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Das Land, in dem wir leben, muessen wir teilen
From
"Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date
Sun, 17 Jun 2001 08:40:17 -0500
Gewalt kann den Konflikt in Israel/Palaestina nicht grundlegend beenden
LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 14
Genf, 16. Juni 2001 (LWI) - "Ich appelliere an beide, an
PalaestinenserInnen und an Israelis, zu verstehen, dass Gewalt diesen
Konflikt nicht grundlegend beenden kann. Dies ist die Art von Krieg, die
keiner gewinnen kann. Entweder werden beide Voelker befreit oder
keines." So formulierte Dalia Landau in einem Artikel in der Jerusalem
Post ihre Sicht des gegenwaertigen Konflikts zwischen Israelis und
PalaestinenserInnen.
Dalia Landau hat Konsequenzen gezogen aus diesem Konflikt. Sie fuehrt
zusammen mit ihrem Mann das Open House in Ramle, Israel, eine
Begegnungsstaette fuer PalaestinenserInnen und Israelis. Dieses von ihr
so genannte "Offene Haus" hat fuer Dalia eine besondere Bedeutung. Mit
elf Monaten kam sie im Jahr 1948 nach Ramle. Mit 5.000 anderen
Juden/Juedinnen war ihre Familie aus Bulgarien nach dem Zweiten
Weltkrieg nach Ramle emigriert. Der Staat entschied damals, die vielen
juedischen Neuankoemmlinge in leerstehenden arabischen Haeusern und
Wohnungen unterzubringen, die als Folge des Krieges von der israelischen
Regierung konfisziert worden waren.
Dalias Familie kam in ein solches ehemals arabisches Haus in Ramle und
ihr Vater erwarb spaeter das Haus vom Staat. Eines Tages im Juli 1967,
Dalia war gerade in den Semesterferien zu Hause, erschienen drei
arabische Maenner an der Haustuer und einer von ihnen stellte sich als
Bashir AlKhayri vor. Er sei im Alter von sechs Jahren aus diesem, seinem
Elternhaus, im Juli 1948 vertrieben worden, erklaerte er Dalia. Zwischen
beiden entstand aufgrund dieser ersten Begegnung eine tiefe, wenn auch
nicht unproblematische Freundschaft. Beide, der Palaestinenser und die
Israeli, waren politisch soweit voneinander entfernt, dass sie kaum die
Position des anderen verstehen konnten.
Durch die gegenseitige Information, durch das Kennenlernen der jeweils
anderen Kultur, Historie und Religion wuchs das Verstaendnis fuer den
anderen und ebenso das Unverstaendnis fuer viele Positionen und
Handlungsweisen des eigenen Volkes.
Im Jahre 1991 wurde Dalias und Bashirs Haus einer neuen Bedeutung
zugefuehrt. Arabische Grundschueler zogen in das Open House ein, die
Betreuung erhielten. Spaeter kamen palaestinensische ChristInnen und
Muslime dazu. Heute ist es ein anerkanntes Zentrum der Begegnung
zwischen Israelis und PalaestinenserInnen.
Dalia spricht viel von Friedensbemuehungen. Das englische Peace-building
kann es noch genauer ausdruecken: Sie will mitbauen an einer neuen
Gesellschaft. "Wenn wir nicht das Land, das wir haben und in dem wir
leben, miteinander teilen, dann ist alles umsonst", so ihr Resuemee.
Dass Israelis nicht ueber Palaestinas Geschichte, Kultur und Religionen
informiert sind, findet sie ganz besonders schlimm. Wer den Frieden
vorbereiten wolle, so Dalia Landau, muesse zuerst dafuer sorgen, dass
sich nicht beide Seiten als Opfer sehen. "Wir brauchen keine Nothilfe,
sondern Friedenshilfe". Nur wenn man von der pauschalen Verurteilung des
Gegners Abstand nehmen koenne, wende sich etwas zum Guten.
Fast akribisch sammelt Dalia Erzaehlungen und Berichte von
Vorverurteilungen, von Pauschalisierung und widerlegt geduldig alle
oberflaechlichen Vorwuerfe. Fuer die Zukunft setzt sie ganz auf
Bildungsarbeit. Nur wer den anderen, den Fremden, den Gegner, den
Nachbarn verstehen lernt, nur wer seine "story" begreift, der aendert
etwas, so ihre Ueberzeugung.
Deshalb hat sie fuer sich selbst, abr auch fuer die Zielsetzung ihres
Open House ein Drei-Punkte-Programm aufgestellt:
1. Verstaendnis: "Wir muessen anfangen, die anderen zu verstehen. Wir
muessen eigene Grenzen ueberschreiten und anfangen, Bruecken zu bauen.
Wir muessen versuchen, uns selbst aus der Sicht des anderen zu sehen.
Wer die Braeuche, die Kultur und die Lieder des anderen kennt, behandelt
ihn anders als vorher."
2. Entschuldigung: "Wir alle sind schuldig, keiner ist ohne Schuld. Wir
muessen uns entschuldigen fuer 1948, was da geschehen ist, und wir
muessen uns fuer viele andere grausame Dinge, die geschehen sind, auch
entschuldigen. Und zwar auf allen Ebenen, auf der persoenlichen bis zur
politischen."
3. Neuanfang: "Langfristig werden wir zusammen leben koennen. Trotz
aller Unterschiede und trotz aller geschichtlicher Vorkommnisse.
Langfristig wird der Hass dem Verstaendnis weichen. Langfristig werden
wir einander ertragen. Nichts vergessen, was war, aber vergeben."
Und dann sagt die Mutter und Friedensarbeiterin noch den Satz, der ihr
wie ein Traum, wie ihr Traum vorkommt: "Dieses Heilige Land werden wir
mit ganz unterschiedlichen Farben fuellen und so zum bluehenden Leben in
Frieden und Gerechtigkeit fuehren." (679 Woerter)
(Ein Beitrag von Klaus Rieth, Brot fuer die Welt.)
Dalia Landau ist Podiumsteilnehmerin eines Seminars zum Thema:
"Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten", das am Sonntag, 17. Juni
2001, 12:30 Uhr, im Rahmen der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes
(LWB) im Konferenzsaal des Oekumenischen Zentrums in Genf, Schweiz,
stattfindet. Eine Reihe von RednerInnen wird die rechtlichen,
humanitaeren und menschlichen Konsequenzen des gegenwaertigen Konflikts
in Israel/Palaestina beleuchten und Perspektiven fuer konkrete
Massnahmen seitens der Kirche darlegen.
Die LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni 2001 in Genf steht unter dem
Thema: "Die Kirche - berufen zum Dienst der Versoehnung", einem
Vorschlag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ). Der
Rat des LWB hatte auf seiner Tagung imJuni 2000 im finnischen Turku
entschieden, die Ratstagung in diesem Jahr auf Einladung der ELKJ in
Jerusalem abzuhalten, verlegte den Tagungsort jedoch aufgrund des
tragischen Konflikts im Nahen Osten von Israel/Palaestina in die
Schweiz.
An der LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni in Genf nehmen 96
VertreterInnen der 131 LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77
MitarbeiterInnen des LWB, DolmetscherInnen, Stewards,
PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der jaehrlich tagende LWB-Rat ist
das hoechste Gremium zwischen den in der Regel alle sechs Jahre
stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er besteht aus einem
Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und wird von der
Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst zur Zeit
insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund 60,2
Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen.
Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Kommunikationsbuero
ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 der weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenls mit Quellenangabe abgedruckt
werden.
***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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Tel.: +41-22-791-6353
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