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Neujahrsbotschaft von LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Fri, 21 Dec 2001 09:01:47 -0600

Interreligioeser Dialog gewinnt neuen Schwerpunkt
 und erneute Prioritaet
Neujahrsbotschaft von LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko

Genf, 21. Dezember 2001 (LWI) - In seiner Erklaerung zum neuen Jahr
2002 hat der Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr.
Dr. Ishmael Noko, die zunehmende Bedeutung des interreligioesen
Dialogs betont. In einer Welt, "die erschuettert ist von durch
religioesen Fundamentalismus angefachtem brennenden Hass", gewinne
der interreligioese Dialog einen neuen Schwerpunkt und erneute
Prioritaet, so Noko.

Das vergangene Jahr, "in dem Gewalt und Unrecht in besonderem Masse
augenscheinlich wurden", sei von Veraenderungen und Unsicherheit
gepraegt gewesen. Als Beispiele nennt der LWB-Generalsekretaer unter
anderem die eskalierende Gewalt im Nahen Osten, die Anschlaege in den
USA und den darauffolgenden Militaerschlag in Afghanistan, den
Abschwung in der Weltwirtschaft sowie Wirtschaftskrisen in vielen
Laendern, die sich verschaerfende globale HIV/AIDS-Pandemie,
interreligioese Gewalt in Nigeria und Indonesien, die internationale
Kontroverse ueber die Verantwortung und Rechenschaftspflicht fuer
rassistische Verbrechen der Vergangenheit, katastrophale Erdbeben und
Ueberschwemmungen in Indien und anderswo, die Auseinandersetzungen um
Landbesitz und Macht zum Beispiel in Simbabwe und Brasilien sowie die
wachsende Kluft zwischen Reich und Arm ueberall auf der Welt.

Bei der Weiterfuehrung des interreligioesen Dialogs und der
interreligioesen Beziehungen muesse sichergestellt werden, so Noko,
"dass wir uns von dem Trachten nach gegenseitigem Verstaendnis
zwischen den Voelkern Gottes und nicht von eng gefassten politischen
Zielen leiten lassen". Die lutherischen Kirchen haetten in der
eigenen Tradition noch vieles aufzuarbeiten, "was die Beziehungen zu
Menschen anderer Glaubensrichtungen angeht, wir koennen jedoch auch
viel beitragen zum Bemuehen um interreligioese Verstaendigung".

Im Zeitalter der Globalisierung, in dem Gemeinschaften
zersplitterten, waehrend gleichzeitig die Welt immer kleiner werde,
sei die Gemeinschaft lutherischer Kirchen im LWB ein Geschenk mit
einem Potenzial, den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen, das
bisher noch nicht voll genutzt werde, so der LWB-Generalsekretaer in
seiner Neujahrsbotschaft. Angesichts der offensichtlichen
Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten der wirtschaftlichen
Globalisierung haetten die lutherischen Kirchen die "besondere
Moeglichkeit, als Gemeinschaft zu reagieren, in der sowohl
'GewinnerInnen' als auch 'VerliererInnen' des globalen Marktes sich
um den Tisch des Herrn versammeln". (330 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Neujahrsbotschaft von
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko:

Erklaerung des Generalsekretaers 
des Lutherischen Weltbundes, Dr. Ishmael Noko,
zum neuen Jahr (2002)

An der Schwelle zu einem weiteren neuen Jahr blicken wir zurueck auf
ein Jahr der Veraenderungen und der Unsicherheit, in dem Gewalt und
Unrecht in besonderem Masse augenscheinlich wurden. Das Jahr 2001 war
gepraegt von der eskalierenden Gewalt im Nahen Osten, die kaum
ueberwindbar scheint, von Selbstmordattentaten dort und anderswo auf
der Welt, den Anschlaegen in den Vereinigten Staaten und dem
darauffolgenden Militaerschlag in Afghanistan, einer Weltwirtschaft
im Abschwung und Wirtschaftskrisen in vielen Laendern, einer sich
verschaerfenden globalen HIV/AIDS-Pandemie, interreligioeser Gewalt
in Nigeria und Indonesien, der internationalen Kontroverse ueber die
Verantwortung und Rechenschaftspflicht fuer rassistische Verbrechen
der Vergangenheit, unsicheren Schritten hin zur Demokratie zum
Beispiel im Kosovo, Versuchen, politische und militaerische
FuehrerInnen fuer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschheit in die Verantwortung zu nehmen, gewalttaetigen
Antiglobalisierungsdemonstrationen, katastrophalen Erdbeben und
Ueberschwemmungen in Indien und anderswo, Auseinandersetzungen um
Landbesitz und Macht zum Beispiel in Simbabwe und Brasilien und einer
wachsenden Kluft zwischen Reich und Arm ueberall auf der Welt.

Inmitten dieser unruhigen Zeiten hoeren die Glaeubigen nicht auf,
Gottes Wort zu verkuendigen und Christi Gegenwart zu feiern. Wir
bezeugen weiter die kleinen, alltaeglichen Wunder der Hoffnung und
der Barmherzigkeit. In diesen kleinen, alltaeglichen Wundern, im
stillen Wehen des Geistes, im fortgesetzten Dienst der Glaeubigen
wird inmitten von Verwirrung und Zweifel fuer Momente das kommende
Reich Gottes sichtbar.

Als Kirchen, die in der Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes
vereint sind, teilen wir die Sehnsucht nach tieferen Beziehungen mit
anderen lutherischen Kirchen, um einander so zu staerken in unserer
gemeinsamen Berufung zur Verkuendigung und dazu, das Evangelium von
Jesus Christus zu leben. Gleichzeitig weist uns die Botschaft des
Evangeliums ueber uns selbst hinaus. Unsere Gemeinschaft ist die
Grundlage fuer weiter gefasste Beziehungen des Dialogs und der
Verstaendigung im oekumenischen wie interreligioesen Bereich, hier
stehen wir vor der Aufgabe, ueber unsere eigenen Ueberzeugungen
nachzudenken und unsere Vorurteile zu ueberpruefen.

Im Bereich der oekumenischen Aktivitaeten bereichert die Ernte aus
Entwicklungen wie der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre
und den anglikanisch-lutherischen Uebereinkommen in Nordamerika auch
weiterhin die gesamte oekumenische Bewegung. Im neuen Jahr werden die
lutherischen Kirchen gefordert sein, ihre oekumenischen Beziehungen
zu vertiefen und auszuweiten, mit dem Ziel der sichtbaren Einheit der
Kirche im Blick.

In einer Welt, die erschuettert ist von durch religioesen
Fundamentalismus angefachtem brennenden Hass, gewinnt der
interreligioese Dialog einen neuen Schwerpunkt und erneute
Prioritaet. Bei der Weiterfuehrung des interreligioesen Dialogs und
der interreligioesen Beziehungen muessen wir sicherstellen, dass wir
uns von dem Trachten nach gegenseitigem Verstaendnis zwischen den
Voelkern Gottes und nicht von eng gefassten politischen Zielen leiten
lassen. Wir lutherischen Kirchen haben in unserer eigenen Tradition
noch vieles aufzuarbeiten, was die Beziehungen zu Menschen anderer
Glaubensrichtungen angeht, wir koennen jedoch auch viel beitragen zum
Bemuehen um interreligioese Verstaendigung.

Im Zeitalter der Globalisierung, in dem Gemeinschaften zersplittern,
waehrend gleichzeitig die Welt immer kleiner wird, ist unsere
Gemeinschaft ein Geschenk mit einem Potenzial, den Herausforderungen
unserer Zeit zu begegnen, das bisher noch nicht voll genutzt wird.
Angesichts der offensichtlichen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
der wirtschaftlichen Globalisierung haben wir die besondere
Moeglichkeit, als Gemeinschaft zu reagieren, in der sowohl
"GewinnerInnen" als auch "VerliererInnen" des globalen Marktes sich
um den Tisch des Herrn versammeln.

Bei unserer Reaktion auf die zunehmende HIV/AIDS-Pandemie werden wir
erinnert, dass es die grundlegende Berufung der Kirche ist,
barmherzig zu sein, zu troesten und anzunehmen und nicht etwa zu
verurteilen, auszugrenzen und zu verdraengen. Wir sind
herausgefordert, in Zeiten von HIV/AIDS wahre ZeugInnen der Liebe
Gottes zu sein.

Ich danke Gott fuer alle Kinder, Frauen und Maenner weltweit, die
taeglich die biblische Vision der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, des
Friedens und der Gleichheit bezeugen. Sie sind Gottes ProphetInnen
unter uns. Ich bete darum, dass das Jahr 2002 wachsende Klarheit fuer
diese Vision und Fortschritte auf ihre Erfuellung hin bringen moege
sowie dass wir alle mit dem Geist Gottes gestaerkt werden moegen, im
Glauben den Pruefungen - und den Freuden - zu begegnen, die dieses
neue Jahr bringen wird.
(655 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt
als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die
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Quellenangabe abgedruckt werden.

***
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