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Gewalt bei den Wurzeln packen und nicht nur diskutieren
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Wed, 27 Jun 2001 16:31:05 -0500
Jugendliche fordern Kirchen zu konkreten Massnahmen auf
Genf, 27. Juni 2001 (LWI) - Die TeilnehmerInnen eines Jugendworkshops
im Vorfeld der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) Mitte Juni
in Genf haben die lutherischen Kirchen aufgefordert, angesichts der
realen und allgegenwaertigen Formen von Gewalt ueber das Fuehren von
Grundsatzdebatten und Diskussionen hinauszukommen. "Wenn wir auch
kuenftig die Kernfragen der Gewalt ausklammern oder nur darueber reden,
werden wir unsere Glaubwuerdigkeit als christliche Gemeinschaft, die
sich auf die befreiende und liebende Botschaft des Evangeliums gruendet,
verlieren", so die 17 TeilnehmerInnen des Jugendworkshops in einer
Erklaerung.
An dem Jugendworkshop zum Thema "Lasst uns Frieden suchen und ihm
nachjagen", der vom 9. bis 11. Juni im Vorfeld der LWB-Ratstagung in
Genf stattfand, nahmen 17 VertreterInnen aus Mitgliedskirchen der
lutherischen Gemeinschaft und oekumenische Gaeste aus Angola,
Argentinien, Daenemark, Frankreich, Grossbritannien, Kenia, Palaestina,
Polen, der Schweiz, Suedafrika, den USA und der Zentralafrikanischen
Republik teil.
Auf dem Tagungsprogramm stand auch eine interaktive Praesentation von
Fr. Kwame Labi, einem orthodoxen Priester aus Ghana, der zur Zeit beim
Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) in Genf taetig ist. "Wir teilten
miteinander unsere Erfahrungen mit Gewalt und Heilung, aber auch unsere
Enttaeuschungen und unsere Sorgen; dabei stellten wir fest, dass sich
die Geschichten der TeilnehmerInnen je nach ihrem jeweiligen Umfeld
voneinander unterschieden. Und immer wieder kam der verheerende Zyklus
der Gewalt mit seinen Wurzeln und Erscheinungsformen zum Vorschein", so
die Jugendlichen in ihrer Abschlusserklaerung.
Gewalt sei zwar kein neues Phaenomen, habe jedoch im letzten Jahrzehnt
quantitativ und qualitativ zugenommen. Als Beispiele wurden benannt: ein
palaestinensisches Kind, das getoetet wurde, nachdem es Steine auf einen
israelischen Panzer geworfen hatte; Menschen in Staedten wie Paris und
Warschau, die in ihrer Verzweiflung zu Kriminellen werden, weil sie
keine Chancen sehen und keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben;
Frauen in den Nordprovinzen von Suedafrika, die physischer und
psychischer Gewalt ausgesetzt sind.
In ihrer Abschlusserklaerung forderten die TeilnehmerInnen des
Jugendworkshops, Gewalt beim Namen zu nennen und eindeutige Definitionen
zu formulieren. Sie seien der Ueberzeugung, so die Jugendlichen, "dass
ein umfassender Arbeitsbegriff fuer Gewalt erarbeitet werden muss und
Strategien erforderlich sind, wenn dem Phaenomen der Gewalt
entgegengetreten werden soll. Dieser Jugendworkshop hat uns dabei
geholfen, wenn wir nach Hause zurueckkehren, mit mehr Zuversicht gegen
Gewalt einzuschreiten."
Weiterhin sei fuer bessere Bildungschancen und eine umfassendere
Netzwerkarbeit zu sorgen. Es muessten "Programme und Partnerschaften
unterstuetzt und geschaffen werden, die Raum bieten, um voneinander zu
lernen, wie wir der Gewalt in unserem eigenen Umfeld begegnen koennen."
Der auf der LWB-Ratstagung diskutierte Entwurf "Kirchen sagen *Nein' zur
Gewalt gegen Frauen" sei ein geeigneter Schritt, der die
Mitgliedskirchen zu einem umfassenderen Engagement in dieser Frage
befaehigen koenne. Die Jugendlichen warfen die Frage auf, wie es um
Gewalt gegen Jugendliche und Kinder stehe.
"Gewalt kann nicht wirksam bekaempft und ueberwunden werden, wenn wir
sie nicht an der Wurzel packen. Statt theoretisch ueber Gewalt zu reden,
muessen wir uns mit den konkreten, realen Problemen beschaeftigen und
dabei in unserem eigenen Umfeld, bei uns selbst und im Alltag unserer
Kirche, anfangen", so die Jugendlichen in ihrer Abschlusserklaerung.
Da Gewalt auch heute noch eine Realitaet sei, muessten die Ursachen der
Gewalt "ins Visier" genommen werden. Gewalt sei dabei nicht nur, was auf
dem Bildschirm zu oder im Radio zu hoeren sei. Gewalt "geschieht in
unserer Nachbarschaft, in unseren Familien und manchmal sogar in unseren
Kirchen". Grundsatzdebatten seien wichtig, damit die Kirche ihre Rolle
in der Mitschoepfung erkennen und ihre anwaltschaftliche Aufgabe fuer
eine christliche Gemeinschaft wahrnehmen koenne, doch duerfe das
Engagement sich nicht in Diskussionen erschoepfen.
"Oeffnet unsere Kirchen", so eine der Forderungen der Jugendlichen.
"Viele junge Menschen haben heute das Gefuehl, dass wir Kirchen unsere
Tueren allzu fest verschliessen. Fuer uns wuerde das bedeuten, dass wir
die Kirche zu den Menschen bringen, dass wir uns daran machen, Bruecken
zu ihnen zu schlagen, wenn sie Probleme mit der Kirche haben oder Gewalt
sie von ihr trennt."
Die Jugendlichen forderten die Kirchen auf, Katalysatoren fuer
Friedensbewegungen und Vermittler zwischen Konflikten zu werden. "Ein
konkretes Beispiel koennte sein, junge Menschen als aktive und sehr
praesente Glieder der lutherischen Kirchen in aller Welt in
Friedensprozesse einzubinden, in denen sie beispielsweise als Vermittler
taetig werden koennten".
"Wahrer Friede faengt bei uns an und muss in der Gemeinschaft mit
anderen gefeiert werden." Dies bedeute, zu tun, was man sagt, und nicht
nur zu sagen, was getan werden muesse. (725 Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der weltweit
knapp 64 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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