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Liberia: Zehntausende Menschen auf der Flucht


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 04 Mar 2002 08:43:58 -0600

LWB unterstuetzt Fluechtlinge nach erneutem Ausbruch von Kaempfen

Monrovia (Liberia)/Genf, 3. Maerz 2002 (LWI) - Neu aufflammende
Gefechte zwischen Regierungstruppen und Rebellen in Liberia haben
Zehntausende Menschen in die Flucht getrieben. Der Sprecher des
UN-Fluechtlingshilfswerks (UNHCR), Kris Janowski, berichtet von
allein rund 10.000 Fluechtlingen, die seit Anfang Februar Zuflucht
jenseits der Grenze in Sierra Leone gesucht haetten. Nach
Medienberichten sollen taeglich zwischen drei- und fuenfhundert
Menschen in dem Nachbarland Liberias ankommen.

Auf der Flucht vor den erneuten Kampfhandlungen im Norden der
liberianischen Hauptstadt Monrovia sind auch Tausende Menschen aus
Sierra Leone, die ihrerseits vor den Kaempfen in ihrem Land Schutz
in Liberia gesucht hatten. Die Mehrzahl der Fluechtlinge ist nach
Angaben des UN-Fluechtlingshilfswerks innerhalb der Grenzen
Liberias unterwegs. Rund 20.000 Fluechtlinge verliessen Mitte
Februar Bong Mines und fluechteten ins rund 20 Kilometer entfernte
Kakata. HelferInnen berichten, dass inzwischen sauberes
Trinkwasser und Nahrungsmittel knapp werden.

Kaempfe werden auch um die Stadt Klay und den wichtigen
Verkehrsknoten Klay Junction noerdlich von Monrovia gemeldet. Die
Regierung gibt an, Klay werde wieder von der Armee kontrolliert.
Nach der neuen Offensive der Rebellen Anfang Februar hatte
Praesident Charles Taylor den Notstand in dem westafrikanischen
Land ausgerufen. Die Rebellen kontrollieren nach eigenen Angaben
einen Grossteil des Nordwestens von Liberia.

MitarbeiterInnen der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Liberia berichteten, dass bereits
Anfang Dezember letzten Jahres rund 5.000 Menschen aus Bopolu rund
85 km noerdlich von Monrovia vor Angriffen der
Rebellenorganisation "Vereintes Liberia fuer Aussoehnung und
Demokratie" fliehen mussten. In Bopolu hatten viele Fluechtlinge
angefangen, kleine Farmen anzulegen, die Geraete wurden von
LWB/AWD zur Verfuegung gestellt. Als der Laerm schwerer Artillerie
immer naeher kam und die Rebellen in Richtung Geingba vorrueckten,
verliessen die Menschen panikartig das Lager.

Die meisten der Binnenvertriebenen flohen in Richtung Tubmanburg
suedlich von Bopolu. Vor allem Frauen, Kinder und aeltere Menschen
verliessen das Krisengebiet. Das Laenderprogramm des LWB/AWD
Liberia, eine der wichtigsten Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
in Bopolu, war die letzte Organisation, die das Lager Anfang
Dezember verlassen musste. Die MitarbeiterInnen von LWB/AWD
stellten den Fluechtlingen am Rande von Tubmanburg provisorische
Unterkuenfte, Wasser und sanitaere Anlagen zur Verfuegung und
verteilten Hilfsgueter, wie Kochgeraete und Kleidung. Inzwischen
musste auch Tubmanburg geraeumt werden, die Stadt wurde ausgeraubt
und ist menschenleer.

Gemeinsam mit der Lutherischen Kirche in Liberia (LKL) war LWB/AWD
in Liberia seit Beginn des Buergerkrieges im Dezember 1989 taetig.
Nahrungsmittelhilfe, Bereitstellung von Unterkuenften und
medizinische Unterstuetzung sind wichtige Aspekte dieses
Programms. LWB/AWD foerdert den Wiederaufbau der Infrastruktur
sowie integrierte Entwicklungsprojekte, die die
Landwirtschaftsproduktion steigern und zur Einnahmensfoerderung
beitragen sollen. Die LKL mit ueber 71.000 Mitgliedern ist seit
1966 Mitgliedskirche des LWB.

Einer der Schwerpunkte der Arbeit von LWB/AWD in Liberia gilt der
Traumaheilung und Versoehnung zwischen Opfern und TaeterInnen. Zu
den Aktivitaeten gehoeren Initiativen zur Wiedereingliederung in
die Gesellschaft wie Abruestung, Demobilisierung und
Reintegration, die Wiedervereinigung und Wiederansiedlung von
Familien und vertriebenen Kindern sowie die Wiederherstellung der
Sicherung ausreichender Nahrungsmittelproduktion durch
Landwirtschaftsentwicklung und Einkommensfoerderung fuer Frauen.
Ausser der direkten Hilfe fuer Traumageschaedigte soll ueber das
Programm die Kapazitaet vor Ort durch die Organisation von Kursen
fuer die Ausbildung von LehrerInnen verbessert werden.

Ende 1989 begann der Buergerkrieg der Nationalen Patriotischen
Front (NPFL) unter Taylor gegen den in Liberia herrschenden
General Samuel Doe. Binnen eines Jahres eroberte die NPFL weiter
Teile des Landes, Doe wurde 1990 hingerichtet. Erst nach einem
Dutzend Friedensabkommen gelang es 1996, den Buergerkrieg
beizulegen. Er hatte zwischen 150.000 und 200.000 Menschenleben
gekostet. 1,5 Millionen LiberianerInnen, fast die Haelfte der
EinwohnerInnen, waren in Nachbarlaender geflohen. (579 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
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Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
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