHO (Buero fuer
humanitaere Angelegenheiten der EU) die Versorgung der
Binnenfluechtlinge mit Hilfsguetern mit Ausnahme von Lebensmitteln. Es
wuerden Decken und Kuechengeraete verteilt, so von Seth.

Das LWB/AWD-Programm hat die Wiederansiedlung von mehr als 20.000
Binnenfluechtlingen in laendlichen Gebieten gefoerdert. Das Programm in
Angola leistet seit 1987 vor allem Unterstuetzung fuer Nothilfe,
Rehabilitation und Entwicklung und arbeitet mit Partnern und
Gemeinschaften in ausgewaehlten Gebieten zusammen. 

Der Buergerkrieg im suedwestafrikanischen Angola hat seit Erreichen der
Unabhaengigkeit von Portugal 1975 verheerende Schaeden und menschliches
Leid zur Folge. Trotz des Friedensabkommens zwischen Regierung und UNITA
kommt es seit 1998 wiederholt zu schweren Kaempfen. Nach UN-Angaben sind
rund 1,7 Millionen Menschen auf der Flucht, Hunderttausende kamen in den
letzten 25 Jahren ums Leben. 

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 Millionen der weltweit
knapp 64 Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
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oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
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