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Evangelischer Kirchentag verzichtet auf umstrittene Abendmahlsliturgie


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Sun, 27 May 2001 20:41:34 -0500

Kirchentag ist und bleibt ein Ort der Freiheit zum Experiment

Fulda (Deutschland)/Genf, 27. Mai 2001 (LWI/epd) - Drei Wochen vor dem
Deutschen Evangelischen Kirchentag in Frankfurt a.M., Deutschland,
verzichtet dessen Leitung auf eine umstrittene neue Abendmahls-Liturgie
und kehrt zur bisher praktizierten Form zurueck. Am ebenfalls
kritisierten Saettigungsmahl solle aber festgehalten werden, teilte das
Buero des Kirchentags am 24. Mai in Fulda mit. Das so genannte
Feierabendmahl soll am 15. Juni in mehr als 120 Gemeinden in Frankfurt
gefeiert werden. Dazu werden auch KatholikInnen eingeladen.

Der theologische Konflikt hatte sich an einem Liturgievorschlag
entzuendet, nach dem die Vorstellung, Christi Fleisch zu essen und sein
Blut zu trinken, "endgueltig" ueberwunden werden sollte. In dem
Liturgievorschlag des Kirchentags zum Feierabendmahl heisst es: "Wir
lassen die Vorstellung, Fleisch zu essen und Blut zu trinken, endgueltig
hinter uns." Statt der traditionellen Einsetzungsworte "Das ist mein
Leib" und "Das ist mein Blut", sollte es heissen: "Mein Leben fuer
Euch". Dieser Entwurf hatte sowohl bei der katholischen Kirche als auch
bei theologisch konservativen ProtestantInnen zu massiver Kritik
gefuehrt. 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Manfred Kock, bezeichnete die Worte als "verunglueckt". Er bedauere,
dass der Kirchentag die katholische Seite irritiert habe, so Kock. Auch
die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hatte den Gemeinden
empfohlen, bei den Einsetzungsworten vom Vorschlag des Kirchentags
abzuweichen und die allgemein ueblichen Worte zu verwenden.

Zuvor hatte der fuer Frankfurt zustaendige katholische Bischof Franz
Kamphaus seine Dioezese aufgefordert, nicht an dem Feierabendmahl
teilzunehmen. Das Mahl, bei dem nicht nur Brot und Wein, sondern auch
Obst und Kaese gereicht wuerden, widerspreche dem "katholischen
Verstaendnis von Eucharistie".

Verantwortliche des Kirchentages, darunter Kirchentagspraesident Martin
Dolde und Generalsekretaerin Friederike Woldt, hatten sich bei einer
Sitzung am 23. Mai in Frankfurt a.M. von dem strittigen Text distanziert
und erklaert, sie koennten diese Aussage nicht mittragen. Sie aeusserten
ihr Bedauern, "dass diese Formulierung Verletzungen hervorgerufen hat".
Sie unterstrichen aber, dass der Kirchentag ein Ort der Freiheit zum
Experiment sei und bleibe.

Im Vorfeld der Entscheidung der Kirchentagsleitung hatte der
braunschweigische Landesbischof und Praesident des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Dr. Christian Krause, den Kirchentag kritisiert, er
wuerde sich in die Abhaengigkeit von Kirchenleitungen begeben. Krause,
von 1985 bis 1994 Generalsekretaer des Deutschen Evangelischen
Kirchentages mit Sitz in Fulda, betonte, die Annaeherung der
Kirchentagsbewegung an die verfasste Kirche sei "ein gravierender
Fehler". Er entspreche nicht mehr dem urspruenglichen Verstaendnis des
Kirchentages als freie Bewegung. Jetzt entschieden kirchliche
Hierarchien ueber die Abendmahlsfeier.

Beim zweiten Streitpunkt, dem vorgeschlagenen Saettigungsmahl als Teil
der Feierabendmahls-Liturgie, wurde die Kritik zurueckgewiesen. Die
Verbindung von Saettigungsmahl und Sakrament gehe auf biblische Quellen
zurueck und sei in der juengsten Kirchentagstradition wieder lebendig
geworden. Das so genannte Agape- oder Liebesmahl mit Weintrauben und
Brot ist im Gegensatz zum Feierabendmahl kein gueltiges evangelisches
Abendmahl und damit offen auch fuer KatholikInnen, denen die Teilnahme
an einem evangelischen Abendmahl in der Regel nicht erlaubt ist.

Der Kirchentag findet vom 13. bis 17. Juni in Frankfurt a.M. statt und
steht unter dem Motto: "Du stellst meine Fuesse auf weiten Raum".
Insgesamt sind rund 2.000 Veranstaltungen geplant, die sich in drei
Themenbereiche gliedern: "In Vielfalt glauben", "In Wuerde leben" und
"In Freiheit bestehen". Der Kirchentag rechnet mit rund 100.000
DauerteilnehmerInnen. Bereits jetzt haetten sich mehr als 70.000
angemeldet, so die OrganisatorInnen. (539 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Informationen des epd- Evangelischer
Pressedienst.)

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