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Argentinien: La-Plata-Kirche sieht Verschuldung als Kernproblem der Wirtschaftskrise
From
"Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date
Fri, 16 Nov 2001 08:42:32 -0600
"Es gibt Verlierer und Gewinner der Globalisierung"
Genf, 16. November 2001 (LWI) - Die gegenwaertige schwere
Wirtschaftskrise in Argentinien geht nach Ansicht der Evangelischen
Kirche am La Plata hauptsaechlich auf die Verschuldung zurueck. "Die
hohen Auslandsschulden sind das Kernproblem", sagte Kirchenpraesident
Juan Pedro Schaad am 15. November gegenueber der Lutherischen
Welt-Information (LWI) bei einem Besuch des Lutherischen Weltbundes
(LWB) in Genf.
Seine Kirche versuche im Rahmen eines oekumenischen Netzwerkes
zusammen mit der katholischen Kirche herauszufinden, welcher Teil der
Schulden bei den internationalen Finanzinstitutionen und Privatbanken
ueberhaupt legal sei. Zum Beispiel seien die Schulden aus der Zeit
der Militaerdiktatur eindeutig illegal. Ausserdem muesse ein ethisch
bedenklicher "krimineller" Zinssatz von durchschnittlich 14 Prozent
bezahlt werden, kritisierte er.
Ein Teilerlass der Schulden, die sich auf mehr als 130 Milliarden
US-Dollar belaufen, waere laut Schaad zwar wuenschenswert, wuerde
aber die strukturellen Probleme von neoliberalem Wirtschaftssystem
und Globalisierung nicht loesen. "Es gibt Verlierer und Gewinner der
Globalisierung", mahnte er. Waehrend die Laender des Nordens ihre
industriellen Produkte ungehindert auf den argentinischen Markt
braechten, errichteten sie Zollbarrieren fuer Schuhe, Textilien,
Fleisch und andere Waren, die in Argentinien guenstig produziert
wuerden. "Frueher waren wir einmal ein reiches Land", erinnerte
Kirchenpraesident Schaad an vergangene Jahrzehnte.
Die Evangelische Kirche am La Plata, zu der auch Gemeinden in Uruguay
und Paraguaygehoeren, hat nach Angaben des Praesidenten mehrfach mit
kritischen Erklaerungen zu Wirtschaftsfragen Stellung genommen.
Ausserdem engagiere sie sich stark fuer die Menschenrechte und gegen
Straflosigkeit bei staatlichen Verbrechen wie zur Zeit der
Militaerdiktatur von 1976 bis 1983. In der Zeit waren Folterungen,
Ermordungen und Entfuehrungen von Oppositionellen an der
Tagesordnung. "Es gibt zunehmend das Beduerfnis in unserer
Gesellschaft, dass dieses Thema nicht unter der Decke gehalten wird",
berichtete Schaad.
In juengster Zeit uebte er scharfe Kritik an den US-Bombardierungen
in Afghanistan. In einem Seelsorgerbrief an die Kirchenmitglieder
verurteilte er jegliche Terrorhandlungen und bezog sich auf "die, die
Tausende Menschen in New York und Washington getoetet haben als auch
die, die von Vergeltungsmassnahmen eines Staates gegen ein anderes
Volk ausgehen." Statt Soldaten in einen "abenteuerlichen und
gefaehrlichen Krieg" zu schicken, sollte ueberlegt werden, wie die
Erfahrungen der verschiedenen Kulturen miteinander geteilt werden
koennten, um zusammen in Frieden zu leben.
Die Kirche mit 47.000 Mitgliedern ist eine Minderheitskirche in dem
ueberwiegend katholischen Land in Suedamerika. Die Beziehungen zu
KatholikInnen und den stark wachsenden Pfingstkirchen bezeichnete
Schaad als gut. "Oekumene ist unsere Staerke", unterstrich er.
"Nichts alleine machen, was man gemeinsam machen kann", ist die
Devise der Kirche.
Die La-Plata-Kirche, geht auf EinwandererInnen aus Deutschland und
der Schweiz zurueck. Sie wurde vor rund 100 Jahren gegruendet und ist
seit 1991 Mitglied im Lutherischen Weltbund. (437 Woerter)
(Mit Praesident Juan Pedro Schaad sprach Ulla Jaenicke, Genf.)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt
als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die
mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
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***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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