From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org
ORK-Generalsekretar wurdigt Rolle der Kirchen in der
From
"Sheila Mesa" <smm@wcc-coe.org>
Date
Fri, 11 Jan 2002 14:41:42 +0100
Krise in Argentinien
Okumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung, PR-02-01
zur Veroffentlichung frei
11. Januar 2002
ORK-Generalsekretar wurdigt Rolle der Kirchen in der Krise in
Argentinien
Angesichts der gegenwartigen Krise in Argentinien hat der
Generalsekretar des Okumenischen Rates der Kirchen (ORK), Dr.
Konrad Raiser, die Rolle der Kirchen, okumenischen Organisationen
und der Zivilgesellschaft gewurdigt. Die Art und Weise wie man
auf die Krise, die letztendlich auch eine "ethische und
spirituelle Krise ist", eingegangen sei, habe ihn tief bewegt,
betonte Raiser in seinem Brief vom 10. Januar 2002 an die Kirchen
in Argentinien.
Gleichzeitig rief Raiser "Christen, Kirchen, andere Religionen
sowie dem Frieden verpflichtete Manner und Frauen" dazu auf, ihre
"Krafte zusammenzulegen und ein gerechteres und solidarischeres
Argentinien aufzubauen und die Beziehungen zu den Landern der
Region zu verstarken". Raiser erinnerte auch die Politiker des
Landes an ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang und betonte,
es gelte, "Korruption, Straffreiheit und Machtmissbrauch zu
uberwinden" und umgehend konkrete Schritte einzuleiten, um
eine echte nationale Versohnung herbeizufuhren, die auf
Gerechtigkeit beruht.
Zu Massenprotesten kam es im Dezember aufgrund der
Wirtschaftsmisere in Argentinien. Der Internationale Wahrungsfond
(IWF) hatte die fallige Auszahlung einer Kredittranche in
Milliardenhohe gestoppt, weil die vereinbarte Schuldengrenze weit
uberzogen worden war. Damit steht das mit 132 Milliarden Dollar
verschuldete Land vor dem Bankrott. Argentinien befindet sich
bereits seit dreieinhalb Jahren in einer schweren Rezession. Die
Arbeitslosigkeit stieg bis Oktober nach amtlichen Angaben auf
18,3 Prozent. Die Regierung des abgetretenen Prasidenten de la
Rua hatte mit drastischen Einschnitten im offentlichen Sektor und
einem strikten Sparkurs reagiert, um die IWF-Kreditvorgaben zu
erfullen.
Es folgt der vollstandige Wortlaut des Briefes von
ORK-Generalsekretar Dr. Konrad Raiser:
"Gnade sei mit euch und Friede!" (1. Thess 1, 1) Dieser Gruss
des Apostels Paulus an die Kirchen hat in der gegenwartigen Zeit
ganz besondere Bedeutung gewonnen!
In den letzten Wochen haben wir in den Nachrichten gesehen,
welch schmerzhaften Prozess Ihr Land, Argentinien, gegenwartig
durchlebt. Die Massenmedien zeigen uns immer wieder Bilder von
den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Burgern und der
Polizei, der Plunderung von Geschaften, Demonstrationen vor dem
Kongressgebaude und der Casa Rosada. Wir sind besturzt uber den
Tod von Dutzenden zumeist junger Manner und Frauen und die
Verhaftung von Tausenden von Menschen. Wir wissen jedoch auch,
dass Christen und Kirchen in Argentinien in dieser kritischen
Zeit fur ihr Land beten und kampfen.
Gemeinsam mit den Kirchen und der okumenischen Bewegung in der
ganzen Welt leiden wir mit Ihnen, und gemeinsam mit Ihnen
versuchen wir, den Aufschrei des Volkes zu horen und die
Gegenwart des Heiligen Geistes zu erkennen in einer Situation,
die von grosser Verwirrung und Zorn und Gewalt gepragt ist, in
der es aber auch Zeichen der Solidaritat gibt und die tiefe Sorge
des argentinischen Volkes um seine Zukunft sichtbar wird. Vom
ersten Moment an haben wir gebetet, dass die demokratischen
Strukturen dieses Landes wiederhergestellt und gestarkt werden.
Wir sagen Gott Dank fur das Zeugnis, das Christen und Kirchen in
Argentinien in dieser schwierigen Zeit ablegen, und bitten ihn,
dass er sie im Glauben, in der Hoffnung und in solidarischer
Liebe bestarken moge.
Das Ausmass der Krise, die Argentinien gegenwartig durchlebt,
ist, wie viele Kenner der Situation sowie Kirchen und okumenische
Einrichtungen hervorgehoben haben, ausserst Besorgnis erregend.
Dies ist vielleicht am deutlichsten darin zum Ausdruck gekommen,
dass innerhalb weniger Tage zwei Staatsprasidenten von ihrem Amt
zuruckgetreten sind. Am schlimmsten ist jedoch, dass Millionen
von Menschen in Argentinien in Armut und Unsicherheit leben, was
weitgehend auf die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre
zuruckzufuhren ist. Es ist nicht unsere Aufgabe, jetzt die
Ursachen dieser Krise zu analysieren, die Sie in allen
Einzelheiten kennen. Wir mochten jedoch zum Ausdruck bringen,
dass diese Situation uns vor die Herausforderung stellt, unsere
ethische und spirituelle Reflexion uber die Rolle und das
Vorgehen fuhrender Politiker, der internationalen
Finanzorganisationen sowie der verschiedenen
zivilgesellschaftlichen Gruppen weiter zu vertiefen, Dies ist
eine Zeit, in der wir uns noch starker fur das Leben, fur
Gerechtigkeit und Solidaritat einsetzen mussen.
Der Protest des argentinischen Volkes und die Art und Weise, wie
die Kirchen, okumenischen Einrichtungen und andere
zivilgesellschaftliche Akteure auf die Krise, die letztendlich
auch eine ethische und spirituelle Krise ist, eingegangen sind,
haben mich tief bewegt. Im Rahmen der Dekade zur Uberwindung von
Gewalt, die zu Beginn des Jahres 2001 eroffnet wurde, rufen wir
Christen, Kirchen, andere Religionen sowie dem Frieden
verpflichtete Manner und Frauen dazu auf, ihre Krafte
zusammenzulegen und ein gerechteres und solidarischeres
Argentinien aufzubauen und die Beziehungen zu den Landern der
Region zu verstarken.Wie Kirchen und andere
zivilgesellschaftliche Gruppen betont haben, ist es unerlasslich,
die Politiker zur Verantwortung zu ziehen, Korruption,
Straffreiheit und Machtmissbrauch zu uberwinden und umgehend
konkrete Schritte einzuleiten, um eine echte nationale Versohnung
herbeizufuhren, die auf Gerechtigkeit beruht. In der
gegenwartigen Situation kann dies nur durch eine Festigung der
Demokratie und durch Achtung und Verteidigung der Menschenrechte
erreicht werden, die Ausdruck unserer Verantwortung fur das Leben
sind, das Gott uns anvertraut hat.
Vor kurzem habe ich in der Weihnachtsbotschaft 2001 geschrieben,
dass *unsere Welt nur durch Gnade und Barmherzigkeit gerettet
werden kann. Gott gibt und vergibt grosszugig und schenkt Leben
und volle Genuge (Joh 10,10) besonders denen, die in unserer
gnadenlosen Welt die Verlierer sind." Diese Logik der
Barmherzigkeit ist der Logik der Macht, der Gewalt und des
Marktes, die allzu haufig unsere Welt regiert, fremd. Und dennoch
ist Gottes Barmherzigkeit aus christlicher Sicht conditio sine
qua non fur die Rechtfertigung des Menschen.
Zusammen mit Christen in aller Welt bete ich darum, dass Sie
Trost und Starke im Glauben finden mogen, und mache mir die Worte
des Psalmisten zu Eigen, dem Angst, Elend und Gewalt nicht fremd
sind: "Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir. Herr, hore meine
Stimme...Meine Seele wartet auf den Herrn, mehr als die Wachter
auf den Morgen...denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel
Erlosung bei ihm" (Psalm 130).
Weitere Informationen erhalten Sie vom Buro der
ORK-Medienbeauftragten,
Tel.: (+41.22) 791.61.53
**********
Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) ist eine Gemeinschaft von
342 Kirchen in uber 100 Landern auf allen Kontinenten und aus
praktisch allen christlichen Traditionen. Die romisch-katholische
Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ORK
zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die
ungefahr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ORK wurde 1948 in
Amsterdam (Niederlande) offiziell gegrundet. An der Spitze der
Mitarbeiterschaft steht Generalsekretar Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.
Okumenischer Rat der Kirchen
ORK-Medienbeauftragte
Tel: (41 22) 791 6153 / 791 6421
Fax: (41 22) 798 1346
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org
Postfach 2100
1211 Genf 2, Schweiz
Browse month . . .
Browse month (sort by Source) . . .
Advanced Search & Browse . . .
WFN Home