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Eritrea: Sie wagt sich aus ihrem Schneckenhaus
From
"Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date
Fri, 21 Dec 2001 08:18:09 -0600
LWB unterstuetzt das Recht von Maedchen auf Bildung
Kushet (Eritrea)/Genf, 21. Dezember 2001 (LWI) - Wenn ihre
FreundInnen sie fragen, wie es kam, dass sie als Zweitbeste ihrer
Klasse einen Preis bekam, antwortet die dreizehnjaehrige Almaz Hassen
mit einem freundlichen Laecheln: "Ich habe immer mitgemacht im
Unterricht, bin jedes Wochenende regelmaessig zu den extra
Mathematik- und Englischstunden gegangen und habe immer meine
Aufgaben gemacht." Die Fuenftklaesserin Almaz erzaehlt ihren
FreundInnen auch, dass sie sich an ihre LehrerInnen wandte, wann
immer sie Schwierigkeiten hatte, den Stoff zu verstehen.
Das eritreische Maedchen erfuhr von diesem Unterricht durch ihre
Mutter, Haimanot Berhane, die besorgt war ueber die schlechten
Leistungen ihrer Tochter in Englisch und Mathematik. Haimanot Berhane
wandte sich daher an das Eritrea-Programm der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB), die ein
spezielles Schulbildungsprojekt in Eritrea foerdert.
Almaz besucht jetzt die Tsaada Emba-Grundschule in Kushet, die zu den
25 Grundschulen gehoert, an denen das Projekt fuer eine verbesserte
Teilnahme und Leistung von Maedchen in der Schulbildung laeuft. Das
Projekt wurde im Juli 2000 aufgrund einer Uebereinkunft zwischen dem
Nationalen Bund der Jugend und SchuelerInnen Eritreas (National Union
of Eritrean Youth and Students, NUEYS) und LWB/AWD-Eritrea initiiert.
Es zielt darauf ab, eine positive Haltung Maedchen und Frauen
gegenueber zu schaffen, indem Teilnahme und Leistungen von Maedchen
in der schulischen Bildung verbessert werden.
Sewit Abraham, NUEYS-Referentin fuer dieses Projekt, nennt als dessen
Hauptaktionsbereiche den Einsatz fuer das Recht von Maedchen auf
Bildung durch gross angelegte Kampagnen, Bewusstseinsbildung bei
Eltern und Behoerden, Organisation von Seminaren fuer LehrerInnen und
LeiterInnen sowie Beratung und Begleitung von SchuelerInnen im Rahmen
von Foerderunterricht.
Haimanot Berhane ist entschlossen, ihrer Tochter dabei zu helfen,
ihre Ausbildung fortzusetzen, bis sie ihr Ziel, Ingenieurin zu
werden, erreicht hat. Die sichtlich stolze Mutter sagt von ihrer
Tochter: "Almaz hat grosse Fortschritte gemacht, besonders was die
Kommunikation mit ihrer Umwelt angeht. Sie war ein bisschen
schuechtern und ich habe mir Sorgen um meine gual (Tochter) gemacht,
vielleicht kamen die Probleme daher, dass ihr die Zuwendung ihres
Vater fehlte. Heute stellt sie Fragen und kommuniziert besser. Sie
reagiert selbstsicherer als zuvor." Almaz' Eltern, beide haben sich
aktiv am Befreiungskampf in Eritrea beteiligt, liessen sich vor zehn
Jahren scheiden. Damals war das Maedchen gerade drei Jahre alt. Die
Heranwachsende lebt seither im Haus ihrer Grosseltern
muetterlicherseits im Dorf Kushet in der Naehe der Hauptstadt Asmara.
Gleiche Anerkennung des Beitrags von Maennern und Frauen zum
Befreiungskampf
Berhane arbeitet in einer Tankstelle und verdient monatlich 683 Nakfa
(rund 69 US-Dollar). Dies ist das einzige Einkommen der
fuenfkoepfigen Familie, zu der die Mutter, ihre beiden Toechter und
deren Grosseltern gehoeren. Kuerzlich erhielt die Familie aufgrund
eines neuen Gesetzes, das Frauen und Maennern gleichen Zugang zu
Landbesitz gewaehrt, ein Stueck Land von der Regierung. Diese Politik
will die Leistungen von Frauen und Maennern im 30-jaehrigen Kampf
Eritreas um Unabhaengigkeit von Aethiopien honorieren, der 1991 dem
Land die Selbstaendigkeit brachte.
Berhane schaetzt das Maedchenbildungs-Projekt und leistet gerne jede
moegliche Unterstuetzung fuer dessen Erfolg und Ausbau. "Wir
betreiben diese Schule unter grossen Muehen. Leute wie wir koennen
sich weder private LehrerInnen noch die Privatschule leisten", so die
Mutter.
Die Tsaada Emba-Grundschule in Kushet wurde 1968 gegruendet, musste
aber bis 1979 vier Jahre lang den Schulbetrieb einstellen und diente
in dieser Zeit als Militaerlager. Im Augenblick besuchen diese Schule
960 SchuelerInnen, davon sind 487 Maedchen. Am Anfang waren die
Maedchen schuechtern und trauten sich nicht, am Unterricht
teilzunehmen. Mit zunehmendem Selbstvertrauen jedoch verbesserte sich
auch ihre Teilnahme. Im letzten Schuljahr bestanden ueber 85 Prozent
der Maedchen und 65 Prozent der Jungen ihre Pruefungen. Alle
SchuelerInnen, die am Foerderunterricht teilnahmen, wurden, mit einer
einzigen Ausnahme, in die sechste Klasse versetzt.
Im Schuljahr 2000/2001 nahmen ueber 1.400 SchuelerInnen aktiv am
Foerderunterricht in 18 Oberschulen sowie 25 Mittel- und Grundschulen
in sechs Regionen Eritreas teil. Mehr als 140 LehrerInnen und 43
DirektorInnen unterrichteten bzw. leiteten regelmaessig den
Unterricht. Assistierende ProjektreferentInnen in den Regionen
arbeiten weiter an der Bewusstseinsbildung in der Bevoelkerung,
eingeschlossen Eltern und LehrerInnen. Eine Folge ist, so Akberet
Fre, stellvertretende Entwicklungskoordinatorin von AWD-Eritrea, dass
kein Kind den Unterrichtsbesuch abgebrochen hat sowie 98 Prozent der
Maedchen in diesem Programm das Schuljahr mit im Vergleich besseren
Noten beendet haben.
Dieser Erfolg hat bei manchen Maedchen eine Verheiratung verhindert,
die in diesem Land in sehr jungem Alter ueblich ist. Das Programm
ermoeglicht es den Schuelerinnen, ihr Recht auf Bildung zu
verwirklichen. Es unterstuetzt auch die Regierung Eritreas, ihrer
Verpflichtung gegenueber der Vereinbarung ueber die Rechte des Kindes
der Vereinten Nationen nachzukommen, das sie 1993 unterzeichnete und
ratifiziert hat. (758 Woerter)
* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt
als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die
mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.
***
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