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Kardinal Kasper distanziert sich "Dominus Iesus"


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 30 Oct 2001 11:27:00 -0600

Kardinal Kasper distanziert sich vorsichtig von Erklaerung "Dominus
Iesus"
Auch reformatorische Kirchen sind Kirchen, wenn auch anderen Typs

Bern (Schweiz)/Genf, 30. Oktober (LWI/epd) - Der roemische Kardinal
Walter Kasper hat sich von Aussagen der bei ProtestantInnen
umstrittenen Vatikan-Erklaerung "Dominus Iesus" distanziert. Auch die
reformatorischen Kirchen seien Kirchen, wenn auch eines anderen Typs,
sagte der Praesident des Paepstlichen Rates zur Foerderung der
Einheit der Christen (PCPCU) am Montag, 29. Oktober, in Bern. Es
muesse aber klar sein, dass die evangelischen Kirchen ein
Verstaendnis von sich selbst haetten, das nicht dem
Selbstverstaendnis der katholischen Kirche entspreche. Nach der im
vergangenen Jahr veroeffentlichten Erklaerung "Dominus Iesus" der
roemisch-katholischen Glaubenskongregation  sind die reformatorischen
Kirchen nicht Kirchen im eigentlichen Sinn, sondern nur kirchliche
Gemeinschaften.

Die knapp ein Jahr nach der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung
zur Rechtfertigungslehre (GE) veroeffentlichte Erklaerung hatte
Entruestung und Enttaeuschung unter protestantischen ChristInnen
hervorgerufen. "Ich weiss, dass Dominus Iesus von nicht-katholischen
Christen vorsichtig formuliert als unfreundlich empfunden wurde und
sie tief verletzt hat", sagte Kasper auf einer zweitaegigen Konferenz
der evangelischen und katholischen Kirche der Schweiz zur Gemeinsamen
Erklaerung. "Ich selber haette mir einen anderen Ton und eine andere
Sprache gewuenscht."

Die vor zwei Jahren am 31. Oktober 1999 in Augsburg, Deutschland, vom
Vatikan und dem Lutherischen Weltbund (LWB) unterzeichnete Gemeinsame
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) ist Kasper zufolge eine
wichtige Etappe auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirche.
Allerdings sei zur Zeit das gemeinsame Abendmahl der getrennten
ChristInnen noch nicht moeglich. "Aber Gottes Geist wird das Werk der
Einheit, das er begonnen hat, zu Ende fuehren", unterstrich er. Dies
koennte genauso ueberraschend kommen wie der Fall der Berliner Mauer.
Nach der Rechtfertigungslehre des Reformators Martin Luther wird der
Mensch allein aus Gnade durch den Glauben von Gott angenommen und
nicht auf Grund seiner guten Werke und Verdienste. Sie war
Ausgangspunkt der Kirchenspaltung im 16. Jahrhundert.

Der Tuebinger evangelische Theologe Eberhard Juengel plaedierte
dafuer, dass sich die getrennten ChristInnen die noch immer
bestehenden "beachtlichen konfessionellen Differenzen" ungeschminkt
vor Augen fuehrten. Verantwortliche Theologie werde dann alles
versuchen, um die konkreten Beziehungen zwischen den Kirchen zu
entschaerfen. Sie werde sich zu fruchtbarem kreativen Streit
provozieren lassen. "Nicht jede Sachdifferenz noetigt zur
Gegnerschaft", betonte er. Es gebe auch solche Differenzen, die
auszuhalten zum Reichtum der Christenheit gehoere. (372 Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Informationen des epd - Evangelischer
Pressedienst.)

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