From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Hoffnung fuer Kolumbien


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Sat, 13 Oct 2001 20:02:24 -0500

Dialog und politische Verhandlungen sollen zur Konfliktloesung beitragen
Forum fuer oekumenische Zusammenarbeit lehnt "Plan Colombia" ab

Genf, 13. Oktober 2001 (LWI/ALC) - Das Forum fuer oekumenische
Zusammenarbeit mit Kolumbien hat sich gegen den sogenannten "Plan
Colombia" ausgesprochen, mit dem die USA und die kolumbianische
Regierung gegen den Drogenhandel vorgehen wollen. Im Rahmen des
Forums fuer oekumenische Zusammenarbeit mit Kolumbien trafen auf
Einladung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und des Oekumenischen
Rates der Kirchen (OeRK) Delegierte der kolumbianischen Kirchen und
kolumbianischen Zivilgesellschaft mit VertreterInnen des LWB, OeRK
sowie europaeischer Organisationen fuer Zusammenarbeit Ende
September im Oekumenischen Zentrum in Genf zusammen.

Gegenstand der Beratungen war der Austausch ueber die gegenwaertige
Situation in Kolumbien sowie die Rolle der Kirchen. Die
TeilnehmerInnen verstaendigten sich auf Aktionen, die den
Friedensprozess in Kolumbien vorantreiben sollen. Ein weiteres Ziel
des Treffens war, die internationale Unterstuetzung fuer den
Friedensprozess in Kolumbien, an dem die Kirchen mitwirken, zu
staerken.

Der "Plan Colombia" trage zur Verschaerfung des bewaffneten
Konflikts in Kolumbien bei, betonten die TeilnehmerInnen des Forums
in einer Abschlusserklaerung. Die Zahl der Vertriebenen werde sich
erhoehen und die Menschenrechtssituation verschlechtere sich.
Weiterhin wird durch die von der Bush-Regierung forcierte
"Anden-Initiative" eine Ausweitung des Konflikts in der gesamten
Region befuerchtet. Umweltschaeden in Folgen des Einsatzes von
Schaedlingsbekaempfungsmitteln seien ebenso zu erwarten.

Mit dem "Plan Colombia" sollen die illegale Kokainproduktion in
Kolumbien, der Drogenschmuggel sowie der Guerillakrieg bekaempft
werden. Kolumbien produziert nach offiziellen Angaben ueber drei
Viertel des weltweit konsumierten Kokains. Der "Plan Colombia", der
mit rund 1,3 Milliarden US-Dollar massgeblich von den USA
unterstuetzt wird, reicht von militaerischen Massnahmen, der
Vernichtung von Anbauflaechen durch massive Spruehaktionen bis zur
Ersetzung des Anbaus von Koka und Mohn durch legale Kulturen.

Das Forum fuer oekumenische Zusammenarbeit mit Kolumbien verwies in
seiner Erklaerung auf die Ablehnung des "Plan Colombia" durch das
Europa-Parlament. Die Europaeische Union lehnt die starke
militaerische Ausrichtung des "Plan Colombia" ab, da ein besonders
hohes Gewicht auf die Bekaempfung des Drogenanbaus und Drogenhandels
durch repressive Gewalt gelegt werde. Die EU sagte jedoch politische
und wirtschaftliche Unterstuetzung zu. So sollen
Nichtregierungsorganisationen und soziale Projekte mit rund 100
Millionen US-Dollar unterstuetzt werden. Die Kritik richtet sich
besonders gegen die unzureichende Beteiligung der Zivilgesellschaft
und die Drogenbekaempfung durch umweltschaedliche Bespruehungen.

Die Erklaerung des Forums hebt besonders die starke Hoffnung der
kolumbianischen Delegation und ihre Ueberzeugung hervor, dass der
gewaltsame Konflikt innerhalb der kolumbianischen Gesellschaft durch
Dialog und politische Verhandlungen beigelegt werden koenne. Diese
Hoffnung basiert auf der Ueberzeugung, dass nicht der Drogenhandel
die Wurzel des Konfliktes ist, wie haeufig behauptet, sondern die
herrschende soziale Ungerechtigkeit, die sich in der Konzentration
wirtschaftlicher und politischer Macht manifestiert.

Die Erklaerung weist zugleich darauf hin, dass ein wesentlicher
Grund fuer die Konflikte in Kolumbien bei den kolumbianischen
Institutionen sowie ihren Gesetzen und sozialen Praktiken zu suchen
sei. Die Pfeiler der kolumbianischen Gesellschaft beruhten
massgeblich auf Ausgrenzung, Straffreiheit fuer VerbrecherInnen und
tiefgreifende Ungleichheit. Diese Missstaende muessten veraendert
werden, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen.

Das Forum fuer oekumenische Zusammenarbeit mit Kolumbien beschloss
auf seiner Tagung in Genf, den Friedensprozess dahingehend zu
foerdern, dass in der Andenregion ein oekumenisches Forum geschaffen
wird, das die Moeglichkeit eroeffnet, Probleme zu diskutieren, die
der "Plan Colombia" und die "Anden-Initiative" aufwerfen. Ausserdem
sollen durch internationale oekumenische Praesenz in Kolumbien die
Initiativen der Kirchen und der Zivilgesellschaft geschuetzt und
verstaerkt werden. Delegationen sollen die Geschwisterlichkeit
zwischen den Ortsgemeinden zum Ausdruck bringen und die
kolumbianische Situation in ihren jeweiligen Kirchen bekannt machen.
Neben der Sorge um die Vertriebenen sollen die Kirchen ueber die
Menschenrechte und ueber Konfliktloesungen aufklaeren und die
Kommunikation verbessern.

Im Rahmen der oekumenischen Zusammenarbeit wird die Mitwirkung des
Lateinamerikanischen Kirchenrates (CLAI) und anderer Kirchenraete
empfohlen. Zur Weiterarbeit an diesem Thema wurde eine vierkoepfige
Gruppe gebildet, die konkrete Vorschlaege zur Umsetzung der
Empfehlungen ausarbeiten soll. In sechs Monaten soll ausgewertet
werden, inwieweit die Empfehlungen des Forums umgesetzt werden
konnten. Gegebenenfalls soll in einem Jahr ein weiteres Treffen
stattfinden. (645 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf einem Bericht von ALC
 - Agencia Latinoamericana y Caribena de Comunicacion
 - Lateinamerikanisch-Karibische Nachrichten-Agentur.)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen
(OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB
handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.:	+41-22-791-6353
Fax:	+41-22-791-6630
http://www.lutheranworld.org/News/Articles/DE/LWI


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home