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ORK - Dr. Marga Buhrig (1915-2002)
From
"Sheila Mesa" <smm@wcc-coe.org>
Date
Fri, 15 Feb 2002 17:17:22 +0100
Okumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung, PR-02-08
zur Veroffentlichung frei
15. Februar 2002
Dr. Marga Buhrig (1915-2002)
Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) trauert um Dr. Marga
Buhrig, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 12./13.
Februar, im Alter von 86 Jahren in Binningen, Schweiz, verstorben
ist.
Von 1983 bis 1991 gehorte Marga Buhrig - als eine von drei
Frauen - dem achtkopfigen Prasidium des ORKs an. Als Moderatorin
der Vorbereitungsgruppe war sie massgeblich beteiligt an der
Planung und Vorbereitung der ORK-Weltkonferenz zu "Gerechtigkeit,
Frieden und Bewahrung der Schopfung", die 1990 in Seoul, Korea,
stattfand.
Die geburtige Berlinerin wuchs in der Schweiz auf. Sie studierte
Germanistik und Geschichte sowie im Zweitstudium Theologie. Marga
Buhrig zahlt zu den Mitbegrunderinnen des Evangelischen
Frauenbundes der Schweiz und der Bewegung "Frauen fur den
Frieden". Von 1959 bis 1981 arbeitete sie am Evangelischen
Tagungs- und Studienzentrum Boldern, dessen Leiterin sie 1971
wurde. Von 1976 bis 1982 war sie zudem Prasidentin der
Okumenischen Vereinigung der Akademien und Laienzentren in
Europa.
Vor wenigen Jahren hatte die bereits uber 80jahrige anlasslich
einer offentlichen Veranstaltung zwei, wie sie es nannte,
"Lebensstrome" fur sich benannt: die "Frauenbewegung in den
verschiedenen Phasen" und den "tragenden Grund und die befreiende
Bewegung gottlicher Liebe auch in einer Welt voll grauenhafter
Vernichtung und Zerstorung, und die Vision einer
Menschengemeinschaft nach dem Vorbilde Jesu".
Sie sagte damals: "Ich habe mir immer gewunscht, zu Bewegungen
und Gruppierungen zu gehoren, die auch uber meinen Tod hinaus
weitergehen wurden, sozusagen als Bestatigung dafur, dass all
das, was ich mit andern zusammen versucht habe nicht vergeblich
gewesen ist. Nach meiner Uberzeugung ist mir dieser Wunsch
erfullt worden."
ORK-Generalsekretar Dr. Konrad Raiser hat die Verstorbene mit
folgenden Worten gewurdigt:
"Mit Trauer und zugleich tiefer Dankbarkeit nimmt der
Okumenische Rat der Kirchen Abschied von Dr. Marga Buhrig, die
Alter von 86 Jahren gestorben ist. Marga Buhrig war dem
Okumenischen Rat und der okumenischen Bewegung seit ihrer
gastweisen Teilnahme an der Zweiten Vollversammlung des ORK in
Evanston 1954 verbunden. Durch ihre Berufung zur Mitarbeiterin
der Evangelischen Akademie Boldern (1959), deren Leitung sie von
1971-81 innehatte, und durch ihre Mitwirkung in der Okumenischen
Vereinigung der Akademien und Laienzentren in Europa, von 1976-82
als deren Prasidentin, hat sie zahlreiche okumenische Prozesse in
der Schweiz und Europa entscheidend mitgestaltet. Ihr von grosser
Unabhangigkeit gepragtes Engagement galt vor allem der
Frauenbewegung und der aktiven Suche nach Gerechtigkeit und
Frieden. Die Vollversammlung des Okumenischen Rates in Vancouver
(1983) wahlte Marga Buhrig in das achtkopfige Prasidium des
Okumenischen Rates; zum ersten Mal gehorten danach drei Frauen
diesem hochsten Reprasentationsorgan des Okumenischen Rates an.
In der Zeit von 1988-90 war sie zudem Moderatorin der
Vorbereitungsgruppe fur die Weltkonferenz des ORK zu
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schopfung in Seoul und
dann im Februar 1990 eine der Ko-Prasidentinnen dieser Konferenz.
Keine noch so vollstandige Aufzahlung ihrer offiziellen
Wirkungsbereiche und Ehrenamter kann jedoch die ungewohnliche
Ausstrahlung erfassen, die von Marga Buhrig ausging. Sie lebte
aus und in Beziehungen zu anderen Menschen, vor allem Frauen.
Institutionen und Strukturen waren ihr eher fremd; ihr Leben war
bis ins hohe Alter hinein in standiger Bewegung. Sie hat den
Grundimpuls ihres Lebens mit den Worten umschrieben: "Das Leben
leidenschaftlich lieben - Gerechtigkeit leidenschaftlich suchen".
Diese Leidenschaft, mit der sie sich uber viele Konventionen und
Vorurteile hinwegsetzte, hat sie als einen befreienden und
ermutigenden Impuls mehreren Generationen von Frauen
weitervermittelt. Sie, die ihre Autobiographie 1987 unter dem
Titel "Spat habe ich gelernt, gerne Frau zu sein"
veroffentlichte, hat ungezahlten Frauen weit uber das
kirchlich-okumenische Umfeld hinaus Mut gemacht, ein
selbstbewusstes Leben als Frauen zu fuhren. Schon sehr fruh wurde
sie daher zu einer Wegbereiterin der feministischen Theologie und
der Suche nach neuen Lebensformen von und fur Frauen im Raum der
Kirche.
Ihr lebenslanges Engagement in der okumenischen Bildungsarbeit
mit Laien weckte zugleich ihre Leidenschaft fur Gerechtigkeit und
Frieden. Ihre Grundausrichtung auf ein Leben in Beziehung machte
sie zutiefst misstrauisch gegenuber Macht- und
Herrschaftsstrukturen in Kirche und Gesellschaft. Als
Mitbegrunderin der Bewegung "Frauen fur den Frieden" in der
Schweiz zog sie die Kritik politisch einflussreicher Kreise in
ihrem Lande auf sich. Sie war uberzeugt, dass Frauen durch ihre
Lebenserfahrung einen unverwechselbaren Beitrag zur Losung von
Konflikten leisten konnen, der bislang nicht wirklich zum Tragen
gekommen ist. Der konziliare Prozess fur Gerechtigkeit, Frieden
und die Bewahrung der Schopfung war daher das letzte grosse
Anliegen ihres bewegten Lebens. Gegen viele Widerstande hat sie
sich fur diese grosse okumenische Vision eingesetzt, die fur sie
zutiefst verbunden war mit der biblischen Vision vom Reich
Gottes.
Marga Buhrig hat nie eine offentliche Fuhrungsrolle gesucht.
Auch gegen die Wahl ins Prasidium des Okumenischen Rates hat sie
sich zunachst gewehrt. Jede Beteiligung an Strukturen der
Machtausubung und der Herrschaft uber andere war ihr zuwider.
Aber gerade in dieser Haltung einer inneren und zutiefst
geistlichen Unabhangigkeit und Grosszugigkeit, die bereit ist,
Macht zu teilen und Chancengleichheit und Partizipation gerade
fur die am Rande zu ermoglichen, hat sie tiefe Spuren im Leben
von vielen Menschen - Frauen und Mannern - hinterlassen. Als eine
Quelle von Ermutigung wird ihr Leben nachwirken. Ihre
okumenischen Weggefahrten und Weggefahrtinnen werden ihr ein
dankbares Andenken bewahren.
Weitere Informationen erhalten Sie von: Karin Achtelstetter,
Medienbeauftragte,
Tel.: (+41.22) 791.61.53 Handy: (+41) 79.284.52.12
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Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) ist eine Gemeinschaft von
342 Kirchen in uber 100 Landern auf allen Kontinenten und aus
praktisch allen christlichen Traditionen. Die romisch-katholische
Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ORK
zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die
ungefahr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ORK wurde 1948 in
Amsterdam (Niederlande) offiziell gegrundet. An der Spitze der
Mitarbeiterschaft steht Generalsekretar Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.
Okumenischer Rat der Kirchen
ORK-Medienbeauftragte
Tel: (41 22) 791 6153 / 791 6421
Fax: (41 22) 798 1346
E-Mail: ka@wcc-coe.org
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Postfach 2100
1211 Genf 2, Schweiz
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